Siegfried

Richard Wagner

Act 1

Scene 1

Wald.
Den Vordergrund bildet ein Teil einer Felsenhöhle, die sich links tiefer nach innen zieht, nach rechts aber gegen drei Vierteile der Bühne einnimmt. Zwei natürlich gebildete Eingänge stehen dem Walde zu offen: der eine nach rechts, unmittelbar im Hintergrunde, der andere, breitere, ebenda seitwärts. An der Hinterwand, nach links zu, steht ein grosser Schmiedeherd, aus Felsstücken natürlich geformt; künstlich ist nur der grosse Blasebalg: die rohe Esse geht - ebenfalls natürlich - durch das Felsendach hinauf. Ein sehr grosser Amboss und andre Schmiedegerätschaften.
A forest
The foreground represents part of a cave in the rocks, extending inwards more deeply to the left, but occupying about three-quarters of the stagedepth to the right. There are two natural entrances to the forest, the one to the right opening directly, and the other, broader one opening sideways, to the background. On the rear wall, to the left, is a large smith’s forge, formed naturally from pieces of rock; only the large bellows are artificial. A rough chimney, also natural, passes through the roof of the cave. A very large anvil and other smith’s tools.

MIME:
(sitzt, als der Vorhang nach einem
kurzen Orchestervorspiel aufgeht,
am Ambosse und hämmert mit
wachsender Unruhe an einem
Schwerte: endlich hält er unmutig ein)


Zwangvolle Plage!
Müh' ohne Zweck!
Das beste Schwert,
das je ich geschweisst,
in der Riesen Fäusten
hielte es fest;
doch dem ich's geschmiedet,
der schmähliche Knabe,
er knickt und schmeisst es entzwei,
als schüf' ich Kindergeschmeid!

(Mime wirft das Schwert unmutig
auf den Amboss, stemmt die Arme
ein und blickt sinnend zu Boden)


Es gibt ein Schwert,
das er nicht zerschwänge:
Notungs Trümmer
zertrotzt' er mir nicht,
könnt' ich die starken
Stücke schweissen,
die meine Kunst
nicht zu kitten weiss!
Könnt' ich's dem Kühnen schmieden,
meiner Schmach erlangt' ich da Lohn!

(Er sinkt tiefer zurück und
neigt sinnend das Haupt)


Fafner, der wilde Wurm,
lagert im finstren Wald;
mit des furchtbaren Leibes Wucht
der Niblungen Hort
hütet er dort.
Siegfrieds kindischer Kraft
erläge wohl Fafners Leib:
des Niblungen Ring
erränge er mir.
Nur ein Schwert taugt zu der Tat;
nur Notung nützt meinem Neid,
wenn Siegfried sehrend ihn schwingt:
und ich kann's nicht schweissen,
Notung, das Schwert!

(Er hat das Schwert wieder
zurechtgelegt und hämmert in
höchstem Unmut daran weiter)


Zwangvolle Plage!
Müh' ohne Zweck!
Das beste Schwert,
das je ich geschweisst,
nie taugt es je
zu der einzigen Tat!
Ich tappre und hämmre nur,
weil der Knabe es heischt:
er knickt und schmeisst es entzwei,
und schmäht doch, schmied' ich ihm nicht!

(Er lässt den Hammer fallen)
MIME:
(sits at the anvil
and with increasing anxiety
hammers at a sword;
at length he stops working, in
ill humour)


Wearisome labour!
Work till I drop!
The strongest sword
I struggle to make,
an amazing weapon,
fit for a giant:
but when I have made it,
that insolent Siegfried
just laughs and snaps it in two,
as though I’d made him a toy!

(In ill humour, Mime throws the sword down on
the anvil, places his arms akimbo, and gazes at the
ground in thought.)


I know one sword
that could not be shattered:
Notung’s fragments
he never would break,
if only I could forge
those pieces,
if but my skill
could achieve that deed!
If I could forge those fragments,
all my shame would change into joy!

(He sinks back further
and lowers his head in thought.)


Fafner, the mighty dragon,
lies there within these woods
and protects with his monstrous bulk
the Niblung gold,
guarding it well.
Siegfried’s conquering strength
could quickly lay Fafner low:
the Niblung’s ring
would then come to me.
And one sword’s all that I need,
and Notung only will serve,
when Siegfried deals him the blow:
and I cannot forge it,
Notung, the sword!

(He has readjusted the sword,
and returns to his hammering
in deepest dejection.)


Wearisome labour!
Work till I drop!
The strongest sword
that ever I make
will prove too weak
for that one mighty deed!
I tinker and tap away
because Siegfried commands:
he laughs and snaps it in two,
and scolds me, if I don’t work!

(He lets the hammer fall.)

SIEGFRIED:
(Siegfried, in wilder Waldkleidung, mit einem silbernen Horn
an einer Kette, kommt mit jähem Ungestüm
aus dem Walde herein; er hat einen grossen Bären
mit einen Bastseile gezäumt und treibt diesen
mit lustigem Übermute gegen Mime an)


Hoiho! Hoiho!
Hau' ein! Hau' ein!
Friss ihn! Friss ihn,
Den Fratzenschmied!

(Er lacht unbändig. Mimen entsinkt vor Schreck das Schwert;
er flüchtet hinter den Herd; Siegfried treibt ihm
den Bären überall nach)
SIEGFRIED:
(in rough forest dress, with a silver horn
slung from a chain, comes in boisterously from the
forest. He has bridled a large bear with a bast
rope, and in exuberant high spirits he sets it at
Mime)


Hoiho! Hoiho!
Come in! Come in!
Bite him! Bite him,
the lazy smith!

(He laughs. Mime drops the sword in his fright,
and runs behind the forge. Siegfried urges the bear
to chase him about.)

MIME:
Fort mit dem Tier!
Was taugt mir der Bär?
MIME:
Off with that beast!
Why bring me a bear?

SIEGFRIED:
Zu zwei komm ich,
dich besser zu zwicken:
Brauner, frag' nach dem Schwert!
SIEGFRIED:
He came with me
to teach you to hurry:
Bruin, beg for the sword!

MIME:
He! Lass das Wild!
Dort liegt die Waffe:
fertig fegt' ich sie heut'.
MIME:
Hey! let him go!
There lies your weapon,
forged and finished today.

SIEGFRIED:
So fährst du heute noch heil!

(Er löst dem Bären den Zaum
und gibt ihm damit einen
Schlag auf den Rücken)


Lauf', Brauner!
Dich brauch' ich nicht mehr!

(Der Bär läuft in den Wald zurück)
SIEGFRIED:
Well, then today you are free!

(He releases the bear,
and gives him a flick on the
back with the rope.)


Off, Bruin!
You’re needed no more.

(The bear runs off into the forest.)

MIME:
(kommt zitternd
hinter dem Herde hervor)


Wohl leid' ich's gern,
erlegst du Bären:
was bringst du lebend
die braunen heim?
MIME:
(comes out trembling
from behind the hearth)


To killing bears
I’ve no objection,
but why bring live ones
inside the cave?

SIEGFRIED:
(setzt sich, um sich vom
Lachen zu erholen)


Nach bessrem Gesellen sucht' ich,
als daheim mir einer sitzt;
im tiefen Walde mein Horn
liess ich hallend da ertönen:
ob sich froh mir gesellte
ein guter Freund,
das frug ich mit dem Getön'!
Aus dem Busche kam ein Bär,
der hörte mir brummend zu;
er gefiel mir besser als du,
doch bessre fänd' ich wohl noch!
Mit dem zähen Baste
zäumt' ich ihn da,
dich, Schelm, nach dem Schwerte zu fragen.

(Er springt auf und geht
auf den Amboss zu)
SIEGFRIED:
(sits down to recover from his
laughter)


I wanted a better comrade
than the one I leave at home;
and so I called with my horn,
set the forest glades resounding:
Would I find what I longed for,
a faithful friend?
that’s what I asked with my call!
From the bushes came a bear,
who growled as I played my tune;
and I liked him better than you
though better still I shall find!
So I bridled him
and brought him along
to see if the sword had been finished.

(He jumps up and goes
across to the anvil.)

MIME:
(nimmt das Schwert auf,
um es Siegfried zu reichen)


Ich schuf die Waffe scharf,
ihrer Schneide wirst du dich freun.

(Er hält das Schwert ängstlich
in der Hand fest, das Siegfried
ihm heftig entwindet)
MIME:
(takes the sword
to give it to Siegfried )


I made it keen and sharp,
and its shine will gladden your heart.

(Anxiously he holds
on to the sword, but Siegfried
snatches it from him.)

SIEGFRIED:
Was frommt seine helle Schneide,
ist der Stahl nicht hart und fest?

(das Schwert mit der Hand prüfend)

Hei! Was ist das
für müss'ger Tand!
Den schwachen Stift
nennst du ein Schwert?

(Er zerschlägt es auf dem Amboss,
dass die Stücken ringsum fliegen;
Mime weicht erschrocken aus)


Da hast du die Stücken,
schändlicher Stümper:
hätt' ich am Schädel
dir sie zerschlagen!
Soll mich der Prahler
länger noch prellen?
Schwatzt mir von Riesen
und rüstigen Kämpfen,
von kühnen Taten
und tüchtiger Wehr;
will Waffen mir schmieden,
Schwerte schaffen;
rühmt seine Kunst,
als könnt' er was Rechts:
nehm' ich zur Hand nun,
was er gehämmert,
mit einem Griff
zergreif' ich den Quark!
Wär' mir nicht schier
zu schäbig der Wicht,
ich zerschmiedet' ihn selbst
mit seinem Geschmeid,
den alten albernen Alp!
Des Ärgers dann hätt' ich ein End'!

(Siegfried wirft sich wütend auf eine Steinbank
zur Seite rechts. Mime ist ihm immer vorsichtig ausgewichen.)
SIEGFRIED:
What use is this shiny sharpness
if the steel’s not hard and true!

(testing the sword with his hand )

Hey! what a useless
thing you’ve made!
A feeble pin!
Call it a sword?

(He smashes it on the anvil,
so that the splinters fly about.
Mime shrinks in terror.)


Well, there are the pieces,
blundering boaster;
I should have smashed it
there on your brainpan!
Now will the liar
brag any longer,
talking of giants,
and boldness in battle,
and deeds of daring,
and fearless defence?
And weapons you’ll forge me,
swords you’ll handle,
praising your skill,
and proud of your craft?
Yet will I handle
what you have fashioned
a single blow
destroys all your trash!
If he were not
too mean for my rage,
I should sling in the fire
the smith and his works
the aged doddering dwarf!
My anger would then have an end!

(In a rage Siegfried flings himself down on a stone seat
to the right. Mime has carefully kept out of his way.)

MIME:
Nun tobst du wieder wie toll:
dein Undank, traun, ist arg!
Mach' ich dem bösen Buben
nicht alles gleich zu best,
was ich ihm Gutes schuf,
vergisst er gar zu schnell!
Willst du denn nie gedenken,
was ich dich lehrt' vom Danke?
Dem sollst du willig gehorchen,
der je sich wohl dir erwies.

(Siegfried wendet sich unmutig um,
mit dem Gesicht nach der Wand,
so dass er Mime den Rücken kehrt)


Das willst du wieder nicht hören!

(Er steht verlegen; dann geht er in
die Küche am Herd)


Doch speisen magst du wohl?
Vom Spiesse bring' ich den Braten:
versuchtest du gern den Sud?
Für dich sott ich ihn gar.

(Er bietet Siegfried Speise hin;
dieser, ohne sich umzuwenden,
schmeisst ihm Topf und Braten aus der Hand)
MIME:
Again you rage like a fool,
ungrateful, heartless boy!
Maybe today I’ve failed you;
but when my work is not good
then you at once forget
the good things I have done!
Must I once more remind you
that you should be more grateful?
And you should learn to obey me,
who always showed you such love.

(Siegfried turns away crossly,
his face to the wall,
his back to Mime.)


Now once again you’re not listening!

(He stands perplexed, and then goes to the cooking
pots at the fireplace.)


But food is what you need:
come, try this meat I have roasted;
or would you prefer this soup?
For you, all is prepared.

(He brings food to Siegfried,
who without turning round
knocks bowl and meat out of Mime’s hands.)

SIEGFRIED:
Braten briet ich mir selbst:
deinen Sudel sauf' allein!
SIEGFRIED:
Meat I roast for myself:
you can drink your slops alone!

MIME:
(stellt sich empfindlich.
Mit kläglich kreischender Stimme)


Das ist nun der Liebe
schlimmer Lohn!
Das der Sorgen
schmählicher Sold!
Als zullendes Kind
zog ich dich auf,
wärmte mit Kleiden
den kleinen Wurm:
Speise und Trank
trug ich dir zu,
hütete dich
wie die eigne Haut.
Und wie du erwuchsest,
wartet' ich dein;
dein Lager schuf ich,
dass leicht du schliefst.
Dir schmiedet' ich Tand
und ein tönend Horn;
dich zu erfreun,
müht' ich mich froh:
mit klugem Rate
riet ich dir klug,
mit lichtem Wissen
lehrt' ich dich Witz.
Sitz' ich daheim
in Fleiss und Schweiss,
nach Herzenslust
schweifst du umher:
für dich nur in Plage,
in Pein nur für dich
verzehr' ich mich alter,
armer Zwerg!

(schluchzend)

Und aller Lasten
ist das nun mein Lohn,
dass der hastige Knabe
mich quält und hasst!

(schluchzend)

(Siegfried hat sich wieder umgewendet und
ruhig in Mimes Blick geforscht. Mime begegnet Siegfrieds Blick
und sucht den seinigen scheu zu bergen)
MIME:
(in a querulous screech)


Fine reward
for all my loving care!
Thus the boy repays
what I’ve done!
A whimpering babe,
born in these woods
Mime was kind
to the tiny mite;
feeding you well,
keeping you warm,
sheltering you safe
as my very self.
And as you grew older
I was your nurse;
when you were sleepy
I smoothed your bed.
I made you nice toys
and that shining horn,
toiling away,
trying to please:
my clever counsels
sharpened your wits;
I tried to make you
crafty and bright.
Staying at home
I slave and sweat,
while you go
wandering around.
I toil for your pleasure,
think only of you,
I wear myself out
a poor old dwarf!

(sobbing)

Then you repay me
for all that I’ve done
with your furious scolding
and scorn and hate!



(Siegfried has turned round again and looks
steadily into Mime’s eyes. Mime encounters his gaze
and tries timidly to conceal his own.)

SIEGFRIED:
Vieles lehrtest du, Mime,
und manches lernt' ich von dir;
doch was du am liebsten mich lehrtest,
zu lernen gelang mir nie:
wie ich dich leiden könnt'.
Trägst du mir Trank
und Speise herbei,
der Ekel speist mich allein;
schaffst du ein leichtes
Lager zum Schlaf,
der Schlummer wird mir da schwer;
willst du mich weisen,
witzig zu sein,
gern bleib' ich taub und dumm.
Seh' ich dir erst
mit den Augen zu,
zu übel erkenn' ich,
was alles du tust:
seh' ich dich stehn,
gangeln und gehn,
knicken und nicken,
mit den Augen zwicken:
beim Genick möcht' ich
den Nicker packen,
den Garaus geben
dem garst'gen Zwicker!
So lernt' ich, Mime, dich leiden.
Bist du nun weise,
so hilf mir wissen,
worüber umsonst ich sann:
in den Wald lauf' ich,
dich zu verlassen,
wie kommt das, kehr ich zurück?
Alle Tiere sind
mir teurer als du:
Baum und Vogel,
die Fische im Bach,
lieber mag ich sie
leiden als dich:
wie kommt das nun, kehr' ich zurück?
Bist du klug, so tu mir's kund.
SIEGFRIED:
Much you’ve taught to me, Mime,
and many things have I learnt;
but one thing you most long to teach me,
that lesson I never learn:
how not to loathe your sight.
When you bring food
and offer me drink,
my hunger turns to disgust;
when you prepare
soft beds for my rest,
then sleep is driven away;
when you would make me
clever and wise,
I would be deaf and dull.
I am repelled
by the sight of you;
I see that you’re evil
in all that you do.
I watch you stand,
shuffle and nod,
shrinking and slinking,
with your eyelids blinking
by your nodding neck
I’d like to catch you,
and end your shrinking,
and stop your blinking!
So deeply, Mime, I loathe you.
If you’re so clever,
then tell me something
which long I have sought in vain:
through the woods roaring,
trying to avoid you
what is it that makes me return?
Everything to me
is dearer than you:
birds in branches
and fish in the brook
all are dear to me,
far more than you.
What is it then makes me return?
If you’re wise, then tell me that.

MIME:
(setzt sich in einiger Entfernung
ihm traulich gegenüber)


Mein Kind, das lehrt dich kennen,
wie lieb ich am Herzen dir lieg'.
MIME:
(sits facing him, familiarly,
a little way off)


My child, that shows quite clearly
how dear to your heart I must be.

SIEGFRIED:
(lachend)

Ich kann dich ja nicht leiden,
vergiss das nicht so leicht!
SIEGFRIED:
(laughing)

I cannot bear the sight of you
have you forgotten that?

MIME:
(fährt zurück und setzt sich wieder
abseits, Siegfried gegenüber)


Des ist deine Wildheit schuld,
die du, Böser, bänd'gen sollst.
Jammernd verlangen Junge
nach ihrer Alten Nest;
Liebe ist das Verlangen;
so lechzest du auch nach mir,
so liebst du auch deinen Mime,
so musst du ihn lieben!
Was dem Vögelein ist der Vogel,
wenn er im Nest es nährt
eh' das flügge mag fliegen:
das ist dir kind'schem Spross
der kundig sorgende Mime,
das muss er dir sein!
MIME:
(shrinks back, and sits down again at the
side, facing Siegfried)


That comes from your wild young heart,
from the wildness you must tame.
Young ones are ever yearning
after their parents’ nest;
love’s the cause of that yearning:
and that’s why you yearn for me:
you love your dear old Mime
you must learn to love me!
What the mother-birds are to fledglings,
while in the nest they lie,
long before they can flutter,
such to you, dearest child,
is wise and careful old Mime
such must Mime be!

SIEGFRIED:
Ei, Mime, bist du so witzig,
so lass mich eines noch wissen!
Es sangen die Vöglein
so selig im Lenz,
das eine lockte das andre:
du sagtest selbst,
da ich's wissen wollt',
das wären Männchen und Weibchen.
Sie kosten so lieblich,
und liessen sich nicht;
sie bauten ein Nest
und brüteten drin:
da flatterte junges
Geflügel auf,
und beide pflegten der Brut.
So ruhten im Busch
auch Rehe gepaart,
selbst wilde Füchse und Wölfe:
Nahrung brachte
zum Neste das Männchen,
das Weibchen säugte die Welpen.
Da lernt' ich wohl,
was Liebe sei:
der Mutter entwandt' ich
die Welpen nie.
Wo hast du nun, Mime,
dein minniges Weibchen,
dass ich es Mutter nenne?
SIEGFRIED:
Hey, Mime, if you’re so clever,
there’s something else you can teach me!
The birds were singing
so sweetly in spring,
their songs were loving and tender:
and you replied,
when I asked you why,
that they were fathers and mothers.
They chattered so fondly,
and never apart;
then building a nest,
they brooded inside,
and soon little fledglings
were fluttering there;
the parents cared for the brood.
And here in the woods
the deer lay in pairs,
and savage foxes and wolves, too:
food was brought to the den
by the father,
the mother suckled the young ones.
I learnt from them
what love must be;
I never disturbed them
or stole their cubs.
You must tell me, Mime,
where your dear little wife is.
Where is my mother, tell me!

MIME:
(ärgerlich)

Was ist dir, Tor?
Ach, bist du dumm!
Bist doch weder Vogel noch Fuchs?
MIME:
(crossly)

Why do you ask?
Don’t be so dull!
For you’re not a bird or a fox!

SIEGFRIED:
Das zullende Kind
zogest du auf,
wärmtest mit Kleiden
den kleinen Wurm:
wie kam dir aber
der kindische Wurm?
Du machtest wohl gar
ohne Mutter mich?
SIEGFRIED:
‘A whimpering babe,
born in these woods,
Mime was kind
to the tiny mite…’
But who created
that whimpering babe?
For making a babe
needs a mother too!

MIME:
(in grosser Verlegenheit)

Glauben sollst du,
was ich dir sage:
ich bin dir Vater
und Mutter zugleich.
MIME:
(in great embarrassment)

I’ll explain it,
try to believe me:
I’m your father
and mother in one.

SIEGFRIED:
Das lügst du, garstiger Gauch!
Wie die Jungen den Alten gleichen,
das hab' ich mir glücklich ersehn.
Nun kam ich zum klaren Bach:
da erspäht' ich die Bäum'
und Tier' im Spiegel;
Sonn' und Wolken,
wie sie nur sind,
im Glitzer erschienen sie gleich.
Da sah ich denn auch
mein eigen Bild;
ganz anders als du
dünkt' ich mir da:
so glich wohl der Kröte
ein glänzender Fisch;
doch kroch nie ein Fisch aus der Kröte!
SIEGFRIED:
You’re lying, foul little dwarf!
Every young one is like his parents;
I know, for I’ve seen it myself.
One day in the shining stream
I could see every tree
and forest creature,
sun and shadow,
just as they are,
reflected below in the brook.
And there in the stream
I saw my face
it wasn’t like yours,
not in the least,
no more than a toad
resembles a fish.
No fish had a toad for a father!

MIME:
(höchst ärgerlich)

Gräulichen Unsinn
kramst du da aus!
MIME:
(much vexed)

What an absurd
and stupid idea!

SIEGFRIED:
(immer lebendiger)

Siehst du, nun fällt
auch selbst mir ein,
was zuvor umsonst ich besann:
wenn zum Wald ich laufe,
dich zu verlassen,
wie das kommt, kehr' ich doch heim?

(er springt auf)

Von dir erst muss ich erfahren,
wer Vater und Mutter mir sei!
SIEGFRIED:
(with increasing animation)

See here, at last
it’s clear to me,
what before I pondered in vain:
through the woods I wandered
trying to avoid you
do you know why I returned?

(He leaps up.)

Because you alone can inform me
what father and mother are mine!

MIME:
(weicht ihm aus)

Was Vater! Was Mutter!
Müssige Frage!
MIME:
(shrinking from him)

What father? What mother?
Meaningless question!

SIEGFRIED:
(packt ihn bei der Kehle)

So muss ich dich fassen,
um was zu wissen:
gutwillig
erfahr' ich doch nichts!
So musst' ich alles
ab dir trotzen:
kaum das Reden
hätt' ich erraten,
entwandt ich's mit Gewalt
nicht dem Schuft!
Heraus damit,
räudiger Kerl!
Wer ist mir Vater und Mutter?
SIEGFRIED:
(seizes him by the throat)

Well then I must choke you,
force you to tell me!
All kindness
is wasted on you!
You’ll only answer
when I thrash you.
If I had not taught you
to teach me,
I would not even know
how to speak!
Now out with it,
rascally wretch!
Who was my father and mother?

MIME:
(nachdem er mit dem Kopfe genickt
und mit den Händen gewinkt, ist von
Siegfried losgelassen worden)


Ans Leben gehst du mir schier!
Nun lass! Was zu wissen dich geizt,
erfahr' es, ganz wie ich's weiss.
O undankbares,
arges Kind!
Jetzt hör', wofür du mich hassest!
Nicht bin ich Vater
noch Vetter dir,
und dennoch verdankst du mir dich!
Ganz fremd bist du mir,
dem einzigen Freund;
aus Erbarmen allein
barg ich dich hier:
nun hab' ich lieblichen Lohn!
Was verhofft' ich Thor mir auch Dank?
Einst lag wimmernd ein Weib
da draussen im wilden Wald:
zur Höhle half ich ihr her,
am warmen Herd sie zu hüten.
Ein Kind trug sie im Schosse;
traurig gebar sie's hier;
sie wand sich hin und her,
ich half, so gut ich konnt'.
Gross war die Not! Sie starb,
doch Siegfried, der genas.
MIME:
(having nodded his head
and made signs with his hands,
is released by Siegfried)


You nearly choked me to death!
Let go! What you’re eager to learn
I’ll tell you, all that I know.
O hard-hearted
ungrateful child!
Now hear, and learn why you hate me!
I’m not your father,
not kin to you,
and yet you owe everything to me!
You’re no kin to me,
and yet I was kind,
and my pity alone
gave you this home:
a fine reward I receive!
What a stupid fool I have been!
I found once in the wood
a woman who lay and wept:
I helped her here to my cave,
and by the fire there I warmed her.
A child stirred in her body;
sadly she gave it birth.
That birth was cruel and hard;
I helped as best I could.
Great was her pain! She died.
But Siegfried, your were born.

SIEGFRIED:
(Siegfried steht sinnend)

So starb meine Mutter an mir?
SIEGFRIED:
(lost in thought)

She died, my mother, through me?

MIME:
Meinem Schutz übergab sie dich:
ich schenkt' ihn gern dem Kind.
Was hat sich Mime gemüht,
was gab sich der Gute für Not!
"Als zullendes Kind
zog ich dich auf..."
MIME:
To my charge she entrusted the child:
I gladly cared for you.
What love I lavished on you!
What kindness and care you received!
‘A whimpering babe,
born in these woods…’

SIEGFRIED:
Mich dünkt, des gedachtest du schon!
Jetzt sag': woher heiss' ich Siegfried?
SIEGFRIED:
I think I have heard that before!
But say: why am I called Siegfried?

MIME:
So hiess mich die Mutter,
möcht' ich dich heissen:
als "Siegfried" würdest
du stark und schön.
"Ich wärmte mit Kleiden
den kleinen Wurm...."
MIME:
The wish of your mother
that’s what she told me:
as ‘Siegfried’ you would grow
strong and fair.
‘And Mime was kind
to the tiny mite…’

SIEGFRIED:
Nun melde, wie hiess meine Mutter?
SIEGFRIED:
Now tell me the name of my mother.

MIME:
Das weiss ich wahrlich kaum!
"Speise und Trank
trug ich dir zu...."
MIME:
Her name I never knew.
‘Feeding you well,
keeping you warm…’

SIEGFRIED:
Den Namen sollst du mir nennen!
SIEGFRIED:
Her name I told you to tell me!

MIME:
Entfiel er mir wohl? Doch halt!
Sieglinde mochte sie heissen,
die dich in Sorge mir gab.
"Ich hütete dich
wie die eigne Haut...."
MIME:
Her name I forget. No, wait!
Sieglinde, now I remember;
I’m sure that that was her name.
‘And sheltering you safe
as my very self…’

SIEGFRIED:
(immer dringender)

Dann frag' ich, wie hiess mein Vater?
SIEGFRIED:
(even more urgently)

Now tell me, who was my father?

MIME:
(barsch)

Den hab' ich nie gesehn.
MIME:
(roughly)

His name I never knew!

SIEGFRIED:
Doch die Mutter nannte den Namen?
SIEGFRIED:
Did my mother say what his name was?

MIME:
Erschlagen sei er,
das sagte sie nur;
dich Vaterlosen
befahl sie mir da:
"und wie du erwuchsest,
wartet' ich dein;
dein Lager schuf ich,
dass leicht du schliefst...."
MIME:
He fell in battle,
that’s all that she said.
The tiny orphan
was left in my care;
‘And as you grew older
I was your nurse;
when you were sleepy
I smoothed your bed…’

SIEGFRIED:
Still mit dem alten
Starenlied!
Soll ich der Kunde glauben,
hast du mir nichts gelogen,
so lass mich Zeichen sehn!
SIEGFRIED:
Stop that eternal
snivelling!
If I am to trust your story,
if truth at last you’re speaking,
then I must see some proof!

MIME:
Was soll dir's noch bezeugen?
MIME:
But what proof can I show you?

SIEGFRIED:
Dir glaub' ich nicht mit dem Ohr',
dir glaub' ich nur mit dem Aug':
welch Zeichen zeugt für dich?
SIEGFRIED:
I trust you not with my ears;
my eyes alone I’ll believe:
what witness can you show?

MIME:
(holt nach einigem Besinnen
die zwei Stücke eines zerschlagenen
Schwerts herbei)


Das gab mir deine Mutter:
für Mühe, Kost und Pflege
liess sie's als schwachen Lohn.
Sieh' her, ein zerbrochnes Schwert!
Dein Vater, sagte sie, führt' es,
als im letzten Kampf er erlag.
MIME:
(reflects for a moment,
and then fetches the
two pieces of a broken sword)


This, this your mother gave me;
for payment, food, and service,
this was my wretched wage.
Look here, just a broken sword!
She said your father had borne it
when he fought his last, and was killed.

SIEGFRIED:
(begeistert)

Und diese Stücke
sollst du mir schmieden:
dann schwing' ich ein rechtes Schwert!
Auf! Eile dich, Mime!
Mühe dich rasch;
kannst du was Rechts,
nun zeig' deine Kunst!
Täusche mich nicht
mit schlechtem Tand:
den Trümmern allein
trau' ich was zu!
Find' ich dich faul,
fügst du sie schlecht,
flickst du mit Flausen
den festen Stahl,
dir Feigem fahr' ich zu Leib',
das Fegen lernst du von mir!
Denn heute noch, schwör' ich,
will ich das Schwert;
die Waffe gewinn' ich noch heut'!
SIEGFRIED:
(excited)

And now these fragments
Mime will forge me:
I’ve found my father’s sword!
So! hurry up, Mime!
Back to your work;
show me your skill;
employ all your craft!
Cheat me no more
with worthless trash.
These fragments alone
serve for my sword!
But if I find
flaws in your work,
if you should spoil it,
this splendid steel,
you’ll feel my blows on your hide;
I’ll make you shine like the steel!
Today, I swear, hear me!
I will have my sword;
the weapon today shall be mine.

MIME:
(erschrocken)

Was willst du noch heut' mit dem Schwert?
MIME:
(alarmed)

But why do you need it today?

SIEGFRIED:
Aus dem Wald fort
in die Welt ziehn:
nimmer kehr' ich zurück!
Wie ich froh bin,
dass ich frei ward,
nichts mich bindet und zwingt!
Mein Vater bist du nicht;
in der Ferne bin ich heim;
dein Herd ist nicht mein Haus,
meine Decke nicht dein Dach.
Wie der Fisch froh
in der Flut schwimmt,
wie der Fink frei
sich davon schwingt:
flieg' ich von hier,
flute davon,
wie der Wind übern Wald
weh' ich dahin,
dich, Mime, nie wieder zu sehn!

(Er stürmt in den Wald fort)
SIEGFRIED:
Through the wide world
I shall wander,
never more to return!
I am free now,
I can leave you,
nothing binds me to you!
My father you are not,
in the world I’ll find my home;
your hearth is not my house,
I can leave your rocky lair.
As the fish swims
through the waters,
as the bird flies
through the branches,
so I shall fly,
floating afar,
like the wind through the wood
wafting away!
Then, Mime, I’ll never return.

(He rushes out into the forest.)

MIME:
(in höchster Angst)

Halte! Halte! Wohin?


(Er ruft mit der grössten
Anstrengung in den Wald)


He! Siegfried!
Siegfried! He!

(Er sieht dem Fortstürmenden
eine Weile staunend nach; dann
kehrt er in die Schmiede zurück
und setzt sich hinter den Amboss)


Da stürmt er hin!
Nun sitz' ich da:
zur alten Not
hab' ich die neue;
vernagelt bin ich nun ganz!
Wie helf' ich mir jetzt?
Wie halt' ich ihn fest?
Wie führ' ich den Huien
zu Fafners Nest?
Wie füg' ich die Stücken
des tückischen Stahls?
Keines Ofens Glut
glüht mir die echten;
keines Zwergen Hammer
zwingt mir die harten.
Des Niblungen Neid,
Not und Schweiss
nietet mir Notung nicht,
schweisst mir das Schwert nicht zu ganz!

(Mime knickt verzweifelnd auf dem Schemel
hinter dem Amboss zusammen)
MIME:
(in the utmost terror)

Siegfried! Stop there!
Stop there! Come back!

(He calls into the forest
at the top of his voice.)


Hey! Siegfried!
Siegfried! Hey!

(He gazes in astonishment
as Siegfried rushes away,
then returns to the forge
and sits behind the anvil.)


He storms away!
And I sit here,
my former cares
joined by a new one.
I’m helpless, caught in my trap!
Now what can I say?
And when he returns
then how can I lead him
to Fafner’s lair?
I can’t forge these pieces
of obstinate steel!
For no fire of mine
can ever fuse them;
nor can Mime’s hammer
conquer their hardness.
This Nibelung hate,
toil and sweat,
cannot make Notung new,
can’t forge the sword once again!

(Mime crouches in despair on the stool
behind the anvil.)

Scene 2

Der Wanderer [Wotan] tritt aus dem Wald an das hintere Tor der Höhle heran. - Er trägt einen dunkelblauen, langen Mantel; einen Speer führt er als Stab. Auf dem Haupte hat er einen grossen Hut mit breiter runder Krämpe, die über das fehlende eine Auge tief hereinhängt. The Wanderer (Wotan) comes in from the forest by the entrance at the back of the cavern. He is wearing a long dark-blue cloak, and uses his spear as a staff. On his head is a large hat with a broad round brim, which hangs over his missing eye.

WANDERER:
Heil dir, weiser Schmied!
Dem wegmüden Gast
gönne hold
des Hauses Herd!
WANDERER:
Hail there, worthy smith!
This wayweary guest
asks to rest
awhile by your fire!

MIME:
(ist erschrocken aufgefahren)

Wer ist's, der im wilden
Walde mich sucht?
Wer verfolgt mich im öden Forst?
MIME:
(starting up in fright)

Who’s there? Who has sought me
here in the woods?
Who disturbs me in my retreat?

WANDERER:
(sehr langsam, immer nur einen
Schritt sich nähernd)


"Wand'rer" heisst mich die Welt;
weit wandert' ich schon:
auf der Erde Rücken
rührt' ich mich viel!
WANDERER:
(very slowly, advancing just a step at a
time)


‘Wanderer’, so I am called:
widely have I roamed,
on the earth’s broad surface
travelling afar.

MIME:
So rühre dich fort
und raste nicht hier,
heisst dich "Wand'rer" die Welt!
MIME:
Then travel some more,
live up to your name;
let the Wanderer move on!

WANDERER:
Gastlich ruht' ich bei Guten,
Gaben gönnten viele mir:
denn Unheil fürchtet,
wer unhold ist.
WANDERER:
Good men ever give me welcome;
gifts from many have I gained;
for ill fate falls only
on evil men.

MIME:
Unheil wohnte
immer bei mir:
willst du dem Armen es mehren?
MIME:
Ill fate haunts me
here in my home;
why do you want to increase it?

WANDERER:
(langsam immer näherschreitend)

Viel erforscht' ich,
erkannte viel:
Wicht'ges konnt' ich
manchem künden,
manchem wehren,
was ihn mühte:
nagende Herzensnot.
WANDERER:
(still advancing slowly)

Much I sought for,
and much I found.
I have often
taught men wisdom,
often lightened
heavy sorrows,
eased their afflicted hearts.

MIME:
Spürtest du klug
und erspähtest du viel,
hier brauch' ich nicht Spürer noch Späher.
Einsam will ich
und einzeln sein,
Lungerern lass' ich den Lauf.
MIME:
Much you have learnt
maybe much you have found;
but don’t you come seeking in my house.
I don’t need you,
and I live alone.
Loiterers cannot stay here.

WANDERER:
(tritt wieder etwas näher)

Mancher wähnte
weise zu sein,
nur was ihm not tat,
wusste er nicht;
was ihm frommte,
liess ich erfragen:
lohnend lehrt' ihn mein Wort.
WANDERER:
(again advancing a little)

Many fancy
wisdom is theirs,
but what they most need,
that they don’t know.
When they ask me,
freely I answer:
wisdom flows from my words.

MIME:
(immer ängstlicher, da er
den Wanderer sich nahen sieht)


Müss'ges Wissen
wahren manche:
ich weiss mir grade genug;

(Der Wanderer schreitet
vollends bis an den Herd vor)


mir genügt mein Witz,
ich will nicht mehr:
dir Weisem weis' ich den Weg!
MIME:
(increasingly uneasy, as he watches the Wanderer advance)

Useless knowledge
many ask for,
but I know all that I need.

(The Wanderer has advanced right up to the hearth.)

And my wits are good;
I want no more.
So, wise one, be on your way!

WANDERER:
(am Herd sich setzend)

Hier sitz' ich am Herd
und setze mein Haupt
der Wissenswette zum Pfand:
mein Kopf ist dein,
du hast ihn erkiest,
entfrägst du dir nicht,
was dir frommt,
lös' ich's mit Lehren nicht ein.
WANDERER:
(sitting at the hearth)

I sit by your hearth,
and wager my head
it’s yours if I prove not wise.
My head is yours,
it falls to your hand,
if I, when you ask
all you want,
fail to redeem it aright.

MIME:
(der zuletzt den Wanderer mit
offenem Munde angestaunt hat,
schrickt jetzt zusammen;
kleinmütig für sich)


Wie werd' ich den Lauernden los?
Verfänglich muss ich ihn fragen.

(Er ermannt sich wie zu Strenge)

Dein Haupt pfänd' ich
für den Herd:
nun sorg', es sinnig zu lösen!
Drei der Fragen
stell' ich mir frei.
MIME:
(has been staring open-mouthed at the
Wanderer; he shudders, and says timorously to
himself)


How can I get rid of this spy?
I’ll ask him three tricky questions.

(With an effort he recovers himself.)

Your head pays me
if you fail:
take care, use cunning to save it!
Three the questions
that I shall ask!

WANDERER:
Dreimal muss ich's treffen.
WANDERER:
Three times I must answer.

MIME:
(sammelt sich zum Nachdenken)

Du rührtest dich viel
auf der Erde Rücken,
die Welt durchwandert'st du weit;
nun sage mir schlau:
welches Geschlecht
tagt in der Erde Tiefe?
MIME:
(racks his brains)

You’ve wandered so far
on the earth’s wide surface,
and long you’ve roamed through the world:
and so you should know
what dusky race
dwells on the earth’s deep caverns?

WANDERER:
In der Erde Tiefe
tagen die Nibelungen:
Nibelheim ist ihr Land.
Schwarzalben sind sie;
Schwarz-Alberich
hütet' als Herrscher sie einst!
Eines Zauberringes
zwingende Kraft
zähmt' ihm das fleissige Volk.
Reicher Schätze
schimmernden Hort
häuften sie ihm:
der sollte die Welt ihm gewinnen.
Zum zweiten was frägst du, Zwerg?
WANDERER:
In the earth’s deep caverns,
that’s where the Niblungs dwell;
Nibelheim is their land.
Black elves, those Niblungs;
Black-Alberich
once was their master and lord!
By a magic ring’s
all-conquering spell,
he ruled that hard-working race.
Richest treasures,
shimmering gold,
he made them find,
to buy all the world for his kingdom
I’ve answered: what else would you ask?

MIME:
(versinkt in immer tieferes Nachsinnen)

Viel, Wanderer,
weisst du mir
aus der Erde Nabelnest;
nun sage mir schlicht,
welches Geschlecht
ruht auf der Erde Rücken?
MIME:
(thinking still harder)

Much, Wanderer,
much you know
of the earth’s dark secret caves.
But now can you say,
what mighty race
dwells on the earth’s broad surface?

WANDERER:
Auf der Erde Rücken
wuchtet der Riesen Geschlecht:
Riesenheim ist ihr Land.
Fasolt und Fafner,
der Rauhen Fürsten,
neideten Nibelungs Macht;
den gewaltigen Hort
gewannen sie sich,
errangen mit ihm den Ring.
Um den entbrannte
den Brüdern Streit;
der Fasolt fällte,
als wilder Wurm
hütet nun Fafner den Hort.
Die dritte Frage nun droht.
WANDERER:
On the earth’s broad surface,
that’s where the giants dwell;
Riesenheim is their land.
Fasolt and Fafner,
the giants’ chieftains,
envied the Nibelung’s might;
and his powerful hoard
they gained for themselves
and in that hoard was the ring.
To gain that treasure
the brothers fought,
and Fasolt fell then.
In dragon shape
Fafner now guards all the gold
One question still you have left.

MIME:
(der ganz in Träumerei
entrückt ist)


Viel, Wanderer,
weisst du mir
von der Erde rauhem Rücken.
Nun sage mir wahr,
welches Geschlecht
wohnt auf wolkigen Höh'n?
MIME:
(rapt in thought)

Much, Wanderer,
much you know
of the earth and all her dwellers.
And now can you say,
what lordly race
dwells on cloud-hidden heights?

WANDERER:
Auf wolkigen Höhn
wohnen die Götter:
Walhall heisst ihr Saal.
Lichtalben sind sie;
Licht-Alberich,
Wotan, waltet der Schar.
Aus der Welt-Esche
weihlichstem Aste
schuf er sich einen Schaft:
dorrt der Stamm,
nie verdirbt doch der Speer;
mit seiner Spitze
sperrt Wotan die Welt.
Heil'ger Verträge
Treuerunen
schnitt in den Schaft er ein.
Den Haft der Welt
hält in der Hand,
wer den Speer führt,
den Wotans Faust umspannt.
Ihm neigte sich
der Niblungen Heer;
der Riesen Gezücht
zähmte sein Rat:
ewig gehorchen sie alle
des Speeres starkem Herrn.

(Er stösst wie unwillkürlich mit
dem Speer auf den Boden;
ein leiser Donner lässt sich
vernehmen, wovon Mime
heftig erschrickt)


Nun rede, weiser Zwerg:
wusst' ich der Fragen Rat?
Behalte mein Haupt ich frei?
WANDERER:
On cloud-hidden heights,
that’s where the gods dwell;
Walhall is their home.
Light-spirits are they;
Light-Alberich,
Wotan, rules o’er that clan.
From the world-ashtree’s
sacred branches
Wotan once tore his spear:
dead the tree
but still mighty the spear;
and with that spear-point
Wotan rules the world.
Bargains and contracts,
bonds and treaties,
deep in that shaft he graved.
Who holds that spear-shaft
rules the world;
and that spear-shaft
by Wotan’s hand is held.
In thrall to him
the Nibelung band;
the giants’ strong race
bows to his will;
all must obey him as master
that spear’s all-powerful lord.

(As if involuntarily, he strikes the ground with his
spear; a slight thunder is heard, which terrifies Mime.)


Now tell me, crafty dwarf,
were all my answers right?
And have I redeemed my head?

MIME:
(nachdem er den Wanderer mit
dem Speer aufmerksam beobachtet
hat, gerät nun in grosse Angst,
sucht verwirrt nach seinen
Gerätschaften und blickt scheu
zur Seite)


Fragen und Haupt
hast du gelöst:
nun, Wand'rer, geh' deines Wegs!
MIME:
(after carefully observing the Wanderer with
the spear, falls now into a state of great terror,
searches in confusion for his tools, and timidly
averts his glance)


The answers were right;
your head is safe:
now, Wanderer, go on your way!

WANDERER:
Was zu wissen dir frommt,
solltest du fragen:
Kunde verbürgte mein Kopf.
Dass du nun nicht weisst,
was dir nützt,
des fass' ich jetzt deines als Pfand.
Gastlich nicht
galt mir dein Gruss,
mein Haupt gab ich
in deine Hand,
um mich des Herdes zu freun.
Nach Wettens Pflicht
pfänd' ich nun dich,
lösest du drei
der Fragen nicht leicht.
Drum frische dir, Mime, den Muth!
WANDERER:
What you needed to know
you should have asked me,
while I had wagered my head.
You merely asked me
what you knew,
so now we’ll stake your head in turn.
You refused greeting
to your guest,
and so I had
to risk my head
to gain some rest at your hearth.
The law demands
your head in turn,
if you should fail
to answer me well.
So, Nibelung, sharpen your wits!

MIME:
(sehr schüchtern und zögernd, endlich
in furchtsamer Ergebung sich fassend)


Lang' schon mied ich
mein Heimatland,
lang' schon schied ich
aus der Mutter Schoss;
mir leuchtete Wotans Auge,
zur Höhle lugt' es herein:
vor ihm magert
mein Mutterwitz.
Doch frommt mir's nun weise zu sein,
Wand'rer, frage denn zu!
Vielleicht glückt mir's, gezwungen
zu lösen des Zwerges Haupt.
MIME:
(very timidly and hesitantly, at length
composing himself in nervous submission)


I left home
many years ago;
years ago I left
my mother’s womb.
I shrink beneath Wotan’s glances;
he came to spy in my cave:
his glance frightens
my wits away.
But now I must try to be wise;
Wanderer, ask what you will!
Perhaps good luck will help me;
the dwarf still can save his head?

WANDERER:
(wieder gemächlich sich niederlassend)

Nun, ehrlicher Zwerg,
sag' mir zum ersten:
welches ist das Geschlecht,
dem Wotan schlimm sich zeigte
und das doch das liebste ihm lebt?
WANDERER:
(again seating himself comfortably)

Now, worthiest dwarf,
answer me truly:
What’s the name of the race
that Wotan treated harshly
and yet holds most dear in his heart?

MIME:
(sich ermunternd)

Wenig hört' ich
von Heldensippen;
der Frage doch mach' ich mich frei.
Die Wälsungen sind
das Wunschgeschlecht,
das Wotan zeugte
und zärtlich liebte,
zeigt' er auch Ungunst ihm.
Siegmund und Sieglind'
stammten von Wälse,
ein wild-verzweifeltes
Zwillingspaar:
Siegfried zeugten sie selbst,
den stärksten Wälsungenspross.
Behalt' ich, Wand'rer,
zum ersten mein Haupt?
MIME:
(gaining courage)

I’m no expert
in heroes’ families
but what you ask I can soon guess.
The Wälsungs must be
that chosen race
that Wotan cared for
and loved so dearly,
though he was cruel and harsh:
Siegmund and Sieglind,
children of Wälse,
that wild and desperate
twin-born pair.
Siegfried, he was their child,
the Wälsungs’ brave mighty son.
So this time, Wanderer,
have I saved my head?

WANDERER:
(gemütlich)

Wie doch genau
das Geschlecht du mir nennst:
schlau eracht' ich dich Argen!
Der ersten Frage
wardst du frei.
Zum zweiten nun sag' mir, Zwerg:
ein weiser Niblung
wahret Siegfried;
Fafner soll er ihm fällen,
dass den Ring er erränge,
des Hortes Herrscher zu sein.
Welches Schwert
muss Siegfried nun schwingen,
taug' es zu Fafners Tod?
WANDERER:
(pleasantly)

Yes, it is safe,
for your answer was right:
it’s not easy to catch you!
But though you guessed
the first one right,
my second may prove too hard.
A wily Niblung
cared for Siegfried,
planned that he should kill Fafner,
gain the ring for the Niblung,
and make him lord of the world.
Name the sword
that Siegfried must strike with,
if he’s to kill the foe.

MIME:
(seine gegenwärtige Lage
immer mehr vergessend und von
dem Gegenstande lebhaft angezogen,
reibt sich vergnügt die Hände)


Notung heisst
ein neidliches Schwert;
in einer Esche Stamm
stiess es Wotan:
dem sollt' es geziemen,
der aus dem Stamm es zög'.
Der stärksten Helden
keiner bestand's:
Siegmund, der Kühne,
konnt's allein:
fechtend führt' er's im Streit,
bis an Wotans Speer es zersprang.
Nun verwahrt die Stücken
ein weiser Schmied;
denn er weiss, dass allein
mit dem Wotansschwert
ein kühnes dummes Kind,
Siegfried, den Wurm versehrt.

(ganz vergnügt)

Behalt' ich Zwerg
auch zweitens mein Haupt?
MIME:
(forgetting more and more his present
situation, and keenly interested in the topic, rubs
his hands with pleasure)


Notung, that’s the name
of the sword,
the sword that Wotan struck
into an ashtree:
and one alone could win it,
he would draw it forth.
Where mighty warriors
struggled in vain,
Siegmund the Wälsung
drew it forth;
thus he mastered the sword,
till by Wotan’s spear it was snapped.
Now the bits are saved
by a wily smith;
for he knows that only
with Wotan’s sword
a brave but foolish boy,
Siegfried, can kill the dragon.

(highly delighted )

Now twice the dwarf
has rescued his head?

WANDERER:
(lachend)

Der witzigste bist du
unter den Weisen:
wer käm' dir an Klugheit gleich?
Doch bist du so klug,
den kindischen Helden
für Zwergenzwecke zu nützen,
mit der dritten Frage
droh' ich nun!
Sag' mir, du weiser
Waffenschmied:
wer wird aus den starken Stücken
Notung, das Schwert, wohl schweissen?
WANDERER:
(laughing)

The wittiest
and the wiliest Niblung!
the cleverest dwarf I’ve known!
But since you’re so wise
to use for your purpose
the youthful strength of the hero,
let me ask
my final question now.
Tell me, you wily
weapon-smith:
Whose hand can make new those fragments?
Notung, the sword – who will forge it?

MIME:
(fährt im höchsten Schrecken auf)

Die Stücken! Das Schwert!
O weh! Mir schwindelt!
Was fang' ich an?
Was fällt mir ein?
Verfluchter Stahl,
dass ich dich gestohlen!
Er hat mich vernagelt
in Pein und Not!
Mir bleibt er hart,
ich kann ihn nicht hämmern:
Niet' und Löte
lässt mich im Stich!

(Er wirft wie sinnlos sein Gerät
durcheinander und bricht in helle
Verzweiflung aus)


Der weiseste Schmied
weiss sich nicht Rat!
Wer schweisst nun das Schwert,
schaff' ich es nicht?
Das Wunder, wie soll ich's wissen?
MIME:
(jumps up in extreme terror)

The fragments! The sword!
Alas! You’ve caught me!
What can I say?
What can I do?
Accursed steel!
Would I’d never seen it!
To me it has brought
only pain and woe!
Stubborn and hard,
my hand cannot weld it;
heat and hammer,
all are in vain!

(As if demented, he throws his tools about, and
gives way to total despair.)


The wisest of smiths
fails at the task.
Who can forge that sword
if my hand fails?
How can I give you an answer?

WANDERER:
(ist ruhig vom Herd aufgestanden)

Dreimal solltest du fragen,
dreimal stand ich dir frei:
nach eitlen Fernen
forschtest du;
doch was zunächst dir sich fand,
was dir nützt, fiel dir nicht ein.
Nun ich's errate,
wirst du verrückt:
gewonnen hab' ich
das witzige Haupt!
Jetzt, Fafners kühner Bezwinger,
hör', verfall'ner Zwerg:
"Nur wer das Fürchten
nie erfuhr,
schmiedet Notung neu."

(Mime starrt ihn gross an:
er wendet sich zum Fortgange)


Dein weises Haupt
wahre von heut':
verfallen lass' ich es dem,
der das Fürchten nicht gelernt!

(Er wendet sich lächelnd ab und verschwindet schnell im Walde. Mime ist wie vernichtet auf den Schemel hinter dem Amboss zurückgesunken)
WANDERER:
(has risen calmly from the hearth)

Thrice you asked me your questions,
thrice I answered you right:
but what you asked
was meaningless;
you gave no thought to your need,
failed to ask what was required.
Now when I tell it
you’ll feel despair.
Your wily head
I can claim as my prize!
So, Fafner’s dauntless destroyer,
hear, you wretched dwarf:
‘One who has never
learnt to fear
he makes Notung new.’

(Mime stares at him wide-eyed; he turns to go.)

Your wily head
guard it with care!
I leave it forfeit to him
who has never learnt to fear.

(He turns away smiling and disappears quickly into
the forest. As if crushed, Mime has sunk down on
the stool behind the anvil.)

Scene 3


MIME:
(starrt grad vor sich aus in den sonnig
beleuchteten Wald hinein und gerät
zunehmend in heftiges Zittern)


Verfluchtes Licht!
Was flammt dort die Luft?
Was flackert und lackert,
was flimmert und schwirrt,
was schwebt dort und webt
und wabert umher?
Da glimmert's und glitzt's
in der Sonne Glut!
Was säuselt und summt
und saust nun gar?
Es brummt und braust
und prasselt hieher!
Dort bricht's durch den Wald,
will auf mich zu!

(Er bäumt sich vor Entsetzen auf)

Ein grässlicher Rachen
reisst sich mir auf:
der Wurm will mich fangen!
Fafner! Fafner!

(Er sinkt laut schreiend hinter
dem breiten Amboss zusammen)
MIME:
(stares out before him into the sunlit forest,
and is seized increasingly by violent shudders)


Accursed light!
The air is aflame!
What’s flickering and flashing,
what flutters and swirls,
what floats in the air
and swirls in the wind?
What glistens and gleams
in the sun’s bright glow?
What hisses and hums
and roars so loud?
It growls and it heaves,
comes crashing this way!
It breaks through the trees;
where can I hide?

(He leaps up in terror.)

The threatening monster
opens its jaws;
the dragon will catch me!
Fafner! Fafner!

(With a shriek he collapses behind the anvil.)

SIEGFRIED:
(bricht aus dem Waldgesträuch
hervor und ruft noch hinter der
Szene, während man seine Bewegung
an dem zerkrachenden Gezweige
des Gesträuches gewahrt)


Heda! Du Fauler!
Bist du nun fertig!

(Er tritt in die Höhle herein
und hält verwundert an)


Schnell! Wie steht's mit dem Schwert?
Wo steckt der Schmied?
Stahl er sich fort?
Hehe! Mime, du Memme!
Wo bist du? Wo birgst du dich?
SIEGFRIED:
(breaks through the thicket and calls out,
still off-stage, his movements evident from the
snapping of the undergrowth)


Hey there! You idler!
Say, have you finished?

(He enters the cave and pauses in surprise.)

Quick, I’ve come for my sword.
But where’s the smith?
Stolen away?
Hey, hey! Mime, you coward!
Where are you? Come out, I say!

MIME:
(mit schwacher Stimme hinter
dem Amboss)


Bist du es, Kind?
Kommst du allein?
MIME:
(in a feeble voice, from behind the wall)

It’s you then, child?
Are you alone?

SIEGFRIED:
(lachend)

Hinter dem Amboss?
Sag', was schufest du dort?
Schärftest du mir das Schwert?
SIEGFRIED:
(laughing)

Under the anvil?
Say, what work took you there?
Were you sharpening my sword?

MIME:
(höchst verstört und
zerstreut hervorkommend)


Das Schwert? Das Schwert?
Wie möcht' ich's schweissen?

(halb für sich)

"Nur wer das Fürchten
nie erfuhr,
schmiedet Notung neu."
Zu weise ward ich
für solches Werk!
MIME:
(coming out much confused and disturbed)

The sword? The sword?
How can I forge it?

(half to himself)

‘One who has never
learnt to fear
he makes Notung new.’
So how could I
undertake such work?

SIEGFRIED:
(heftig)

Wirst du mir reden?
Soll ich dir raten?
SIEGFRIED:
(violently)

Give me an answer!
Want me to help you?

MIME:
(wie zuvor)

Wo nähm' ich redlichen Rat?
Mein weises Haupt
hab' ich verwettet:

(vor sich hin starrend)

verfallen, verlor ich's an den,
"der das Fürchten nicht gelernt".
MIME:
(as before)

No man can help in my need.
My wily head
I had to stake,
I’ve lost it; it’s forfeit to him
‘who has never learnt to fear’.

SIEGFRIED:
(ungestüm)

Sind mir das Flausen?
Willst du mir fliehn?
SIEGFRIED:
(impatiently)

Trying to escape me?
Still no reply?

MIME:
(allmählich sich etwas fassend)

Wohl flöh' ich dem,
der's Fürchten kennt!
Doch das liess ich dem Kinde zu lehren!
Ich Dummer vergass,
was einzig gut:
Liebe zu mir
sollt' er lernen;
das gelang nun leider faul!
Wie bring' ich das Fürchten ihm bei?
MIME:
(gradually recovering himself a little)

I fear this youth
who knows not fear!
But wait: though I was eager to teach him,
yet, fool, I forgot
to teach him fear.
Love was the main thing
that I tried for;
but alas, that lesson failed!
So how can I teach him to fear?

SIEGFRIED:
(packt ihn)

He! Muss ich helfen?
Was fegtest du heut'?
SIEGFRIED:
(seizes him)

Well, must I help you?
What work has been done?

MIME:
Um dich nur besorgt,
versank ich in Sinnen,
wie ich dich Wichtiges wiese.
MIME:
I thought of your good;
I sank into brooding,
thinking of weighty things to teach you.

SIEGFRIED:
(lachend)

Bis unter den Sitz
warst du versunken:
was Wichtiges fandest du da?
SIEGFRIED:
(laughing)

You certainly sank
under the anvil:
what weighty advice did you find?

MIME:
(sich immer mehr fassend)

Das Fürchten lernt' ich für dich,
dass ich's dich Dummen lehre.
MIME:
(steadily regaining self-possession)

What fear is, that’s what I learnt;
that’s what I mean to teach you.

SIEGFRIED:
(mit ruhiger Verwunderung)

Was ist's mit dem Fürchten?
SIEGFRIED:
(with quiet curiosity)

And what can this fear be?

MIME:
Erfuhrst du's noch nie
und willst aus dem Wald
doch fort in die Welt?
Was frommte das festeste Schwert,
blieb dir das Fürchten fern?
MIME:
You’ve not learnt to fear,
and you’d leave the world,
go forth in the wood?
Oh, what use is the mightiest sword
till you can fear as well?

SIEGFRIED:
(ungeduldig)

Faulen Rat
erfindest du wohl?
SIEGFRIED:
(impatiently)

Foolish words
I hear from your lips!

MIME:
(immer zutraulicher Siegfried
näher tretend)


Deiner Mutter Rat
redet aus mir;
was ich gelobte,
muss ich nun lösen:
in die listige Welt
dich nicht zu entlassen,
eh' du nicht das Fürchten gelernt.
MIME:
(approaching Siegfried ever more
confidingly)


They are your mother’s words,
heard from her lips;
words that I promised
one day I’d teach you.
In the wide wicked world
I shan’t let you venture,
until you can fear as well.

SIEGFRIED:
(heftig)

Ist's eine Kunst,
was kenn' ich sie nicht?
Heraus! Was ist's mit dem Fürchten?
SIEGFRIED:
(brusquely)

Is it a skill,
a craft I should learn?
Then speak, and teach me what fear is!

MIME:
Fühltest du nie
im finstren Wald,
bei Dämmerschein
am dunklen Ort,
wenn fern es säuselt,
summt und saust,
wildes Brummen
näher braust,
wirres Flackern
um dich flimmert,
schwellend Schwirren
zu Leib dir schwebt:
fühltest du dann nicht grieselnd
Grausen die Glieder dir fahen?
Glühender Schauer
schüttelt die Glieder,
in der Brust bebend und bang
berstet hämmernd das Herz?
Fühltest du das noch nicht,
das Fürchten blieb dir dann fremd.
MIME:
Have you not felt
within the woods,
as darkness fell
in dusky glades,
a dreadful whisper,
hum and hiss,
savage, growling
sounds draw near?
Dazzling flashes
wildly flicker;
howling, roaring
assail your ears.
Have you not felt mysterious horrors
that threaten to harm you?
Shivering and shaking,
quivering and quaking,
while your heart trembles and faints,
wildly hammers and leaps?
Till you have felt these things
then fear to you is unknown.

SIEGFRIED:
(nachsinnend)

Sonderlich seltsam
muss das sein!
Hart und fest,
fühl' ich, steht mir das Herz.
Das Grieseln und Grausen,
das Glühen und Schauern,
Hitzen und Schwindeln,
Hämmern und Beben:
gern begehr' ich das Bangen,
sehnend verlangt mich's der Lust!
Doch wie bringst du,
Mime, mir's bei?
Wie wärst du, Memme, mir Meister?
SIEGFRIED:
(thoughtfully)

Wonderful feelings
those must be!
Yet my heart
firmly beats in my breast.
The shivering and shaking,
the glowing and sinking,
burning and fainting,
trembling and quaking:
I am yearning to feel them.
When may I taste these joys?
Can I learn them
Mime, from you?
How can a coward instruct me?

MIME:
Folge mir nur,
ich führe dich wohl:
sinnend fand ich es aus.
Ich weiss einen schlimmen Wurm,
der würgt' und schlang schon viel:
Fafner lehrt dich das Fürchten,
folgst du mir zu seinem Nest.
MIME:
Easily learnt!
The way I know well:
brooding brought it to mind.
I know where a dragon dwells,
who lives and feeds on men.
Fear you’ll learn from Fafner;
follow me; we’ll find his den.

SIEGFRIED:
Wo liegt er im Nest?
SIEGFRIED:
And where is his den?

MIME:
Neidhöhle
wird es genannt:
im Ost, am Ende des Walds.
MIME:
Neidhöhle,
that’s what it’s called:
to the east, at the edge of the wood.

SIEGFRIED:
Dann wär's nicht weit von der Welt?
SIEGFRIED:
Is that not near to the world?

MIME:
Bei Neidhöhle liegt sie ganz nah.
MIME:
From Neidhöhl the world isn’t far.

SIEGFRIED:
Dahin denn sollst du mich führen:
lernt' ich das Fürchten,
dann fort in die Welt!
Drum schnell! Schaffe das Schwert,
in der Welt will ich es schwingen.
SIEGFRIED:
Then lead me on to your Fafner.
Fear he can teach me,
then forth to the world!
Now quick! Forge me the sword!
In the world I have to wield it.

MIME:
Das Schwert? O Not!
MIME:
The sword? Ah no!

SIEGFRIED:
Rasch in die Schmiede!
Weis', was du schufst!
SIEGFRIED:
On with your forging!
Show me your skill!

MIME:
Verfluchter Stahl!
Zu flicken versteh' ich ihn nicht:
den zähen Zauber
bezwingt keines Zwergen Kraft.
Wer das Fürchten nicht kennt,
der fänd' wohl eher die Kunst.
MIME:
Accursed steel!
My skill is too weak for the task.
No dwarf can forge it
or master the magic spell.
One who fear does not know,
he might more easily succeed.

SIEGFRIED:
Feine Finten
weiss mir der Faule;
dass er ein Stümper,
sollt' er gestehn:
nun lügt er sich listig heraus!
Her mit den Stücken,
fort mit dem Stümper!

(auf den Herd zuschreitend)

Des Vaters Stahl
fügt sich wohl mir:
ich selbst schweisse das Schwert!

(Er macht sich, Mimes Gerät
durcheinander werfend,
mit Ungestüm an die Arbeit)
SIEGFRIED:
Lazy scoundrel,
lying to cheat me,
making excuses,
trying to delay.
So Mime is too weak for the task!
Give me these pieces,
I’ll have to teach you!

(striding to the hearth)

My father’s sword
yields to his son;
and I’ll forge it myself!

(He sets to work impetuously, pitching Mime’s tools
about.)

MIME:
Hättest du fleissig
die Kunst gepflegt,
jetzt käm' dir's wahrlich zugut;
doch lässig warst du
stets in der Lehr':
was willst du Rechtes nun rüsten?
MIME:
If you’d been careful
to learn your craft,
then now you’d have your reward;
but you were always
lazy and slow,
and now you’ll wish you’d obeyed me.

SIEGFRIED:
Was der Meister nicht kann,
vermöcht' es der Knabe,
hätt' er ihm immer gehorcht?

(Er dreht ihm eine Nase)

Jetzt mach' dich fort,
misch' dich nicht drein:
sonst fällst du mir mit ins Feuer!

(Er hat eine grosse Menge Kohlen
auf dem Herd aufgehäuft und unterhält
in einem fort die Glut, während er die
Schwertstücke in den Schraubstock
einspannt und sie zu Spänen zerfeilt)
SIEGFRIED:
When my teacher has failed,
could I be successful
if I had always obeyed?

(He cocks a snook at him.)

So move aside,
out of my way,
or else with the sword I’ll forge you!

(He has heaped up a mass of charcoal on the
hearth, and he keeps the fire going while he fixes
the fragments of the sword in a vice and files them
to shreds.)

MIME:
(der sich etwas abseits niedergesetzt
hat, sieht Siegfried bei der Arbeit zu)


Was machst du denn da?
Nimm doch die Löte:
den Brei braut' ich schon längst.
MIME:
(who has sat down rather to one side,
watches Siegfried at work)


You’re doing it wrong!
There is the solder,
prepared, melted and hot.

SIEGFRIED:
Fort mit dem Brei!
Ich brauch' ihn nicht:
Mit Bappe back' ich kein Schwert!
SIEGFRIED:
Off with your trash!
I need it not.
No solder patches my sword.

MIME:
Du zerfeilst die Feile,
zerreibst die Raspel:
wie willst du den Stahl zerstampfen?
MIME:
But the file is finished,
the rasp is ruined!
You’re filing the steel to splinters!

SIEGFRIED:
Zersponnen muss ich
in Späne ihn sehn:
was entzwei ist, zwing' ich mir so.

(Er feilt mit grossem Eifer fort)
SIEGFRIED:
It must be splintered
and ground into shreds;
what is broken, this way I mend.

(He files on vigorously.)

MIME:
(für sich)

Hier hilft kein Kluger,
das seh' ich klar:
hier hilft dem Dummen
die Dummheit allein!
Wie er sich rührt
und mächtig regt!
lhm schwindet der Stahl,
doch wird ihm nicht schwül!

(Siegfried hat das Herdfeuer
zur hellsten Glut angefacht)


Nun ward ich so alt
wie Höhl' und Wald,
und hab' nicht so was geseh'n!

(Während Siegfried mit ungestümem
Eifer fortfährt, die Schwertstücken
zu zerfeilen, setzt sich Mime noch
mehr beiseite)


Mit dem Schwert gelingt's,
das lern' ich wohl:
furchtlos fegt er's zu ganz.
Der Wand'rer wusst' es gut!
Wie berg' ich nun
mein banges Haupt?
Dem kühnen Knaben verfiel's,
lehrt' ihn nicht Fafner die Furcht!

(mit wachsender Unruhe
aufspringend und sich beugend)


Doch weh' mir Armen!
Wie würgt' er den Wurm,
erführ' er das Fürchten von ihm?
Wie erräng' er mir den Ring?
Verfluchte Klemme!
Da klebt' ich fest,
fänd' ich nicht klugen Rat,
wie den Furchtlosen selbst ich bezwäng'.
MIME:
(aside)

My skill is useless,
I see that now
only his folly
can serve in his need!
See how he toils
with mighty strokes!
The steel is in shreds,
yet he is not warm!

(Siegfried has the forge fire to its brightest
glow.)


Though I grew as old
as cave and wood,
no sight like this would I see.

(While Siegfried with furious energy goes on filing
down the fragments of the sword, Mime seats
himself still further away.)


He will forge that sword,
I see that now;
fearless, he will succeed.
The Wanderer’s words were true!
Though I must hide
my fearful head,
or else it falls to the boy,
if I can’t teach him to fear!

(With increasing anxiety he leaps up, and cringes.)

But woe to Mime!
That dragon is safe
if he can teach fear to the boy.
Then how would I gain the ring?
Accursed problem!
I’m caught in a trap
if I can’t find some way
by which Siegfried is bent to my will.

SIEGFRIED:
(hat nun die Stücken zerfeilt und
in einem Schmelztiegel gefangen,
den er jetzt in die Herdglut stellt)


He, Mime! Geschwind!
Wie heisst das Schwert,
das ich in Späne zersponnen?
SIEGFRIED:
(has filed down the pieces and put them
in a melting-pot which he now places in the forge
fire)


Hey, Mime! Tell me
the name of the sword
which I have filed into pieces.

MIME:
(fährt zusammen und wendet sich
zu Siegfried)


Notung nennt sich
das neidliche Schwert:
deine Mutter gab mir die Mär.
MIME:
(gives a start, and turns to Siegfried)

Notung, that is
the name of the sword:
for your mother told me its name.

SIEGFRIED:
(nährt unter dem folgenden
die Glut mit dem Blasebalg)


Notung! Notung!
Neidliches Schwert!
Was musstest du zerspringen?
Zu Spreu nun schuf ich
die scharfe Pracht,
im Tiegel brat' ich die Späne.
Hoho! Hoho!
Hohei! Hohei!
Blase, Balg!
Blase die Glut!
Wild im Walde
wuchs ein Baum,
den hab' ich im Forst gefällt:
die braune Esche
brannt' ich zur Kohl',
auf dem Herd nun liegt sie gehäuft.
Hoho! Hoho!
Hohei! Hohei!
Blase, Balg!
Blase die Glut!
Des Baumes Kohle,
wie brennt sie kühn;
wie glüht sie hell und hehr!
In springenden Funken
sprühet sie auf:
Hohei! Hohei! Hohei!
Zerschmilzt mir des Stahles Spreu.
Hoho! Hoho!
Hohei! Hoho!
Blase, Balg!
Blase die Glut!
SIEGFRIED:
(during the following blows up the fire
with the bellows)


Notung! Notung!
Sword of my need!
What mighty blow once broke you?
I’ve filed to splinters
your shining steel;
the fire has melted and fused them.
Hoho! Hoho!
Hohi! Hohi! Hoho!
Bellows, blow!
Brighten the glow!
Wild in the woodlands
grew that tree
I felled in the forest glade;
I burnt to ashes
branches and trunk;
on the hearth it lies in a heap.
Hoho! Hoho!
Hohi! Hohi! Hoho!
Bellows, blow!
Brighten the glow!
The blackened charcoal
so bravely burns;
how bright and fair its glow!
A shower of sparks
is shooting on high:
Hohi! Hoho! Hohi!
and fuses the splintered steel.
Hoho! Hoho!
Hohi! Hohi! Hoho!
Bellows, blow!
Brighten the glow!

MIME:
(immer für sich, entfernt sitzend)

Er schmiedet das Schwert,
und Fafner fällt er:
das seh' ich nun sicher voraus.
Hort und Ring
erringt er im Harst:
wie erwerb' ich mir den Gewinn?
Mit Witz und List
erlang' ich beides
und berge heil mein Haupt.
MIME:
(still to himself, sitting apart)

The sword will be forged
and Fafner conquered:
all that I can clearly foresee.
Gold and ring
will pass to the boy:
can I capture them both for me?
By wit and guile
I must obtain them,
and save my head as well.

SIEGFRIED:
(nochmals am Blasebalg)

Hoho! Hoho!
Hohei! Hohei!
SIEGFRIED:
(back at the bellows)

Hoho! Hoho!
Hohi! Hohi! Hohi!

MIME:
(im Vordergrunde für sich)

Rang er sich müd mit dem Wurm,
von der Müh' erlab' ihn ein Trunk:
aus würz'gen Säften,
die ich gesammelt,
brau' ich den Trank für ihn;
wenig Tropfen nur
braucht er zu trinken,
sinnenlos sinkt er in Schlaf.
Mit der eignen Waffe,
die er sich gewonnen,
räum' ich ihn leicht aus dem Weg,
erlange mir Ring und Hort.

(Er reibt sich vergnügt die Hände)

Hei! Weiser Wand'rer!
Dünkt' ich dich dumm?
Wie gefällt dir nun
mein feiner Witz?
Fand ich mir wohl
Rat und Ruh'?
MIME:
(in the background, to himself)

After the fight he’ll be tired,
and I’ll quench his thirst with a drink;
from roots of flowers
which I have gathered
I’ll make a dangerous draught.
If he drinks but one drop
of my potion,
sound sleep follows at once.
Then I’ll seize that weapon,
the sword that he’s forging;
I’ll simply chop off his head;
then mine are the ring and gold.

(He rubs his hands in glee.)

Hey, wise old Wanderer,
am I so dull?
Do you not approve
my crafty plan?
Have I found
my path to power?

SIEGFRIED:
Notung! Notung!
Neidliches Schwert!
Nun schmolz deines Stahles Spreu!
Im eignen Schweisse
schwimmst du nun.

(Er giesst den glühenden Inhalt
des Tiegels in eine Stangenform
und hält diese in die Höhe)


Bald schwing' ich dich als mein Schwert!

(Er stösst die gefüllte Stangenform
in den Wassereimer; Dampf und
lautes Gezisch der Kühlung erfolgen)


In das Wasser floss
ein Feuerfluss:
grimmiger Zorn
zischt' ihm da auf!
Wie sehrend er floss,
in des Wassers Flut
fliesst er nicht mehr.
Starr ward er und steif,
herrisch der harte Stahl:
heisses Blut doch
fliesst ihm bald!

(Er stösst den Stahl in die Herdglut
und zieht die Blasebälge mächtig an)


Nun schwitze noch einmal,
dass ich dich schweisse,
Notung, neidliches Schwert!

(Mime ist vergnügt aufgesprungen;
er holt verschiedene Gefässe hervor,
schüttet aus ihnen Gewürz und Kräuter
in einen Kochtopf und sucht, diesen
auf dem Herd anzubringen)


(Siegfried beobachtet während der
Arbeit Mime, welcher vom andern
Ende des Herdes her seinen Topf
sorgsam an die Glut stellt)


Was schafft der Tölpel
dort mit dem Topf?
Brenn' ich hier Stahl,
braust du dort Sudel?
SIEGFRIED:
Notung! Notung!
Sword of my need!
I smelt your shining steel!
The fiery stream
must fill this mould.

(He pours the glowing contents of the melting-pot
into a mould, which he holds aloft.)


And now you are shaped as my sword!

(He plunges the filled mould into the water-trough;
steam and loud hissing ensue from its cooling.)


In the water flowed
a fiery flood:
fury and hate
hissed from the blade!
That fire was soon quenched
by the fiery flood;
no more it stirs.
Strong, stubborn and hard,
there lies my new-made sword.
Burning blood
soon wets your blade!

(He thrusts the steel into the forge fire, and
vigorously plies the bellows.)


Once more I must heat you,
so I can shape you,
Notung, sword of my need!

(Mime has jumped up in delight; he fetches various
vessels, and from them shakes spices and herbs into
a cooking-pot, which he tries to put on the hearth.
Siegfried, during the work, watches Mime, who
carefully puts his pot on the fire from the other side
of the hearth.)


But what’s the booby
doing with the pan?
I work with steel;
you’re cooking soup there?

MIME:
Zuschanden kam ein Schmied,
den Lehrer sein Knabe lehrt:
mit der Kunst nun ist's beim Alten aus,
als Koch dient er dem Kind.
Brennt es das Eisen zu Brei,
aus Eiern braut
der Alte ihm Sud.

(er fährt fort zu kochen)
MIME:
The smith is put to shame:
the teacher is taught his craft.
When the master finds his skill has gone,
as cook he serves the child.
You make a broth of the steel;
old Mime stirs the pan
and makes soup.

(He goes on with his cooking.)

SIEGFRIED:
Mime, der Künstler,
lernt jetzt kochen;
das Schmieden schmeckt ihm nicht mehr.
Seine Schwerter alle
hab' ich zerschmissen;
was er kocht, ich kost' es ihm nicht!

(Unter dem Folgenden zieht Siegfried
die Stangenform aus der Glut,
zerschlägt sie und legt den glühenden
Stahl auf dem Amboss zurecht)


Das Fürchten zu lernen,
will er mich führen;
ein Ferner soll es mich lehren:
was am besten er kann,
mir bringt er's nicht bei:
als Stümper besteht er in allem!

(während des Schmiedens)

Hoho! Hoho! Hohei!
Schmiede, mein Hammer,
ein hartes Schwert!
Hoho! Hahei!
Hoho! Hahei!

Einst färbte Blut
dein falbes Blau;
sein rotes Rieseln
rötete dich:
kalt lachtest du da,
das warme lecktest du kühl!
Heiaho! Haha!
Haheiaha!
Nun hat die Glut
dich rot geglüht;
deine weiche Härte
dem Hammer weicht:
zornig sprühst du mir Funken,
dass ich dich Spröden gezähmt!
Heiaho! Heiaho!
Heiahohoho!
Hahei!
SIEGFRIED:
Mime the craftsman
turns to cooking;
his anvil pleases him no more.
All the swords he made
broke into pieces;
what he cooks, I never will eat!

(During what follows Siegfried takes the mould
from the fire, breaks it, and lays the glowing steel
on the anvil.)


What fear is
I hope I shall soon discover.
Out there one dwells who can teach me;
seeing Mime can’t help,
he’s no use to me;
whatever he does, he does badly!

(during the forging)

Hoho! Hoho! Hohi!
Forge me, my hammer,
a hard strong sword!
Hoho! Hahi!
Hoho! Hahi!
Your steely blue
once flowed with blood;
its ruddy trickling
reddened my blade;
cold laughter you gave,
the warm blood cooled on your heart!
Hiaho, haha,
hahiaha!
But now with fire
you redly gleam,
and your weakness yields
to my hammer’s blow.
Angry sparks you are showering
on me who conquers your pride!
Hiaho! Hiaho!
Hiahohoho!
Hahi!

MIME:
(beiseite)

Er schafft sich ein scharfes Schwert,
Fafner zu fällen,
der Zwerge Feind:
ich braut' ein Truggetränk,
Siegfried zu fangen,
dem Fafner fiel.
Gelingen muss mir die List;
lachen muss mir der Lohn!

(Er beschäftigt sich während des folgenden damit, den Inhalt des Topfes in eine Flasche zu giessen)
MIME:
(aside)

He’s forging a bright, sharp sword.
Fafner will feel it
and meet his end.
I’ve brewed a deadly drink;
Siegfried will follow
when Fafner’s dead.
The ring will gain me the prize;
the ring and gold will be mine!

(During what follows, he busies himself with
pouring the contents of the pot into a flask.)

SIEGFRIED:
Hoho! Hoho!
Hahei!
Schmiede, mein Hammer,
ein hartes Schwert!
Hoho! Hahei!
Hoho! Hahei!
Der frohen Funken
wie freu' ich mich;
es ziert den Kühnen
des Zornes Kraft:
lustig lachst du mich an,
stellst du auch grimm dich und gram!
Heiaho, haha,
haheiaha!
Durch Glut und Hammer
glückt' es mir;
mit starken Schlägen
streckt' ich dich:
nun schwinde die rote Scham;
werde kalt und hart, wie du kannst.
Heiaho! Heiaho!
Heiahohoho!
Heiah!

(Er schwingt den Stahl und stösst ihn in den Wassereimer. Er lacht bei dem Gezisch laut auf)

(Während Siegfried die geschmiedete Schwertklinge in dem Griffhefte befestigt, treibt sich Mime mit der Flasche im Vordergrunde umher)
SIEGFRIED:
Hoho! Hoho!
Hahi!
Forge me, my hammer,
a hard strong sword!
Hoho! Hahi!
Hoho! Hoho!
This cheerful sparkling
delights my heart;
this flash of anger
suits well my blade.
Now you laugh at your lord,
though you pretend to be grim!
Hiaho, haha,
hahiaha!
Both heat and hammer
serve me well;
with sturdy strokes
I beat you straight.
Now banish your blush of shame,
and be cold and hard as you can.
Hiaho! Hiaho!
Hiahohoho!
Hiah!

(He swings the steel and plunges it into the watertrough.
He laughs at the loud sizzling.While
Siegfried fastens the forged blade into a hilt, Mime
fusses about in the foreground with his flask.)

MIME:
Den der Bruder schuf,
den schimmernden Reif,
in den er gezaubert
zwingende Kraft,
das helle Gold,
das zum Herrscher macht,
ihn hab' ich gewonnen!
Ich walte sein!

(Er trippelt, während Siegfried mit
dem kleinen Hammer arbeitet und
schleift und feilt, mit zunehmender
Vergnügtheit lebhaft umher)


Alberich selbst,
der einst mich band,
zur Zwergenfrone
zwing' ich ihn nun;
als Niblungenfürst
fahr' ich darnieder;
gehorchen soll mir
alles Heer!
Der verachtete Zwerg,
wie wird er geehrt!
Zu dem Horte hin drängt sich
Gott und Held:

(mit immer lebhafteren Gebärden)

vor meinem Nicken
neigt sich die Welt,
vor meinem Zorne
zittert sie hin!
Dann wahrlich müht sich
Mime nicht mehr:
ihm schaffen andre
den ew'gen Schatz.
Mime, der kühne,
Mime ist König,
Fürst der Alben,
Walter des Alls!
Hei, Mime! Wie glückte dir das!
Wer hätte wohl das gedacht!
MIME:
Once my brother forged
a bright shining ring,
and in it he worked
a powerful spell.
That shining gold
will belong to me,
soon I will control it.
I’m master now!

(While Siegfried is tapping with the small hammer
and grinding and filing, Mime skips about
vivaciously, with increasing glee.)


Alberich too,
who made me slave,
will bend his knee
and beg for my grace;
as Nibelung prince,
all will obey me;
that Niblung band
will bow to me!
And the boy they despised
they will treat as a king!
All the heroes and gods
will respect my gold;

(with ever more lively gestures)

the world will cower
when I command;
they’ll beg my favour,
fearing my frown!
For me they’ll labour,
to make me rich.
For me they’ll labour,
to make me rich.
Mime the conqueror,
Mime is king now,
prince of the Niblungs,
lord of the world!
Hi! Mime, you fortunate smith!
For who would believe such luck!

SIEGFRIED:
(hat während der letzten Absätze
von Mimes Lied mit den letzten
Schlägen die Nieten des Griffheftes
geglättet und fasst nun das Schwert)


Notung! Notung!
Neidliches Schwert!
Jetzt haftest du wieder im Heft.
Warst du entzwei,
ich zwang dich zu ganz;
kein Schlag soll nun dich mehr zerschlagen.
Dem sterbenden Vater
zersprang der Stahl,
der lebende Sohn
schuf ihn neu:
nun lacht ihm sein heller Schein,
seine Schärfe schneidet ihm hart.

(das Schwert vor sich schwingend)

Notung! Notung!
Neidliches Schwert!
Zum Leben weckt' ich dich wieder,
tot lagst du
in Trümmern dort,
jetzt leuchtest du trotzig und hehr.
Zeige den Schächern
nun deinen Schein!
Schlage den Falschen,
fälle den Schelm!
Schau, Mime, du Schmied:

(Er holt mit dem Schwert aus)

so schneidet Siegfrieds Schwert!

(Er schlägt auf den Amboss, welcher von oben bis unten in zwei Stücke zerspaltet, so dass er unter grossem Gepolter auseinander fällt. Mime, welcher in höchster Verzückung sich auf einen Schemel geschwungen hatte, fällt vor Schreck sitzlings zu Boden. Siegfried hält jauchzend das Schwert in die Höhe. Der Vorhang fällt)
SIEGFRIED:
(during Mime’s song has given the final
blows to flatten the rivets on the hilt. He takes up
the sword)


Notung! Notung!
Sword of my need!
You are fixed again firm in the hilt.
Snapped into two,
once more you are whole;
no stroke again shall ever smash you.
You broke when my father
was doomed to death;
his living son
forged you again:
for me now you laugh and shine,
and your gleaming edge will be keen.

(brandishing the sword)

Notung! Notung!
Sword of my need!
To life once more I have waked you.
You lay there
so cold and dead,
but shine now defiant and fair.
Let every traitor
quail at your gleam!
Strike at the false one,
strike at the rogue!
See, Mime, you smith:

(He raises the sword to strike.)

so strong is Siegfried’s sword!

(He strikes the anvil, which splits from top to bottom
and falls apart with a great crash. Mime, who has
jumped up onto a stool in his exaltation, falls to the
ground with fright and lands on his bottom.
Triumphantly Siegfried holds the sword on high. The
curtain falls.)

Act 2

Scene 1

Tiefer Wald.
Ganz im Hintergrunde die Öffnung einer Höhle. Der Boden hebt sich bis zur Mitte der Bühne, wo er eine kleine Hochebene bildet; von da senkt er sich nach hinten, der Höhle zu, wieder abwärts, so dass von dieser nur der obere Teil der Öffnung dem Zuschauer sichtbar ist. Links gewahrt man durch Waldbäume eine zerklüftete Felsenwand. Finstere Nacht, am dichtesten über dem Hintergrunde, wo anfänglich der Blick des Zuschauers gar nichts zu unterscheiden vermag.
In the depths of the forest.
At the very back, the entrance to a cavern. The ground rises towards the centre of the stage, where it forms a small knoll; from there it descends to the cavern, so that only the upper part of the entrance is visible to the spectator. To the left, through the forest trees, a fissured cliff-face can be discerned. Dark night, at its darkest towards the back, where to start with the spectator can distinguish nothing.

ALBERICH:
(an der Felsenwand zur Seite
gelagert, düster brütend)


In Wald und Nacht
vor Neidhöhl' halt' ich Wacht:
es lauscht mein Ohr,
mühvoll lugt mein Aug'.
Banger Tag,
bebst du schon auf?
Dämmerst du dort
durch das Dunkel her?

(Aus dem Walde von rechts her
erhebt sich ein Sturmwind;
ein bläulicher Glanz leuchtet
von ebendaher)


Welcher Glanz glitzert dort auf?
Näher schimmert
ein heller Schein;
es rennt wie ein leuchtendes Ross,
bricht durch den Wald
brausend daher.
Naht schon des Wurmes Würger?
Ist's schon, der Fafner fällt?

(Der Sturmwind legt sich wieder;
der Glanz verlischt)


Das Licht erlischt,
der Glanz barg sich dem Blick:
Nacht ist's wieder.

(Der Wanderer tritt aus dem Wald
und hält Alberich gegenüber an)


Wer naht dort schimmernd im Schatten?
ALBERICH:
(stationed at the cliff-face, gloomily
brooding)


In gloomy night
by Fafner’s cave I wait,
my ears alert,
keeping careful watch.
Fateful day,
when will you break?
When will the dawn
drive this dark away?

(A stormy wind blows
from the forest on the right;
a bluish gleam shines
from there.)


Is a light glittering there?
Nearer and nearer
it seems to shine;
it runs like a fiery steed,
breaks through the wood,
rushing this way.
Can it be him I’m waiting for,
author of Fafner’s death?

(The stormwind subsides; the gleam fades away.)

The light has gone;
the glow fades from my sight.
Night and darkness!

(The Wanderer enters from the wood, and pauses
opposite Alberich.)


Who comes there, lighting the shadows?

DER WANDERER:
Zur Neidhöhle
fuhr ich bei Nacht:
wen gewahr' ich im Dunkel dort?

(Wie aus einem plötzlich zerreissenden
Gewölk bricht Mondschein herein und
beleuchtet des Wanderers Gestalt)
WANDERER:
To Neidhöhl
by night I have come:
Who is hid in the darkness there?

(As if through a cloud suddenly rent, the
moonlight breaks through and lights the Wanderer’s
face.)

ALBERICH:
(erkennt den Wanderer, fährt
erschrocken zurück, bricht aber
sogleich in höchste Wut aus)


Du selbst lässt dich hier sehn?
Was willst du hier?
Fort, aus dem Weg!
Von dannen, schamloser Dieb!
ALBERICH:
(recognises the Wanderer,
flinches in fear, but then
instantly breaks out in rage)


You dare show yourself here?
I jeer at your face.
Out of my sight!
Go elsewhere, shameless thief!

WANDERER:
(ruhig)

Schwarz-Alberich,
schweifst du hier?
Hütest du Fafners Haus?
WANDERER:
(calmly)

Black-Alberich,
lurking here?
watching over Fafner’s hoard?

ALBERICH:
Jagst du auf neue
Neidtat umher?
Weile nicht hier,
weiche von hinnen!
Genug des Truges
tränkte die Stätte mit Not.
Drum, du Frecher,
lass sie jetzt frei!
ALBERICH:
Driven by your greed
to new evil deeds?
Go on your way,
take yourself elsewhere!
Too long we have suffered,
tricked by your scheming and lies.
So, you traitor,
leave us in peace!

WANDERER:
Zu schauen kam ich,
nicht zu schaffen:
wer wehrte mir Wand'rers Fahrt?
WANDERER:
The Wanderer watches,
takes no action.
Who dares to bar Wanderer’s way?

ALBERICH:
(lacht tückisch auf)

Du Rat wütender Ränke!
Wär' ich dir zulieb
doch noch dumm wie damals,
als du mich Blöden bandest,
wie leicht geriet' es,
den Ring mir nochmals zu rauben!
Hab' acht! Deine Kunst
kenne ich wohl;
doch wo du schwach bist,
blieb mir auch nicht verschwiegen.
Mit meinen Schätzen
zahltest du Schulden;
mein Ring lohnte
der Riesen Müh',
die deine Burg dir gebaut.
Was mit den Trotzigen
einst du vertragen,
des Runen wahrt noch heut'
deines Speeres herrischer Schaft.
Nicht du darfst,
was als Zoll du gezahlt,
den Riesen wieder entreissen:
du selbst zerspelltest
deines Speeres Schaft;
in deiner Hand
der herrische Stab,
der starke, zerstiebte wie Spreu!
ALBERICH:
(laughs maliciously)

You false, infamous schemer!
I am not so stupid
as once you found me,
when you and Loge tricked me.
It’s not so easy
again to capture my treasure!
Beware! I am warned,
wise to your schemes.
I know your weakness;
nothing’s hid from the Niblung.
My stolen treasure
saved you from ruin;
my ring paid
for the giants’ work,
who built that hall where you rule.
The terms of that bargain,
all that you swore then,
are graved for ever more
on that spear you hold in your hand.
You dare not
ever take back by force
that fee you paid to the giants:
for if you paid it
you would break the bond,
and in your hand
the shaft of your spear,
so mighty, would snap like a straw!

WANDERER:
Durch Vertrages Treuerunen
band er dich
Bösen mir nicht:
dich beugt' er mir durch seine Kraft;
zum Krieg drum wahr' ich ihn wohl!
WANDERER:
Yet no bonds nor graven bargains
bound evil
Alberich to me:
By force, I bent your will to mine;
my spear brings victory in war.

ALBERICH:
Wie stolz du dräust
in trotziger Stärke,
und wie dir's im Busen doch bangt!
Verfallen dem Tod
durch meinen Fluch
ist des Hortes Hüter:
wer wird ihn beerben?
Wird der neidliche Hort
dem Niblungen wieder gehören?
Das sehrt dich mit ew'ger Sorge!
Denn fass' ich ihn wieder
einst in der Faust,
anders als dumme Riesen
üb' ich des Ringes Kraft:
dann zittre der Helden
heiliger Hüter!
Walhalls Höhen
stürm' ich mit Hellas Heer:
der Welt walte dann ich!
ALBERICH:
How grand you sound,
how proudly you stand there,
and yet in your heart there is fear!
The dragon must die,
for, by my curse
on the gold, I’ve doomed him:
then who shall inherit?
Will the glittering gold
belong once again to the Niblung?
That thought gives you endless torment!
Just wait till I grasp
the ring in my hand.
I’m not a foolish giant.
I’ll use that magic spell:
till you and your heroes
tremble before me!
Alberich’s army
conquers Walhall’s height:
the world then shall be mine!

WANDERER:
(ruhig)

Deinen Sinn kenn' ich wohl;
doch sorgt er mich nicht.
Des Ringes waltet,
wer ihn gewinnt.
WANDERER:
(calmly)

Though I know what you plan,
I care not at all.
The ring’s new master,
he shall be lord.

ALBERICH:
Wie dunkel sprichst du,
was ich deutlich doch weiss!
An Heldensöhne
hält sich dein Trotz,

(höhnisch)

die traut deinem Blute entblüht.
Pflegtest du wohl eines Knaben,
der klug die Frucht dir pflücke,

(immer heftiger)

die du nicht brechen darfst?
ALBERICH:
How darkly you tell me
what so clearly I know!
A hero helps you,
that’s what you plan,



that son who was born from your blood?
Have you not raised up a hero
in hopes that he will gather



that fruit you dare not pluck?

WANDERER:
Mit mir nicht,
hadre mit Mime:
dein Bruder bringt dir Gefahr;
einen Knaben führt er daher,
der Fafner ihm fällen soll.
Nichts weiss der von mir;
der Niblung nützt ihn für sich.
Drum sag' ich dir, Gesell:
tue frei, wie dir's frommt!

(Alberich macht eine Gebärde
heftiger Neugierde)


Höre mich wohl,
sei auf der Hut!
Nicht kennt der Knabe den Ring;
doch Mime kundet' ihn aus.
WANDERER:
Not my plan!
Struggle with Mime;
your brother threatens your hopes:
to this place he’s leading the boy,
and Fafner will fall to him.
He knows naught of me,
but Mime urges him on.
So mark my words, good friend:
you may act as you please!

(Alberich makes a gesture
of urgent inquiry.)


Take my advice,
be on your guard!
The boy knows naught of the ring,
till Mime tells him the tale.

ALBERICH:
(heftig)

Deine Hand hieltest du vom Hort?
ALBERICH:
(eagerly)

And will you play no part at all?

WANDERER:
Wen ich liebe,
lass' ich für sich gewähren;
er steh' oder fall',
sein Herr ist er:
Helden nur können mir frommen.
WANDERER:
Since I love him,
I must refuse to help him;
he stands or he falls
unhelped by me:
gods rely only on heroes.

ALBERICH:
Mit Mime räng' ich
allein um den Ring?
ALBERICH:
With only Mime
I strive for the ring?

WANDERER:
Ausser dir begehrt er
einzig das Gold.
WANDERER:
Only you and he
have plans on the gold.

ALBERICH:
Und dennoch gewänn' ich ihn nicht?
ALBERICH:
And yet I can’t make it my own?

WANDERER:
(ruhig nähertretend)

Ein Helde naht,
den Hort zu befrei'n;
zwei Niblungen geizen das Gold;
Fafner fällt,
der den Ring bewacht:
wer ihn rafft, hat ihn gewonnen.
Willst du noch mehr?
Dort liegt der Wurm:

(er wendet sich nach der Höhle)

warnst du ihn vor dem Tod,
willig wohl liess' er den Tand.
Ich selber weck' ihn dir auf.

(Er stellt sich auf die Anhöhe
vor der Höhle und ruft hinein)


Fafner! Fafner!
Erwache, Wurm!
WANDERER:
(quietly drawing nearer)

A hero nears
to rescue the hoard;
two Nibelungs long for the gold:
Fafner falls,
he who guards the ring.
When it’s seized – luck to the winner!
Would you know more?
There Fafner lies:

(He turns towards the cave.)

why not warn him of death?
Maybe he’ll give you the ring.
I’ll wake him up with my call.

(He takes up a position on the knoll in front of the
cave, and calls into it.)


Fafner! Fafner!
You dragon, wake!

ALBERICH:
(in gespanntem Erstaunen, für sich)

Was beginnt der Wilde?
Gönnt er mir's wirklich?

(Aus der finstern Tiefe des Hintergrundes hört man Fafners Stimme durch ein starkes Sprachrohr)
ALBERICH:
(excited and astonished, to himself )

Has he lost his senses?
Can it be mine now?

(From the dark depths of the background Fafner’s
voice is heard through a powerful speakingtrumpet.)

FAFNER:
Wer stört mir den Schlaf?
FAFNER:
Who wakes me from sleep?

WANDERER:
(der Höhle zugewandt)

Gekommen ist einer,
Not dir zu künden:
er lohnt dir's mit dem Leben,
lohnst du das Leben ihm
mit dem Horte, den du hütest?

(Er beugt sein Ohr lauschend
der Höhle zu)
WANDERER:
(facing the cave)

A friend has arrived here,
warning of danger;
he hopes that he can save you
will you reward his help
with the treasure that you’re guarding?

(He inclines his ear
towards the cave, listening.)

FAFNERS STIMME:
Was will er?
FAFNER:
What would he?

ALBERICH:
(ist dem Wanderer zur Seite
getreten und ruft in die Höhle)


Wache, Fafner!
Wache, du Wurm!
Ein starker Helde naht,
dich heil'gen will er bestehn.
ALBERICH:
(has joined the Wanderer, and calls into
the cave)


Waken, Fafner!
Dragon, awake!
A valiant hero comes
to try his strength against yours.

FAFNERS STIMME:
Mich hungert sein.
FAFNER:
Then food is near!

WANDERER:
Kühn ist des Kindes Kraft,
scharf schneidet sein Schwert.
WANDERER:
Bold is his youthful heart,
sharp-edged is his sword.

ALBERICH:
Den goldnen Reif
geizt er allein:
lass mir den Ring zum Lohn,
so wend' ich den Streit;
du wahrest den Hort,
und ruhig lebst du lang'!
ALBERICH:
The golden ring,
that’s all he wants:
just give that ring to me,
and then he won’t fight.
You keep all the rest,
and live your life in peace!

FAFNERS STIMME:
Ich lieg' und besitz':

(gähnend)

lasst mich schlafen!
FAFNER:
I’ll keep what I hold

(yawning)

let me slumber!

WANDERER:
(lacht auf und wendet sich
dann wieder zu Alberich)


Nun, Alberich, das schlug fehl.
Doch schilt mich nicht mehr Schelm!
Dies eine, rat' ich,
achte noch wohl:

(vertraulich zum ihm tretend)

Alles ist nach seiner Art:
an ihr wirst du nichts ändern.
Ich lass' dir die Stätte,
stelle dich fest!
Versuch's mit Mime, dem Bruder:
der Art ja versiehst du dich besser.

(zum Abgange gewendet)

Was anders ist,
das lerne nun auch!

(Er verschwindet im Walde. Sturmwind erhebt sich, heller Glanz bricht aus; dann vergeht beides schnell)
WANDERER:
(laughs aloud, and turns back to
Alberich)


Now, Alberich! That plan failed!
Yet call me not a rogue!
Still more I’ll tell you;
heed my advice!

(approaching him confidentially)

All things go their appointed way;
their course you cannot alter.
I’ll leave you alone here,
be on your guard!
Beware of Mime, your brother;
he is your kind, and you understand him.

(turning to go)

But stranger things
you’ll learn in good time!

(He disappears into the forest. A stormy wind
rises, a bright gleam breaks out; then both quickly
subside.)

ALBERICH:
(blickt dem davonjagenden
Wanderer nach)


Da reitet er hin,
auf lichtem Ross;
mich lässt er in Sorg' und Spott.
Doch lacht nur zu,
ihr leichtsinniges,
lustgieriges
Göttergelichter!
Euch seh' ich
noch alle vergehn!
Solang' das Gold
am Lichte glänzt,
hält ein Wissender Wacht:
Trügen wird euch sein Trotz!

(Er schlüpft zur Seite in das Geklüft. Die Bühne bleibt leer. Morgendämmerung)
ALBERICH:
(gazes after the Wanderer
as he rides away)


He rides on his way
on fiery steed,
and leaves me to care and shame.
Yet laugh away,
you light-spirited,
self-worshipping
clan of immortals!
One day
I shall see you all fade!
So long as gold
reflects the light,
here a wise one will watch:
watching, waiting to strike!

(He slips aside into the cleft in the rocks. The stage
remains empty. Day dawns.)

Scene 2

Bei anbrechendem Tage treten Mime und Siegfried auf. Siegfried trägt das Schwert in einem Gehenke von Bastseil. Mime erspäht genau die Stätte; er forscht endlich dem Hintergrunde zu, welcher - während die Anhöhe im mittleren Vordergrunde später immer heller von der Sonne beleuchtet wird - in finstrem Schatten bleibt; dann bedeutet er Siegfried. As day breaks, Mime and Siegfried enter. Siegfried is wearing the sword in a belt of bast-rope. Mime examines the place carefully; he looks at last toward the background, which remains in deep shadow even while, later on, the knoll in the middle foreground is lit up ever more brightly by the sun; then he addresses Siegfried.

MIME:
Wir sind zur Stelle!
Bleib hier stehn!
MIME:
We go no further!
Here’s the place!

SIEGFRIED:
(setzt sich unter einer grossen
Linde nieder und schaut sich um)


Hier soll ich das Fürchten lernen?
Fern hast du mich geleitet:
eine volle Nacht im Walde
selbander wanderten wir.
Nun sollst du, Mime,
mich meiden!
Lern' ich hier nicht,
was ich lernen muss,
allein zieh' ich dann weiter:
dich endlich werd' ich da los!
SIEGFRIED:
(sits down under a large lime tree and
gazes around )


Here, then, shall this fear be taught me?
So far I’ve let you lead me;
for the whole night long we’ve wandered
through this dark wood, side by side.
Mime, I need you
no longer!
If I don’t learn
what I’ve come to find,
alone I shall go onward;
from Mime, I must be free!

MIME:
(setzt sich ihm gegenüber,
so dass er die Höhle immer
noch im Auge behält)


Glaube, Liebster!
Lernst du heut' und hier
das Fürchten nicht,
an andrem Ort,
zu andrer Zeit
schwerlich erfährst du's je.
Siehst du dort
den dunklen Höhlenschlund?
Darin wohnt
ein greulich wilder Wurm:
unmassen grimmig
ist er und gross;
ein schrecklicher Rachen
reisst sich ihm auf;
mit Haut und Haar
auf einen Happ
verschlingt der Schlimme dich wohl.
MIME:
(sits down opposite Siegfried,
where he can keep one eye
on the cave)


Child, believe me,
if you do not learn
to fear today,
no other place,
no other time,
can ever teach you fear.
Look back there;
do you see that dreadful cave?
Deep inside
there lives a cruel dragon,
terribly big,
and savage and fierce.
As soon as he sees you
he’ll open his jaws,
to eat you whole.
In one single gulp
the brute will gobble you down!

SIEGFRIED:
(immer unter der Linde sitzend)

Gut ist's, den Schlund ihm zu schliessen:
drum biet' ich mich nicht dem Gebiss.
SIEGFRIED:
(still sitting under the lime tree)

Well then, in order to stop him,
I’ll close up his jaws with my sword.

MIME:
Giftig giesst sich
ein Geifer ihm aus:
wen mit des Speichels
Schweiss er bespeit,
dem schwinden wohl Fleisch und Gebein.
MIME:
Poisonous foam
he will pour from his mouth;
if you are splashed
by one single drop,
it shrivels your body and bones.

SIEGFRIED:
Dass des Geifers Gift mich nicht sehre,
weich' ich zur Seite dem Wurm.
SIEGFRIED:
But that poisonous foam cannot harm me,
if I step neatly aside.

MIME:
Ein Schlangenschweif
schlägt sich ihm auf:
wen er damit umschlingt
und fest umschliesst,
dem brechen die Glieder wie Glas!
MIME:
A scaly tail
he lashes around:
and if you should be caught,
he’ll coil it tight;
your bones will be broken like glass!

SIEGFRIED:
Vor des Schweifes Schwang mich zu wahren,
halt' ich den Argen im Aug'.
Doch heisse mich das:
hat der Wurm ein Herz?
SIEGFRIED:
Then that scaly tail must not catch me;
I’ll have to watch it with care.
But tell me one thing:
has the brute a heart?

MIME:
Ein grimmiges, hartes Herz!
MIME:
A merciless, cruel heart.

SIEGFRIED:
Das sitzt ihm doch,
wo es jedem schlägt,
trag' es Mann oder Tier?
SIEGFRIED:
And is that heart
in the usual place,
at the left of his breast?

MIME:
Gewiss, Knabe,
da führt's auch der Wurm.
Jetzt kommt dir das Fürchten wohl an?
MIME:
Of course; dragons
have hearts just like men.
Does your heart begin to feel fear?

SIEGFRIED:
(bisher nachlässig ausgestreckt,
erhebt sich rasch zum Sitz)


Notung stoss' ich
dem Stolzen ins Herz!
Soll das etwa Fürchten heissen?
He, du Alter!
Ist das alles,
was deine List
mich lehren kann?
Fahr' deines Wegs dann weiter;
das Fürchten lern' ich hier nicht.
SIEGFRIED:
(who has so far been lolling carelessly,
quickly sits up erect)


Notung! Notung!
I’ll thrust in that heart!
In that way may fear be taught me?
Oh, you’re stupid!
Have you brought me
all this way
to teach me that?
Mime, be off and leave me;
since fear I shall never learn here.

MIME:
Wart' es nur ab!
Was ich dir sage,
dünke dich tauber Schall:
ihn selber musst du
hören und sehn,
die Sinne vergehn dir dann schon!
Wenn dein Blick verschwimmt,
der Boden dir schwankt,
im Busen bang
dein Herz erbebt:

(sehr freundlich)

dann dankst du mir, der dich führte,
gedenkst, wie Mime dich liebt.
MIME:
Just wait a while!
You think I’ve told you
trifling and empty tales:
but Fafner
you must see for yourself;
for Fafner can teach you to fear.
When your eyes grow dim,
your body grows weak,
when trembling shudders
fill your heart,

(very affectionately)

you’ll thank the dwarf who has brought you,
be glad of Mime’s love.

SIEGFRIED:
Du sollst mich nicht lieben!
Sagt' ich dir's nicht?
Fort aus den Augen mir!
Lass mich allein:
sonst halt' ich's hier länger nicht aus,
fängst du von Liebe gar an!
Das eklige Nicken
und Augenzwicken,
wann endlich soll ich's
nicht mehr sehn,
wann werd' ich den Albernen los?
SIEGFRIED:
You must not love me!
Did you not hear?
I hate the sight of you!
Leave me alone:
I’ll hear no more talk about love;
don’t dare to love me again!
That shuffling and slinking,
those eyelids blinking
how long must I
endure the sight?
When shall I be rid of this fool?

MIME:
Ich lass' dich schon.
Am Quell dort lagr' ich mich;
steh' du nur hier;
steigt dann die Sonne zur Höh',
merk' auf den Wurm:
aus der Höhle wälzt er sich her,
hier vorbei
biegt er dann,
am Brunnen sich zu tränken.
MIME:
I’ll leave you now,
at the stream I’ll cool myself.
Wait by the cave;
soon, when the sun is in the sky,
watch for the dragon.
From his cave he’ll slowly emerge,
wind his way
past this place,
to reach the cooling stream there.

SIEGFRIED:
(lachend)

Mime, weilst du am Quell,
dahin lass' ich den Wurm wohl gehn:
Notung stoss' ich
ihm erst in die Nieren,
wenn er dich selbst dort
mit weggesoffen.
Darum, hör' meinen Rat,
raste nicht dort am Quell;
kehre dich weg,
so weit du kannst,
und komm' nie mehr zu mir!
SIEGFRIED:
(laughing)

Mime, wait by the stream,
and let the dragon catch you there:
I can wait here
till Fafner has found you,
then we can fight
after you’ve been swallowed.
Or else, take my advice,
better not stay by the stream;
hurry away
as fast as you can,
and don’t come back to me!

MIME:
Nach freislichem Streit
dich zu erfrischen,
wirst du mir wohl nicht wehren?

(Siegfried wehrt ihn hastig ab)

Rufe mich auch,
darbst du des Rates,

(Siegfried wiederholt die
Gebärde mit Ungestüm)


oder wenn dir das Fürchten gefällt.

(Siegfried erhebt sich und treibt Mime
mit wütender Gebärde zum Fortgehen)


(im Abgehen für sich)

Fafner und Siegfried
Siegfried und Fafner
O brächten beide sich um!

(Er verschwindet rechts im Wald)
MIME:
When after the fight
you’ll need refreshment,
won’t you be glad to see me?

(Siegfried shoos him away.)

Call for my help
if you should need me.

(Siegfried impatiently
repeats the gesture.)


Let me know when your fear has been learnt.

(Siegfried rises, and drives Mime off with furious
gestures.)


(to himself, as he goes)

Fafner and Siegfried,
Siegfried and Fafner
if only each would kill the other!

(He disappears in the forest on the right.)

SIEGFRIED:
(streckt sich behaglich unter
der Linde aus und blickt dem
davongehenden Mime nach)


Dass der mein Vater nicht ist,
wie fühl' ich mich drob so froh!
Nun erst gefällt mir
der frische Wald;
nun erst lacht mir
der lustige Tag,
da der Garstige von mir schied
und ich gar nicht ihn wiederseh'!

(Er verfällt in schweigendes Sinnen)

Wie sah mein Vater wohl aus?
Ha, gewiss wie ich selbst!
Denn wär' wo von Mime ein Sohn,
müsst' er nicht ganz
Mime gleichen?
Grade so garstig,
griesig und grau,
klein und krumm,
höckrig und kinkend,
mit hängenden Ohren,
triefigen Augen
fort mit dem Alp!
Ich mag ihn nicht mehr seh'n.

(Er lehnt sich tiefer zurück und
blickt durch die Baumwipfel auf.
Tiefe Stille. Waldweben)


Aber - wie sah
meine Mutter wohl aus?
Das kann ich
nun gar nicht mir denken!
Der Rehhindin gleich
glänzten gewiss
ihr hell schimmernde Augen,
nur noch viel schöner!
Da bang sie mich geboren,
warum aber starb sie da?
Sterben die Menschenmütter
an ihren Söhnen
alle dahin?
Traurig wäre das, traun!
Ach, möcht' ich Sohn
meine Mutter sehen!
Meine Mutter
ein Menschenweib!

(Er seufzt leise und streckt
sich tiefer zurück. Grosse Stille.
Wachsendes Waldweben. Siegfrieds
Aufmerksamkeit wird endlich durch
den Gesang der Waldvögel gefesselt.
Er lauscht mit wachsender Teilnahme
einem Waldvogel in den Zweigen
über ihm)


Du holdes Vöglein!
Dich hört' ich noch nie:
bist du im Wald hier daheim?
Verstünd' ich sein süsses Stammeln!
Gewiss sagt' es mir was,
vielleicht von der lieben Mutter?
Ein zankender Zwerg
hat mir erzählt,
der Vöglein Stammeln
gut zu verstehn,
dazu könnte man kommen.
Wie das wohl möglich wär'?

(Er sinnt nach. Sein Blick fällt
auf ein Rohrgebüsch unweit
der Linde)


Hei! Ich versuch's;
sing' ihm nach:
auf dem Rohr tön' ich ihm ähnlich!
Entrat' ich der Worte,
achte der Weise,
sing' ich so seine Sprache,
versteh' ich wohl auch, was es spricht.

(Er eilt an den nahen Quell, schneidet
mit dem Schwerte ein Rohr ab und
schnitzt sich hastig eine Pfeife daraus.
Währenddem lauscht er wieder)


Es schweigt und lauscht:
so schwatz' ich denn los!

(Er bläst auf dem Rohr. Er setzt ab,
schnitzt wieder und bessert. Er bläst
wieder. Er schüttelt mit dem Kopfe und
bessert wieder. Er wird ärgerlich, drückt
das Rohr mit der Hand und versucht
wieder. Er setzt lächelnd ganz ab)


Das tönt nicht recht;
auf dem Rohre taugt
die wonnige Weise mir nicht.
Vöglein, mich dünkt,
ich bleibe dumm:
von dir lernt sich's nicht leicht!

(Er hört den Vogel wieder
und blickt zu ihm auf)


Nun schäm' ich mich gar
vor dem schelmischen Lauscher:
er lugt und kann nichts erlauschen.
Heida! So höre
nun auf mein Horn.

(Er schwingt das Rohr
und wirft es weit fort)


Auf dem dummen Rohre
gerät mir nichts.
Einer Waldweise,
wie ich sie kann,
der lustigen sollst du nun lauschen.
Nach liebem Gesellen
lockt' ich mit ihr:
nichts Bessres kam noch
als Wolf und Bär.
Nun lass mich sehn,
wen jetzt sie mir lockt:
ob das mir ein lieber Gesell?

(Er nimmt das silberne Hifthorn und bläst darauf. Im Hintergrunde regt es sich. - Fafner, in der Gestalt eines ungeheuren eidechsenartigen Schlangenwurmes, hat sich in der Höhle von seinem Lager erhoben; er bricht durch das Gesträuch und wälzt sich aus der Tiefe nach der höheren Stelle vor, so dass er mit dem Vorderleibe bereits auf ihr angelangt ist, als er jetzt einen starken, gähnenden Laut ausstösst.)

(sieht sich um und heftet den
Blick verwundert auf Fafner)


Haha! Da hätte mein Lied
mir was Liebes erblasen!
Du wärst mir ein saub'rer Gesell!
SIEGFRIED:
(stretches himself out comfortably under
the lime tree, and watches
Mime’s departure)


So he’s no father of mine:
that thought fills my heart with joy!
Now I delight
in this fair green wood;
I delight
in this glorious day,
now I’m free from that loathsome dwarf,
and I won’t have to see him again!

(He falls into silent reverie.)

My father, how did he look?
Why, of course, like his son!
If Mime had fathered a son,
wouldn’t he look
just like Mime?
Shuffling and slinking,
grizzled and gray,
small and crooked,
with insolent hunchback,
insolent bearing,
eyes that are bleary…
Off with the imp!
I hope he’s gone for good!

(He leans back and looks up through the branches.
Deep silence. Forest murmurs.)


Could I but know
what my mother was like!
That’s something
I cannot imagine!
Her eyes must have shone
with soft gentle light,
like the eyes of the roedeer,
only more lovely!
In fear and grief she bore me,
but why did she die through me?
Must every human mother
die when her children
come to the world?
Sad the world must be then!
Ah, how this son
longs to see his mother!
See my mother
who lived and died!

(He sighs gently and leans back still further. Deep
silence. The forest murmurs increase. Siegfried’s
attention is then caught by the song of the forest
birds. He listens with growing interest to a bird in
the branches above him.)


You lovely woodbird,
how sweet is your song:
here in the wood is your home?
I wish I could understand you!
I’m sure you’ve something to tell
perhaps of a loving mother?
A surly old dwarf
said to me once
that men could learn
the language of birds,
and know what they were saying.
How can I learn the tongue?

(He reflects. His glance falls on a clump of reeds not
far from the lime tree.)


Hey! Let me try
pipe your notes
on a reed, copy your chirping!
Your song I will echo,
mimic your warbling;
while your tune I am piping,
perhaps I shall learn what you say!

(He runs to the stream nearby, cuts a reed with his
sword, and quickly whittles a pipe from it. He
listens again.)


He stops and waits:
well, let me begin!

(He blows on the pipe, breaks off, cuts it again to
improve it, pipes again, shakes his head, and cuts
the pipe once more. He tries again, gets angry,
pinches the reed with his hand, and makes another
attempt. Then, he gives up.)


Well, that’s not right;
and this reed won’t serve
to capture the lilt of your song.
Woodbird, I think
I must be dull;
From you I cannot learn.

(He hears the bird again, and looks up at it.)

You put me to shame
as you perch there and hallo;
you wait – and I cannot answer.
Hey then! Then hear
the call of my horn.

(He holds up the reed and tosses it far away.)

I can pipe no tune
on a feeble reed.
But I’ll play you
a tune on my horn,
a song that will ring through the woodlands
a song that I hoped
may find me a friend:
though no one heard me
but wolf and bear.
Now let us see
who’ll answer my call
the friend whom I’m longing to find?

(He takes the silver horn and blows on it. At each
long-sustained note he looks up expectantly at the
bird. There is a stir in the background. Fafner, in
the form of a huge, scaly dragon, has risen from his
lair in the cave; he breaks through the undergrowth
and drags himself up from below to the higher
ground until the front part of his body rests on this,
whereupon he utters a loud noise like a yawn.
Siegfried looks round, and fastens his astonished
gaze on Fafner.)


Ha ha! At last with my call
I have lured something lovely!
What a pretty playmate I’ve found!

FAFNER:
(hat beim Anblick Siegfrieds
auf der Höhe angehalten
und verweilt nun daselbst)


Was ist da?
FAFNER:
(at the sight of Siegfried
has paused on the knoll,
and remains there)


Who is there?

SIEGFRIED:
Ei, bist du ein Tier,
das zum Sprechen taugt,
wohl liess' sich von dir was lernen?
Hier kennt einer
das Fürchten nicht:
kann er's von dir erfahren?
SIEGFRIED:
Hi, so you’re a beast
that can speak to me;
perhaps you’ve some news to tell me?
Can you tell me
what fear might be:
are you prepared to teach me?

FAFNER:
Hast du Übermut?
FAFNER:
You are far too bold!

SIEGFRIED:
Mut oder Übermut
was weiss ich!
Doch dir fahr' ich zu Leibe,
lehrst du das Fürchten mich nicht!
SIEGFRIED:
Bold, maybe far too bold,
I know not!
I know that I will fight you,
if you can’t teach me to fear.

FAFNER:
(stösst einen lachenden Laut aus)

Trinken wollt' ich:
nun treff' ich auch Frass!

(Er öffnet seinen Rachen
und zeigt die Zähne)
FAFNER:
(makes a laughing noise)

Drink I wanted,
now I have found food!

(He opens his jaws
and shows his teeth.)

SIEGFRIED:
Eine zierliche Fresse
zeigst du mir da,
lachende Zähne
im Leckermaul!
Gut wär' es, den Schlund dir zu schliessen;
dein Rachen reckt sich zu weit!
SIEGFRIED:
What a splendid array
of dazzling teeth,
glinting and glistening
within those jaws!
Well, maybe it’s wiser to close them:
those jaws are open too wide.

FAFNER:
Zu tauben Reden
taugt er schlecht:
dich zu verschlingen,
frommt der Schlund.

(Er droht mit dem Schweife)
FAFNER:
For idle chatter.
far too wide;
but all the better
for my meal.

(He threatens with his tail.)

SIEGFRIED:
Hoho! Du grausam
grimmiger Kerl!
Von dir verdaut sein,
dünkt mich übel:
rätlich und fromm doch scheint's,
du verrecktest hier ohne Frist.
SIEGFRIED:
Oho! You cruel
merciless brute!
But I’ve no wish
to be your breakfast.
Far better plan, I think,
to destroy you here on the spot.

FAFNER:
(brüllend)

Pruh! Komm,
prahlendes Kind!
FAFNER:
(roaring)

Pruh! Come,e
insolent boy!

SIEGFRIED:
Hab' acht, Brüller!
Der Prahler naht!

(Er zieht sein Schwert, springt Fafner an und
bleibt herausfordernd stehen. Fafner wälzt
sich weiter auf die Höhe herauf und sprüht aus den Nüstern
auf Siegfried. Dieser weicht dem Geifer aus,
springt näher zu und stellt sich zur Seite. Fafner sucht ihn
mit dem Schweife zu erreichen. Siegfried, welchen Fafner fast erreicht hat,
springt mit einem Satze über diesen hinweg
und verwundet ihn an dem Schweife.
Fafner brüllt, zieht den Schweif heftig zurück und bäumt
den Vorderleib, um mit dessen voller Wucht
sich auf Siegfried zu werfen; so bietet er diesem die Brust dar;
Siegfried erspäht schnell die Stelle des Herzens und stösst sein
Schwert bis an das Heft hinein. Fafner bäumt sich vor Schmerz
noch höher und sinkt, als Siegfried das Schwert losgelassen
und zur Seite gesprungen ist,
auf die Wunde zusammen)


Da lieg', neidischer Kerl!
Notung trägst du im Herzen.
SIEGFRIED:
Take care, growler!
The boy draws near!

(He draws his sword, springs towards Fafner, and
stands in an attitude of defiance. Fafner drags
himself further up the knoll and spits from his
nostrils at Siegfried. Siegfried avoids the venom,
leaps nearer, and stands to one side. Fafner tries to
reach him with his tail. When Fafner has nearly
caught Siegfried, the latter leaps with one bound
over the dragon, and wounds him in the tail.
Fafner roars, draws his tail back quickly, and rears
up the front part of his body to throw its full weight
on Siegfried, thus exposing his breast. Siegfried
quickly notes the place of the heart and plunges his
sword in there up to the hilt. Fafner rears up still
higher in his pain, and sinks down on the wound,
as Siegfried lets go of the sword and leaps to one
side.)


So there, merciless brute!
Notung now has destroyed you!

FAFNER:
(mit schwächerer Stimme)

Wer bist du, kühner Knabe,
der das Herz mir traf?
Wer reizte des Kindes Mut
zu der mordlichen Tat?
Dein Hirn brütete nicht,
was du vollbracht.
FAFNER:
(in a weaker voice)

Who are you, youthful hero,
who has pierced my breast?
Who roused up your fearless heart
to this murderous deed?
And who told you to do
what you have done?

SIEGFRIED:
Viel weiss ich noch nicht,
noch nicht auch, wer ich bin.
Mit dir mordlich zu ringen,
reiztest du selbst meinen Mut.
SIEGFRIED:
Not much have I learned;
I know not who I am;
but you roused me to kill you,
prompted my deed by your threat.

FAFNER:
Du helläugiger Knabe,
unkund deiner selbst,
wen du gemordet
meld' ich dir.
Der Riesen ragend Geschlecht,
Fasolt und Fafner,
die Brüder fielen nun beide.
Um verfluchtes Gold,
von Göttern vergabt,
traf ich Fasolt zu Tod.
Der nun als Wurm
den Hort bewachte,
Fafner, den letzten Riesen,
fällte ein rosiger Held.
Blicke nun hell,
blühender Knabe:
der dich Blinden reizte zur Tat,
berät jetzt des Blühenden Tod!

(ersterbend)

Merk', wie's endet!
Acht' auf mich!
FAFNER:
So bold, youthful, and fearless,
unknown to yourself:
now let me tell you
whom you’ve killed.
The giants who ruled on the earth,
Fasolt and Fafner,
the brothers, both have now fallen.
For the cursed gold
we gained from the gods,
I put Fasolt to death.
In dragon shape,
the treasure’s guardian,
Fafner, the last of the giants,
falls at the hand of a boy.
Guard yourself well,
bold, fearless hero!
He who urged you on to this deed,
has planned next this bold hero’s death.

(dying)

Mark how it ends then!
Recall my fate!

SIEGFRIED:
Woher ich stamme,
rate mir noch;
weise ja scheinst du,
Wilder, im Sterben:
rat' es nach meinem Namen:
Siegfried bin ich genannt.
SIEGFRIED:
Who was my father?
Do you not know?
Wisdom inspires you
now you are dying:
maybe my name will tell you:
Siegfried, that is my name.

FAFNER:
Siegfried...!

(Er seufzt, hebt sich und stirbt)
FAFNER:
Siegfried!…

(He raises himself with a sigh, and expires.)

SIEGFRIED:
Zur Kunde taugt kein Toter.
So leite mich denn
mein lebendes Schwert!

(Fafner hat sich im Sterben
zur Seite gewälzt. Siegfried zieht
ihm jetzt das Schwert aus der Brust:
dabei wird seine Hand vom Blute
benetzt: er fährt heftig mit der Hand auf)


Wie Feuer brennt das Blut!

(Er führt unwillkürlich die Finger
zum Munde, um das Blut von ihnen
abzusaugen. Wie er sinnend vor
sich hinblickt, wird seine
Aufmerksamkeit immer mehr von
dem Gesange der Waldvögel angezogen)


Ist mir doch fast,
als sprächen die Vöglein zu mir!
Nützte mir das
des Blutes Genuss?
Das seltne Vöglein hier,
horch, was singt es nur?
SIEGFRIED:
The dead can tell no tidings.
To life I’ll be led
by the light of my sword!

(Fafner, in dying,
has rolled on his side. Siegfried
draws the sword from his breast, and in doing so
smears his hand with blood. He draws back his
hand violently.)


Like fire burns his blood!

(Involuntarily he puts his fingers
to his mouth to suck the blood from
them. As he gazes
thoughtfully before him, his attention is
caught increasingly by the song of the forest
birds.)


Almost, it seems,
the woodbirds are speaking to me.
Is it a spell
that lies in the blood?
My woodbird’s there again;
hark he sings to me!

STIMME EINES WALDVOGELS:
(aus den Zweigen der Linde
über Siegfried)


Hei! Siegfried gehört
nun der Niblungen Hort!
O, fänd' in der Höhle
den Hort er jetzt!
Wollt' er den Tarnhelm gewinnen,
der taugt' ihm zu wonniger Tat:
doch möcht' er den Ring sich erraten,
der macht' ihn zum Walter der Welt!
VOICE OF THE WOORBIRD:
(from the branches of the
lime tree above Siegfried )


Hi! Siegfried inherits
the Nibelung hoard;
O, there it is lying
within that cave!
There is the Tarnhelm, whose magic
will serve him for glorious deeds;
and if he discovers the ring,
it will make him the lord of the world!

SIEGFRIED:
(hat mit verhaltenem Atem
und verzückter Miene gelauscht)


Dank, liebes Vöglein,
für deinen Rat!
Gern folg' ich dem Ruf!

(Er wendet sich nach hinten und
steigt in die Höhle hinab, wo er
alsbald gänzlich verschwindet)
SIEGFRIED:
(has listened with bated breath and
enraptured look)


Thanks, dearest woodbird,
for your advice!
I’ll do as you say!

(He turns towards the back,
descends into the cave,
and at once disappears from sight.)

Scene 3

Mime schleicht heran, scheu umherblickend, um sich von Fafners Tod zu überzeugen. - Gleichzeitig kommt von der anderen Seite Alberich aus dem Geklüft; er beobachtet Mime genau. Als dieser Siegfried nicht mehr gewahrt und vorsichtig sich nach hinten der Höhle zuwendet, stürzt Alberich auf ihn zu und vertritt ihm den Weg Mime slinks on, peering round timidly to assure himself that Fafner is dead. Simultaneously, Alberich emerges from the cleft on the other side. He observes Mime closely. Mime, seeing that Siegfried is no longer there, is going warily towards the cave at the back, when Alberich rushes forward and bars his way.

ALBERICH:
Wohin schleichst du
eilig und schlau,
schlimmer Gesell?
ALBERICH:
Hehe! Sly
and slippery knave,
where are you going?

MIME:
Verfluchter Bruder,
dich braucht' ich hier!
Was bringt dich her?
MIME:
Accursed brother,
I need you not!
What brings you here?

ALBERICH:
Geizt es dich, Schelm,
nach meinem Gold?
Verlangst du mein Gut?
ALBERICH:
Pestilent imp,
you’d steal my gold?
You covet my wealth?

MIME:
Fort von der Stelle!
Die Stätte ist mein:
was stöberst du hier?
MIME:
Off on the instant!
The place here is mine:
you’ve no business here!

ALBERICH:
Stör' ich dich wohl
im stillen Geschäft,
wenn du hier stiehlst?
ALBERICH:
Do I disturb
a thief at his work?
Caught in the act?

MIME:
Was ich erschwang
mit schwerer Müh',
soll mir nicht schwinden.
MIME:
What I’ve achieved
through years of toil
shall not escape me.

ALBERICH:
Hast du dem Rhein
das Gold zum Ringe geraubt?
Erzeugtest du gar
den zähen Zauber im Reif?
ALBERICH:
Was it then you
who robbed the Rhine of its gold?
And was it your hand
that worked the spell in the ring?

MIME:
Wer schuf den Tarnhelm,
der die Gestalten tauscht?
Der seiner bedurfte,
erdachtest du ihn wohl?
MIME:
Who made the Tarnhelm,
changing your shape at will?
Though you desired it,
that helm was made by me!

ALBERICH:
Was hättest du Stümper
je wohl zu stampfen verstanden?
Der Zauberring
zwang mir den Zwerg erst zur Kunst.
ALBERICH:
You miserable bungler,
mine was the skill that inspired you!
My magic ring
showed how the helm could be made.

MIME:
Wo hast du den Ring?
Dir Zagem entrissen ihn Riesen!
Was du verlorst,
meine List erlangt es für mich.
MIME:
And where is that ring?
You coward, the giants have seized it.
What you have lost,
I can gain by guile for myself.

ALBERICH:
Mit des Knaben Tat
will der Knicker nun knausern?
Dir gehört sie gar nicht,
der Helle ist selbst ihr Herr!
ALBERICH:
What the boy has won
will the miser lay hands on?
When the hero finds it,
that hero will keep his prize.

MIME:
Ich zog ihn auf;
für die Zucht zahlt er mir nun:
für Müh' und Last
erlauert' ich lang meinen Lohn!
MIME:
I brought him up;
for my care now he can pay;
for years I slaved;
my labours have won their reward!

ALBERICH:
Für des Knaben Zucht
will der knickrige
schäbige Knecht
keck und kühn
wohl gar König nun sein?
Dem räudigsten Hund
wäre der Ring
geratner als dir:
nimmer erringst
du Rüpel den Herrscherreif!
ALBERICH:
So you brought him up!
Does the beggarly,
miserly knave
think he’s earned
such pay? King he would be?
A flea-bitten dog
had better right
than you to the gold!
You’ll never win,
you schemer, that mighty ring!

MIME:
(kratzt sich den Kopf)

Behalt' ihn denn:
und hüt' ihn wohl,
den hellen Reif!
Sei du Herr:
doch mich heisse auch Bruder!
Um meines Tarnhelms
lustigen Tand
tausch' ich ihn dir:
uns beiden taugt's,
teilen die Beute wir so.

(Er reibt sich zutraulich die Hände)
MIME:
(scratches his head )

Well, keep it then,
and guard it well,
that shining ring!
You be lord:
but still treat me as brother!
Give me the Tarnhelm
which I have made,
you keep the gold;
then both are paid;
each of us shares in the prize.

(He rubs his hands insinuatingly.)

ALBERICH:
(mit Hohnlachen)

Teilen mit dir?
Und den Tarnhelm gar?
Wie schlau du bist!
Sicher schlief' ich
niemals vor deinen Schlingen!
ALBERICH:
(laughing scornfully)

Share it with you?
And the Tarnhelm yours?
How sly you are!
Not one moment’s peace
I’d have from your scheming!

MIME:
(ausser sich)

Selbst nicht tauschen?
Auch nicht teilen?
Leer soll ich gehn?
Ganz ohne Lohn?

(kreischend)

Gar nichts willst du mir lassen?
MIME:
(beside himself )

You won’t share them?
You won’t bargain?
Nothing for me?
All must be yours?

(screaming)

Not one thing will you leave me?

ALBERICH:
Nichts von allem!
Nicht einen Nagel
sollst du dir nehmen!
ALBERICH:
Not a trinket!
No, not a nail-head!
All I deny you.

MIME:
(in höchster Wut)

Weder Ring noch Tarnhelm
soll dir denn taugen!
Nicht teil' ich nun mehr!
Gegen dich doch ruf' ich
Siegfried zu Rat
und des Recken Schwert;
der rasche Held,
der richte, Brüderchen, dich!

(Siegfried erscheint im Hintergrund)
MIME:
(in a towering rage)

Neither ring nor Tarnhelm
then shall reward you!
I’ll bargain no more!
But I’ll set against you
Siegfried himself
with his cruel sword;
that fearless boy
will pay you, brother of mine!

(Siegfried appears in the background.)

ALBERICH:
Kehre dich um!
Aus der Höhle kommt er daher!
ALBERICH:
Better turn round!
From the cavern, see where he comes.

MIME:
(sich umblickend)

Kindischen Tand
erkor er gewiss.
MIME:
(looking around)

Trinkets and toys
he’s sure to have found.

ALBERICH:
Den Tarnhelm hält er!
ALBERICH:
He’s found the Tarnhelm!

MIME:
Doch auch den Ring!
MIME:
Also the ring!

ALBERICH:
Verflucht! Den Ring!
ALBERICH:
Accurst! The ring!

MIME:
(hämisch lachend)

Lass ihn den Ring dir doch geben!
Ich will ihn mir schon gewinnen.

(Er schlüpft mit den letzten
Worten in den Wald zurück)
MIME:
(laughing maliciously)

Get him to give you the ring, then!
Yet all the same I shall win it!

(He slips back
into the forest.)

ALBERICH:
Und doch seinem Herrn
soll er allein noch gehören!

(Er verschwindet im Geklüfte)

(Siegfried ist mit Tarnhelm und Ring während des letzteren langsam und sinnend aus der Höhle vorgeschritten: er betrachtet gedankenvoll seine Beute und hält, nahe dem Baume, auf der Höhe des Mittelgrundes wieder an)
ALBERICH:
Just wait, in the end
it will belong to its master.

(He disappears into the cleft. During the foregoing,
Siegfried has come slowly and thoughtfully from the
cave with the Tarnhelm and ring. He regards his
prizes meditatively, and pauses on the knoll in the
middle of the stage, near the tree.)

SIEGFRIED:
Was ihr mir nützt,
weiss ich nicht;
doch nahm ich euch
aus des Horts gehäuftem Gold,
weil guter Rat mir es riet.
So taug' eure Zier
als des Tages Zeuge,
es mahne der Tand,
dass ich kämpfend Fafner erlegt,
doch das Fürchten noch nicht gelernt!

(Er steckt den Tarnhelm sich in den Gürtel und den Reif an den Finger. Stillschweigen. Wachsendes Waldweben. Siegfried achtet unwillkürlich wieder des Vogels und lauscht ihm mit verhaltenem Atem)
SIEGFRIED:
Tarnhelm and ring,
here they are:
I chose these things
from the hoard of heaped-up gold,
because the woodbird said I should.
I know not their use:
yet they’ll serve to remind me
these toys are the proof
that I conquered Fafner in fight;
but what fear is, that I’ve not learned!

(He puts the Tarnhelm in his belt and the ring on
his finger. Dead silence. The forest murmurs
increase. Siegfried again involuntarily becomes
aware of the bird, to whose song he listens with
bated breath.)

STIMME DES WALDVOGELS:
Hei! Siegfried gehört
nun der Helm und der Ring!
O, traute er Mime,
dem treulosen, nicht!
Hörte Siegfried nur scharf
auf des Schelmen Heuchlergered'!
Wie sein Herz es meint,
kann er Mime verstehn:
so nützt' ihm des Blutes Genuss.

(Siegfrieds Miene und Gebärde drücken aus,
dass er den Sinn des Vogelgesanges wohl vernommen. Er sieht
Mime sich nähern und bleibt, ohne sich zu rühren, auf sein Schwert
gestützt, beobachtend und in sich geschlossen,in seiner Stellung
auf der Anhöhe bis zum Schlusse des folgenden Auftrittes)
VOICE OF THE WOORBIRD:
Hi! Siegfried discovered
the Tarnhelm and ring!
Now let him beware
of the treacherous dwarf!
Oh, let Siegfried attend
to the crafty words Mime speaks!
What he really means
you will now understand,
made wise by the taste of the blood.

(Siegfried’s demeanour and gestures show that he
has understood the sense of the bird’s song. Seeing
Mime approach, he remains motionless, leaning on
his sword, observant and self-contained, in his place
on the knoll, until the end of the following scene.)

MIME:
(schleicht heran und beobachtet
vom Vordergrunde aus Siegfried)


Er sinnt und erwägt
der Beute Wert:
weilte wohl hier
ein weiser Wand'rer,
schweifte umher,
beschwatzte das Kind
mit list'ger Runen Rat?
Zwiefach schlau
sei nun der Zwerg;
die listigste Schlinge
leg' ich jetzt aus,
dass ich mit traulichem
Truggerede
betöre das trotzige Kind.

(er tritt näher an Siegfried heran
und bewillkommt diesen mit
schmeichelnden Gebärden)


Willkommen, Siegfried!
Sag', du Kühner,
hast du das Fürchten gelernt?
MIME:
(slinks on and observes Siegfried from the
foreground)


He broods, and he wonders
what he’s found:
can he have met
a wily Wanderer,
roaming around,
advising the boy
with crafty talk and tales?
Doubly sly
I’ll have to be:
my cunningest snares
for him I shall lay,
and use my friendliest,
falsest flattery
to capture this obstinate boy.

(He comes closer to Siegfried,
welcoming him with
wheedling gestures.)


Be welcome, Siegfried!
Say, my brave one,
tell me if fear has been learned?

SIEGFRIED:
Den Lehrer fand ich noch nicht!
SIEGFRIED:
No teacher here could be found.

MIME:
Doch den Schlangenwurm,
du hast ihn erschlagen?
Das war doch ein schlimmer Gesell?
MIME:
But that cruel dragon
I see that you’ve slain him?
Did he not inspire you with fear?

SIEGFRIED:
So grimm und tückisch er war,
sein Tod grämt mich doch schier,
da viel üblere Schächer
unerschlagen noch leben!
Der mich ihn morden hiess,
den hass' ich mehr als den Wurm!
SIEGFRIED:
Though he was cruel and fierce,
his death fills me with grief,
when far wickeder scoundrels
live their lives still unpunished.
He who brought me here to fight
I hate far more than my foe!

MIME:
(sehr freundlich)

Nur sachte! Nicht lange
siehst du mich mehr:
zum ew'gen Schlaf
schliess' ich dir die Augen bald!
Wozu ich dich brauchte,

(zärtlich)

hast du vollbracht;
jetzt will ich nur noch
die Beute dir abgewinnen.
Mich dünkt, das soll mir gelingen;
zu betören bist du ja leicht!
MIME:
(very affectionately)

Now gently! for soon
you’ll see me no more:
when death has closed
your eyes in dark, eternal sleep!
For all that I needed

(as if praising him)

you have achieved;
one thing but remains
for me to do: to win the treasure.
I think that task should be easy;
you were never hard to deceive!

SIEGFRIED:
So sinnst du auf meinen Schaden?
SIEGFRIED:
Deceive me, and then destroy me?

MIME:
(verwundert)

Wie sagt' ich denn das?
Siegfried! Hör doch, mein Söhnchen!
Dich und deine Art
hasst' ich immer von Herzen;

(zärtlich)

aus Liebe erzog ich
dich Lästigen nicht:
dem Horte in Fafners Hut,
dem Golde galt meine Müh'.

(als verspräche er ihm hübsche Sachen)

Gibst du mir das
gutwillig nun nicht,

(als wäre er bereit, sein Leben
für ihn zu lassen)


Siegfried, mein Sohn,
das siehst du wohl selbst,

(mit freundlichem Scherze)

dein Leben musst du mir lassen!
MIME:
(astonished )

Is that what I said?

(continuing tenderly)

Siegfried! Hear me, my dear son!
You and all your kind
in my heart I have hated;
and love played no part
in bringing you up.
The gold that’s hid in Fafner’s cave,
that gold alone I sought to win.

(as if he were promising him something pleasant)

Give me all
that shining treasure, or else

(as if he were ready
to lay down his life for him)


Siegfried, my son,
you see it’s quite clear,

(with affectionate jocularity)

your life you’ll just have to yield me.

SIEGFRIED:
Dass du mich hassest,
hör' ich gern:
doch auch mein Leben muss ich dir lassen?
SIEGFRIED:
Learning you hate me,
brings me joy:
as for my life, why should I yield it?

MIME:
(ärgerlich)

Das sagt' ich doch nicht?
Du verstehst mich ja falsch!

(Er sucht sein Fläschchen hervor.
Er gibt sich die ersichtlichste
Mühe zur Verstellung)


Sieh', du bist müde
von harter Müh';
brünstig wohl brennt dir der Leib:
dich zu erquicken
mit queckem Trank
säumt' ich Sorgender nicht.
Als dein Schwert du dir branntest,
braut' ich den Sud;
trinkst du nun den,
gewinn' ich dein trautes Schwert,
und mit ihm Helm und Hort.

(er kichert dazu)
MIME:
(angrily)

I did not say that!
You have heard me all wrong!

(He produces his flask,
and takes evident pains to
be convincing.)


After your fighting
I know you’re tired;
after such toil you are hot;
let me refresh you
with cooling drink;
Mime knew what you’d need.
While your sword you were forging,
I made some broth;
drink but a drop,
and then I will seize your sword
and gain the gold as well!

(He sniggers.)

SIEGFRIED:
So willst du mein Schwert
und was ich erschwungen,
Ring und Beute, mir rauben?
SIEGFRIED:
So you’d seize my sword
and all that it’s won me;
ring and Tarnhelm, you’d take them?

MIME:
(heftig)

Was du doch falsch mich verstehst!
Stamml' ich, fasl' ich wohl gar?
Die grösste Mühe
geb' ich mir doch,
mein heimliches Sinnen
heuchelnd zu bergen,
und du dummer Bube
deutest alles doch falsch!
Öffne die Ohren,
und vernimm genau:
Höre, was Mime meint!

(wieder sehr freundlich,
mit ersichtlicher Mühe)


Hier nimm und trinke die Labung!
Mein Trank labte dich oft:
tat'st du wohl unwirsch,
stelltest dich arg:
was ich dir bot,
erbost auch - nahmst du's doch immer.
MIME:
(vehemently)

Why can’t you hear what I say!
Tell me, am I not clear?
I’m being so careful,
choosing my words,
and hiding my meaning,
trying to deceive you;
and the foolish booby
misinterprets my words.
Open your ears now,
and attend to me!
Listen what Mime plans!

(again very affectionately, with an evident effort to
make himself understood )


Take this and drink it to cool you!
My drinks pleased you before:
when you were thirsty,
tired or hot,
I brought you drink;
you grumbled, but you still drank it.

SIEGFRIED:
(ohne eine Miene zu verziehen)

Einen guten Trank
hätt' ich gern:
wie hast du diesen gebraut?
SIEGFRIED:
(without altering his expression)

A refreshing drink
I should like:
but say how this one was brewed.

MIME:
(lustig scherzend, als schildere
er ihm einen angenehm berauschten
Zustand, den ihm der Saft bereiten soll)


Hei! So trink nur,
trau' meiner Kunst!
In Nacht und Nebel
sinken die Sinne dir bald:
ohne Wach' und Wissen
stracks streckst du die Glieder.
Liegst du nun da,
leicht könnt' ich
die Beute nehmen und bergen:
doch erwachtest du je,
nirgends wär' ich
sicher vor dir,
hätt' ich selbst auch den Ring.
Drum mit dem Schwert,
das so scharf du schufst,

(mit einer Gebärde
ausgelassener Lustigkeit)


hau' ich dem Kind
den Kopf erst ab:
dann hab' ich mir Ruh' und auch den Ring!

(Er kichert wieder)
MIME:
(gaily joking, as if describing
how pleasant and merry
the brew will make him)


Hi! Just drink it,
trust to my skill!
And you’ll be seized
by sleep that you cannot resist:
you will sink unconscious,
drugged, drowsy, and helpless.
While you’re asleep
I’ll easily
steal the ring and the Tarnhelm,
but if once you should wake,
then from you
I’d never be safe,
even as lord of the ring.
So with the sword
that you made so sharp,

(with a gesture
of uncontrolled merriment)


I will just crop
your head right off;
then I will be safe, I’ll have the ring!

(He chuckles again.)

SIEGFRIED:
Im Schlafe willst du mich morden?
SIEGFRIED:
While I’m sleeping you plan to kill me?

MIME:
(wütend ärgerlich)

Was möcht' ich? Sagt' ich denn das?

(Er bemüht sich, den zärtlichsten
Ton anzunehmen)


Ich will dem Kind

(mit sorglichster Deutlichkeit)

nur den Kopf abhau'n!

(mit dem Ausdruck herzlicher
Besorgtheit für Siegfrieds Gesundheit)


Denn hasste ich dich
auch nicht so sehr,
und hätt' ich des Schimpfs
und der schändlichen Mühe
auch nicht so viel zu rächen:

(sanft)

aus dem Wege dich zu räumen,
darf ich doch nicht rasten:
wie käm' ich sonst anders zur Beute,
da Alberich auch nach ihr lugt?

(Er giesst den Saft in das Trinkhorn
und führt dieses Siegfried mit
aufdringlicher Gebärde zu)


Nun, mein Wälsung!
Wolfssohn du!
Sauf', und würg' dich zu Tod:
Nie tust du mehr 'nen Schluck!

(Siegfried holt mit dem Schwert aus. Er führt, wie in einer Anwandlung heftigen Ekels einen jähen Streich nach Mime; dieser stürzt sogleich tot zu Boden. Man hört Alberichs höhnisches Gelächter aus dem Geklüfte)
MIME:
(in a furious rage)

To kill you? Why do you say that?

(He makes an effort to assume his most charming
tone of voice.)


I merely plan

(with meticulous clarity)

to chop your head right off!

(with an expression of heartfelt anxiety for
Siegfried’s health)


Not only because
I hate you so;
not only because
I have suffered such scorn and shame,
and long to take my vengeance;

(gently)

but because I must destroy you;
if I plan to kill you,
how could I be sure of my treasure,
since Alberich covets it too?

(He pours the brew into the drinking-horn and
offers it to Siegfried with pressing gestures.)


Now, my Wälsung!
You Wolf ’s son!
Drink and choke to death!
You’ll never drink again!

(Siegfried raises his sword, and as if seized by
violent loathing aims a swift blow at Mime, who
immediately falls down dead.)

SIEGFRIED:
Schmeck' du mein Schwert,
ekliger Schwätzer!

(Er henkt, auf den am
Boden Liegenden blickend,
ruhig sein Schwert wieder ein)


Neides Zoll
zahlt Notung:
dazu durft' ich ihn schmieden.

(Er rafft Mimes Leichnam auf,
trägt ihn auf die Anhöhe vor
den Eingang der Höhle und
wirft ihn dort hinein)


In der Höhle hier
lieg' auf dem Hort!
Mit zäher List
erzieltest du ihn:
jetzt magst du des wonnigen walten!
Einen guten Wächter
geb' ich dir auch,
dass er vor Dieben dich deckt.

(Er wälzt mit grosser Anstrengung
den Leichnam des Wurmes vor den
Eingang der Höhle, so dass er diesen
ganz damit verstopft)


Da lieg' auch du,
dunkler Wurm!
Den gleissenden Hort
hüte zugleich
mit dem beuterührigen Feind:
so fandet beide ihr nun Ruh'!

(Er blickt eine Weile sinnend
in die Höhle hinab und wendet
sich dann langsam, wie ermüdet,
in den Vordergrund. Es ist Mittag.
Er führt sich die Hand über die Stirn)


Heiss ward mir
von der harten Last!
Brausend jagt
mein brünst'ges Blut;
die Hand brennt mir am Haupt.
Hoch steht schon die Sonne:
aus lichtem Blau
blickt ihr Aug'
auf den Scheitel steil mir herab.
Linde Kühlung
erkies' ich unter der Linde!

(Er streckt sich unter der Linde
aus und blickt wieder die Zweige
hinauf)


Noch einmal, liebes Vöglein,
da wir so lang
lästig gestört,
lauscht' ich gerne deinem Sange:
auf dem Zweige seh' ich
wohlig dich wiegen;
zwitschernd umschwirren
dich Brüder und Schwestern,
umschweben dich lustig und lieb!
Doch ich - bin so allein,
hab' nicht Brüder noch Schwestern:
meine Mutter schwand,
mein Vater fiel:
nie sah sie der Sohn!
Mein einz'ger Gesell
war ein garstiger Zwerg;
Güte zwang
uns nie zu Liebe;
listige Schlingen
warf mir der Schlaue;
nun musst' ich ihn gar erschlagen!

(Er blickt schmerzlich bewegt
wieder nach den Zweigen auf)


Freundliches Vöglein,
dich frage ich nun:
gönntest du mir
wohl ein gut Gesell?
Willst du mir das Rechte raten?
Ich lockte so oft,
und erlost' es mir nie:
Du, mein Trauter,
träfst es wohl besser,
so recht ja rietest du schon.
Nun sing'! Ich lausche dem Gesang.
SIEGFRIED:
Taste then my sword,
horrible babbler!

(Alberich’s mocking laughter is heard from the cleft.
Siegfried quietly puts his sword back again, gazing
at the fallen body.)


Hatred’s paid
by Notung:
that’s why I needed to forge it.

(He picks up Mime’s body,
carries it to the knoll at
the entrance to the cave,
and throws it down inside.)


In the cavern there,
lie with the hoard!
You schemed so long
and strove for that gold;
so now take your joy in that treasure!
Let me place this guardian
there by your side,
so from all thieves you’ll be safe.

(With a great effort
he drags the body of the dragon
to the entrance to the cave,
blocking it completely.)


You lie there too,
mighty dragon.
The glittering gold
you now can share
with your foe who longed for its gleam;
and so you both have found your rest!

(He gazes thoughtfully
down into the cave for a while,
and then returns slowly to the
foreground, as if tired. It is noon.
He passes his hand over his brow.)


I’m worn out
by the heavy task.
Fever seems
to burn my blood.
This hand burns on my brow.
High stands the sun above me;
his brilliant eye
gazes down
from the blue and beats on my head.
Here it’s cooler;
I’ll rest under these branches.

(He lies down under the lime-tree
and again looks up
into the branches.)


You’re back then, dearest woodbird,
not flown away
after the fight?
Let me hear again your singing!
On a branch I see you
swaying and swinging;
chirping and chirruping
brothers and sisters
surround you with laughter and love!
But I am quite alone,
have no brothers nor sisters,
and my mother died,
my father fell,
unknown to their son!
One comrade was mine,
a detestable dwarf.
Love was never known
between us;
loving and sly,
he wanted to catch me;
so at last I was forced to kill him!

(Sadly, he looks up
again to the branches.)


Dear little woodbird,
can you be my guide?
Can you tell me
where I’ll find a friend?
You must know some way to help me.
So often I’ve called
and yet no one has come.
You, my woodbird,
you might do better,
for you’ve advised me so well.
Now sing! I’m listening for your song.

STIMME DES WALDVOGELS:
Hei! Siegfried erschlug
nun den schlimmen Zwerg!
Jetzt wüsst' ich ihm noch
das herrlichste Weib:
auf hohem Felsen sie schläft,
Feuer umbrennt ihren Saal:
durchschritt' er die Brunst,
weckt' er die Braut,
Brünnhilde wäre dann sein!
VOICE OF THE WOORBIRD:
Hi! Siegfried is free
from the evil dwarf!
Next he must awake
his glorious bride:
high on a mountain she sleeps,
guarded by threatening flames.
Who goes through the fire,
wakens the bride,
Brünnhilde then shall be his!

SIEGFRIED:
(fährt mit jäher Heftigkeit
vom Sitze auf)


O holder Sang!
Süssester Hauch!
Wie brennt sein Sinn
mir sehrend die Brust!
Wie zückt er heftig
zündend mein Herz!
Was jagt mir so jach
durch Herz und Sinne?
Sag' es mir, süsser Freund!

(er lauscht)
SIEGFRIED:
(leaps up impetuously
from his seat )


O joyful song!
Sweet, happy strain!
Your glorious words
strike fire in my breast;
like flames they burn me,
kindle my heart!
What new thought inspires
my heart and senses?
Tell me, my dear, sweet friend!

(he listens)

STIMME DES WALDVOGELS:
Lustig im Leid
sing' ich von Liebe;
wonnig aus Weh
web' ich mein Lied:
nur Sehnende kennen den Sinn!
VOICE OF THE WOORBIRD:
Gaily in grief,
I sing of love;
joyful in woe,
I weave my song;
and lovers can tell what it means.

SIEGFRIED:
Fort jagt mich's
jauchzend von hinnen,
fort aus dem Wald auf den Fels!
Noch einmal sage mir,
holder Sänger:
werd' ich das Feuer durchbrechen?
Kann ich erwecken die Braut?

(Siegfried lauscht noch mal)
SIEGFRIED:
Joy fills me,
shouting with gladness,
forth I shall go to that rock!
But one thing more tell me,
dearest woodbird:
say, can I pass through the fire?
Can I awaken the bride?

(Siegfried listens again)

STIMME DES WALDVOGELS:
Die Braut gewinnt,
Brünnhilde erweckt
ein Feiger nie:
nur wer das Fürchten nicht kennt!
VOICE OF THE WOORBIRD:
Who wakens the maid,
Brünnhild the bride,
no coward can be:
one unacquainted with fear!

SIEGFRIED:
(lacht auf vor Entzücken)

Der dumme Knab',
der das Fürchten nicht kennt,
mein Vöglein, der bin ja ich!
Noch heute gab ich
vergebens mir Müh,
das Fürchten von Fafner zu lernen:
nun brenn' ich vor Lust,
es von Brünnhilde zu wissen!
Wie find' ich zum Felsen den Weg?

(Der Vogel flattert auf, kreist über Siegfried und fliegt ihm zögernd voran jauchzend)

So wird mir der Weg gewiesen:
wohin du flatterst
folg' ich dem Flug!

(Er läuft dem Vogel, welcher ihn neckend einige Zeitlang
unstet nach verschiedenen Richtungen hinleitet, nach und folgt
ihm endlich, als dieser mit einer bestimmten Wendung
nach dem Hintergrunde davonfliegt.)
SIEGFRIED:
(laughs with delight)

A foolish boy,
unacquainted with fear,
dear woodbird, why, that is me!
Today in vain
I attempted to learn
I hoped that the dragon could teach me.
Now joy fills my heart,
since from Brünnhild I’ll learn it!
What way must I take to the rock?

(The bird flutters out, circles over Siegfried, and
then flies off hesitatingly.)


Fluttering overhead, you guide me;
and where you flutter,
there I shall go!

(He pursues the bird, which for a while teasingly
leads him in different directions: then it takes a
definite course towards the background and flies
away. Siegfried follows. The curtain falls.)

Act 3

Scene 1

Wilde Gegend
am Fusse eines Felsenberges, welcher links nach hinten steil aufsteigt. - Nacht, Sturm und Wetter, Blitz und heftiger Donner, welch letzterer dann schweigt, während Blitze noch längere Zeit die Wolken durchkreuzen.
A wild place
at the foot of a rocky mountain, which rises steeply at the left towards the back. Night: storm, lightning and violent thunder; the latter ceases after a while; the lightning continuing to flash through the clouds.

WANDERER:
(schreitet entschlossen auf ein
gruftähnliches Höhlentor in einem Felsen
des Vordergrundes zu und nimmt dort,
auf seinen Speer gestützt, eine Stellung ein,
während er das Folgende dem Eingange
der Höhle zu ruft)


Wache, Wala!
Wala! Erwach'!
Aus langem Schlaf
weck' ich dich Schlummernde wach.
Ich rufe dich auf:
Herauf! Herauf!
Aus nebliger Gruft,
aus nächtigem Grunde herauf!
Erda! Erda!
Ewiges Weib!
Aus heimischer Tiefe
tauche zur Höh!
Dein Wecklied sing' ich,
dass du erwachest;
aus sinnendem Schlafe
weck' ich dich auf.
Allwissende!
Urweltweise!
Erda! Erda!
Ewiges Weib!
Wache, erwache,
du Wala! Erwache!

(Die Höhlengruft erdämmert. Bläulicher Lichtschein: von ihm beleuchtet steigt mit dem Folgenden Erda sehr allmählich aus der Tiefe auf. Sie erscheint wie von Reif bedeckt: Haar und Gewand werfen einen glitzernden Schimmer von sich)
WANDERER:
(strides resolutely to a vault-like
cavernous opening in a rock
in the foreground and stands there,
leaning on his spear, while
he calls the following towards
the mouth of the cave)


Waken, Wala!
Wala! Awake!
From lasting sleep
rise and appear at my call.
I call you again:
Arise! Arise!
From earth’s hidden caves,
imprisoned in darkness, arise!
Erda! Erda!
Woman all-wise!
From silence and darkness
rise to the world!
With spells I rouse you,
rise up and answer;
your slumbering wisdom
I would awake.
All-knowing one!
Wisdom’s guardian!
Erda! Erda!
Woman all-wise!
Waken, awaken,
O Wala! Awaken!

(The cavern begins to glow with a bluish light, in
which Erda is seen rising very slowly from the
depths. She appears to be covered by hoar-frost: her
hair and garments give out a glimmering shine.)

ERDA:
Stark ruft das Lied;
kräftig reizt der Zauber.
Ich bin erwacht
aus wissendem Schlaf:
wer scheucht den Schlummer mir?
ERDA:
Strong is your call,
mighty spells have roused me.
From wisdom’s dreams,
I rise at your call.
Who drives my slumber hence?

WANDERER:
Der Weckrufer bin ich,
und Weisen üb' ich,
dass weithin wache,
was fester Schlaf umschliesst.
Die Welt durchzog ich,
wanderte viel,
Kunde zu werben,
urweisen Rat zu gewinnen.
Kundiger gibt es
keine als dich;
bekannt ist dir,
was die Tiefe birgt,
was Berg und Tal,
Luft und Wasser durchwebt.
Wo Wesen sind,
wehet dein Atem;
wo Hirne sinnen,
haftet dein Sinn:
alles, sagt man,
sei dir bekannt.
Dass ich nun Kunde gewänne,
weck' ich dich aus dem Schlaf!
WANDERER:
The Wanderer wakes you;
I need your wisdom;
my spells have called you
from caverns far below.
On earth I’ve wandered,
far I have roamed;
I searched for wisdom,
strove day and night to achieve it.
No one on earth
is wiser than you;
you know what’s hid
in the caves of night,
what hill and dale,
air and water do hold.
Where life is found,
Erda is stirring;
where brains are brooding,
you stir their thoughts.
All things, all things,
all you must know.
Seeking your wisdom and counsel,
I arouse you from sleep!

ERDA:
Mein Schlaf ist Träumen,
mein Träumen Sinnen,
mein Sinnen Walten des Wissens.
Doch wenn ich schlafe,
wachen Nornen:
sie weben das Seil
und spinnen fromm, was ich weiss.
Was frägst du nicht die Nornen?
ERDA:
My sleep is dreaming;
my dreaming, brooding,
my brooding brings all my wisdom.
But while I sleep
the Norns are waking,
and winding their cord,
and weaving all that I know:
the Norns can give your answer.

WANDERER:
Im Zwange der Welt
weben die Nornen:
sie können nichts wenden noch wandeln.
Doch deiner Weisheit
dankt' ich den Rat wohl,
wie zu hemmen ein rollendes Rad?
WANDERER:
e They weave for the world,
spin what you tell them,
but cannot change that world with their weaving.
But you are wiser,
you can advise me
if the cruel wheel of fate can be stopped?

ERDA:
Männertaten
umdämmern mir den Mut:
mich Wissende selbst
bezwang ein Waltender einst.
Ein Wunschmädchen
gebar ich Wotan:
der Helden Wal
hiess für sich er sie küren.
Kühn ist sie
und weise auch:
was weckst du mich
und frägst um Kunde
nicht Erdas und Wotans Kind?
ERDA:
Deeds of men
have beclouded all my thoughts;
my wisdom itself
once felt a conqueror’s force.
A brave daughter
I bore to Wotan:
at his command
she chose heroes for Walhall.
She’s valiant
and wise as well:
so why wake me?
You’ll learn your answer
from Erda’s and Wotan’s child.

WANDERER:
Die Walküre meinst du,
Brünnhild', die Maid?
Sie trotzte dem Stürmebezwinger,
wo er am stärksten selbst sich bezwang:
was den Lenker der Schlacht
zu tun verlangte,
doch dem er wehrte
- zuwider sich selbst -,
allzu vertraut
wagte die Trotzige,
das für sich zu vollbringen,
Brünnhild' in brennender Schlacht.
Streitvater
strafte die Maid:
in ihr Auge drückte er Schlaf;
auf dem Felsen schläft sie fest:
erwachen wird
die Weihliche nur,
um einen Mann zu minnen als Weib.
Frommten mir Fragen an sie?
WANDERER:
My Valkyrie daughter,
Brünnhild the maid?
She disobeyed the lord of the tempest
when he’d controlled the storm in his breast:
When my son was in need
I longed to help him,
yet I renounced him
and doomed him to death.
She knew my will,
yet she defied me
and dared to break my commandment
Brünnhild herself in her pride.
I had to
deal with the maid;
so I closed her eyelids in sleep;
on that rock asleep she lies.
Our holy maid
can be awakened alone,
roused by some man who makes her his bride.
What can I learn from the maid?

ERDA:
(ist in Sinnen versunken und
beginnt erst nach längerem
Schweigen)


Wirr wird mir,
seit ich erwacht:
wild und kraus
kreist die Welt!
Die Walküre,
der Wala Kind,
büsst' in Banden des Schlafs,
als die wissende Mutter schlief?
Der den Trotz lehrte,
straft den Trotz?
Der die Tat entzündet,
zürnt um die Tat?
Der die Rechte wahrt,
der die Eide hütet,
wehret dem Recht,
herrscht durch Meineid?
Lass mich wieder hinab!
Schlaf verschliesse mein Wissen!
ERDA:
(is lost in dreams;
she begins again after a
long silence)


My waking
leaves me confused:
wild and strange
seems the world.
The Valkyrie,
the Wala’s child,
lay in fetters of sleep,
while her all-knowing mother slept?
How can pride’s teacher
punish pride?
He who urged the doing,
punish the deed?
He who rules by right,
to whom truth is sacred,
scorn what is right,
rule by falsehood?
I’ll return to the dark,
seal in slumber my wisdom!

WANDERER:
Dich, Mutter, lass' ich nicht ziehn,
da des Zaubers mächtig ich bin.
Urwissend
stachest du einst
der Sorge Stachel
in Wotans wagendes Herz:
mit Furcht vor schmachvoll
feindlichem Ende
füllt' ihn dein Wissen,
dass Bangen band seinen Mut.
Bist du der Welt
weisestes Weib,
sage mir nun:
wie besiegt die Sorge der Gott?
WANDERER:
O woman, you may not leave:
You are bound by my sorcerer’s might.
All-wise one,
you drove a thorn
of cares and sorrows
in Wotan’s fearless heart:
with fear of ruin,
shameful downfall
you filled my spirit,
with words of warning and doom.
If you are the world’s
wisest of women,
say to me now:
how a god can master his care?

ERDA:
Du bist - nicht
was du dich nennst!
Was kamst du, störrischer Wilder,
zu stören der Wala Schlaf?
ERDA:
You are not
what you declare!
Why come here, stubborn and wild one,
to trouble the Wala’s sleep?

WANDERER:
Du bist - nicht,
was du dich wähnst!
Urmütter-Weisheit
geht zu Ende:
dein Wissen verweht
vor meinem Willen.
Weisst du, was Wotan will?

(Langes Schweigen)

Dir Unweisen
ruf' ich ins Ohr,
dass sorglos ewig du nun schläfst!
Um der Götter Ende
grämt mich die Angst nicht,
seit mein Wunsch es will!
Was in des Zwiespalts wildem Schmerze
verzweifelnd einst ich beschloss,
froh und freudig
führe frei ich nun aus.
Weiht' ich in wütendem Ekel
des Niblungen Neid schon die Welt,
dem herrlichsten Wälsung
weis' ich mein Erbe nun an.
Der von mir erkoren,
doch nie mich gekannt,
ein kühnester Knabe,
bar meines Rates,
errang des Niblungen Ring:
liebesfroh,
ledig des Neides,
erlahmt an dem Edlen
Alberichs Fluch;
denn fremd bleibt ihm die Furcht.
Die du mir gebarst,
Brünnhild',
weckt sich hold der Held:
wachend wirkt
dein wissendes Kind
erlösende Weltentat.
Drum schlafe nun du,
schliesse dein Auge;
träumend erschau' mein Ende!
Was jene auch wirken,
dem ewig Jungen
weicht in Wonne der Gott.
Hinab denn, Erda!
Urmütterfurcht!
Ursorge!
Hinab! Hinab,
zu ewigem Schlaf!

(Nachdem Erda bereits die Augen geschlossen hat und allmählich tiefer versunken ist, verschwindet sie jetzt gänzlich; auch die Höhle ist jetzt wiederum durchaus verfinstert. Monddämmerung erhellt die Bühne, der Sturm hat aufgehört)
WANDERER:
You are not
what you have dreamed.
Wisdom of ages
finds its ending:
your wisdom grows weak
before my wishes.
Know you what Wotan wills?

(long silence)

You unwise one,
learn what I will,
then carefree you may sleep in peace!
That the gods will die soon
gives me no anguish;
I have willed that end!
What in an hour of fiercest anguish
despairing once I resolved,
freely and gladly
I shall now bring to pass.
Once I declared in my loathing
the Niblung might claim all the world;
today to the Wälsung
I have bequeathed my realm.
One who has never known me,
though chosen by me,
a youth of dauntless daring,
unhelped by Wotan,
has gained the Nibelung’s ring.
Free from hate,
joyful and loving,
that youth is not harmed
by Alberich’s curse,
for he knows naught of fear.
She whom you once bore,
Brünnhild,
wakes to that hero’s kiss.
Then your wisdom’s
child will achieve
that deed that will free our world.
So back to your dreams;
dream on in darkness;
dream of the gods’ destruction.
Whatever may happen
the god will gladly
yield his role to the young!
Return then, Erda!
Mother of dread!
World-sorrow!
Return! Return
to endless sleep!

(Erda has already closed her eyes and begun
to descend gradually. She now disappears entirely;
the cavernous opening too has become quite
dark. The moon lights the scene. The storm has
ceased.)

Scene 2

Der Wanderer ist dicht an die Höhle getreten und lehnt sich dann mit dem Rücken an das Gestein derselben, das Gesicht der Szene zugewandt The Wanderer has advanced close to the cavern: he leans with his back against the rock, facing the stage.

WANDERER:
Dort seh' ich Siegfried nahn.

(Er verbleibt in seiner Stellung an der Höhle.
Siegfrieds Waldvogel flattert dem Vordergrunde zu.
Plötzlich hält der Vogel in seiner Richtung ein, flattert
ängstlich hin und her und verschwindet hastig
dem Hintergrunde zu)
WANDERER:
I see that Siegfried’s near.

(He remains in his position by the cave.
Siegfried’s woodbird flutters towards the foreground,
then suddenly stops, flutters hither and
thither as if alarmed, and disappears hastily at the
back.)

SIEGFRIED:
(tritt rechts im Vordergrunde
auf und hält an)


Mein Vöglein schwebte mir fort!
Mit flatterndem Flug
und süssem Sang
wies es mich wonnig des Wegs:
nun schwand es fern mir davon!
Am besten find' ich mir
selbst nun den Berg:
wohin mein Führer mich wiess,
dahin wandr' ich jetzt fort.

(Er schreitet weiter nach hinten)
SIEGFRIED:
(enters in the foreground, right, and
pauses)


My woodbird fluttered away
with sweetest songs,
and sweetest voice,
gaily he showed me my path;
but now he’s fluttered away!
So I’ll discover
the rock for myself
. The path my bird pointed out,
that path I must pursue.

(He goes further towards the back.)

WANDERER:
(in seiner Stellung an der
Höhle verbleibend)


Wohin, Knabe,
heisst dich dein Weg?
WANDERER:
(He remains in his
position by the cave.)

Young man, hear me;
where are you going?

SIEGFRIED:
(hält an und wendet sich um)

Da redet's ja:
wohl rät das mir den Weg.

(Er tritt dem Wanderer näher)

Einen Felsen such' ich,
von Feuer ist der umwabert:
dort schläft ein Weib,
das ich wecken will.
SIEGFRIED:
(pauses and turns round )

Who speaks to me?
Can he show me my path?

(He comes closer to the Wanderer.)

I must find a mountain;
by blazing fire it’s surrounded:
there sleeps a maid:
I must waken her!

WANDERER:
Wer sagt' es dir,
den Fels zu suchen?
Wer, nach der Frau dich zu sehnen?
WANDERER:
Who told you then
to seek this mountain?
Who said this maid would be found there?

SIEGFRIED:
Mich wies ein singend
Waldvöglein:
das gab mir gute Kunde.
SIEGFRIED:
I heard a lovely
woodbird:
it told me of the mountain.

WANDERER:
Ein Vöglein schwatzt wohl manches;
kein Mensch doch kann's verstehn.
Wie mochtest du Sinn
dem Sang entnehmen?
WANDERER:
A woodbird chirps as it pleases;
but men can’t understand;
so how did you know
what it was singing?

SIEGFRIED:
Das wirkte das Blut
eines wilden Wurms,
der mir vor Neidhöhl' erblasste:
kaum netzt' es zündend
die Zunge mir,
da verstand ich der Vöglein Gestimm'.
SIEGFRIED:
I tasted a drop
of a dragon’s blood,
who fell at Neidhöhl before me;
and when I’d tasted
that fiery blood,
then the birdsong I heard clean as speech.

WANDERER:
Erschlugst den Riesen du,
wer reizte dich,
den starken Wurm zu bestehn?
WANDERER:
To fight so fierce a foe,
who urged you on,
if you have really killed the dragon?

SIEGFRIED:
Mich führte Mime,
ein falscher Zwerg;
das Fürchten wollt' er mich lehren:
zum Schwertstreich aber,
der ihn erschlug,
reizte der Wurm mich selbst;
seinen Rachen riss er mir auf.
SIEGFRIED:
My guide was Mime,
an evil dwarf,
when fear he wanted to teach me;
and then the dragon
urged me himself,
dared me to use my sword,
when he opened threatening jaws.

WANDERER:
Wer schuf das Schwert
so scharf und hart,
dass der stärkste Feind ihm fiel?
WANDERER:
Who forged your sword
so sharp and true,
that it slew so fierce a foe?

SIEGFRIED:
Das schweisst' ich mir selbst,
da's der Schmied nicht konnte:
schwertlos noch wär' ich wohl sonst.
SIEGFRIED:
I forged it myself,
when the smith was beaten:
swordless else I should be.

WANDERER:
Doch, wer schuf
die starken Stücken,
daraus das Schwert du dir geschweisst?
WANDERER:
But who made
those mighty fragments,
from which the sword could then be forged?

SIEGFRIED:
Was weiss ich davon?
Ich weiss allein,
dass die Stücke mir nichts nützten,
schuf ich das Schwert mir nicht neu.
SIEGFRIED:
Ha! How can I tell?
I only knew
that the broken sword was useless,
till I had forged it myself.

WANDERER:
(bricht in ein freudig
gemütliches Lachen aus)


Das mein' ich wohl auch!

(Er betrachtet Siegfried
wohlgefällig)
WANDERER:
(breaks into a happy, good-humoured
laugh)


That’s certainly true!

(He looks at Siegfried
approvingly.)

SIEGFRIED:
(verwundert)

Was lachst du mich aus?
Alter Frager!
Hör' einmal auf;
lass mich nicht länger hier schwatzen!
Kannst du den Weg
mir weisen, so rede:
vermagst du's nicht,
so halte dein Maul!
SIEGFRIED:
(surprised )

You’re laughing at me
with your questions!
Mock me no more,
keeping me here with your chatter.
Old man, if you
can help me, then do so,
and if you can’t,
then hold your tongue!

WANDERER:
Geduld, du Knabe!
Dünk' ich dich alt,
so sollst du Achtung mir bieten.
WANDERER:
Young man, be patient!
If I seem old,
then you should honour the aged.

SIEGFRIED:
Das wär' nicht übel!
Solang' ich lebe,
stand mir ein Alter
stets im Wege;
den hab' ich nun fortgefegt.
Stemmst du dort länger
steif dich mir entgegen,
sieh dich vor, sag' ich,

(mit entsprechender Gebärde)

dass du wie Mime nicht fährst!

(Er tritt noch näher an
den Wanderer heran)


Wie siehst du denn aus?
Was hast du gar
für 'nen grossen Hut?
Warum hängt er dir so ins Gesicht?
SIEGFRIED:
Honour the aged!
When all my life
there stood in my path
an aged fellow;
now I have swept him away.
If you stay longer,
trying to obstruct me,
have a care, old one,

(with appropriate gesture)

or else, like Mime you’ll fare!

(He goes up closer
to the Wanderer.)


How strange you look!
Why do you wear
that great big hat?
Why have you pulled it down over your face?

WANDERER:
(immer ohne seine
Stellung zu verlassen)


Das ist so Wand'rers Weise,
wenn dem Wind entgegen er geht.
WANDERER:
(still without
changing his position)


That’s how the Wanderer wears it,
when against the wind he must go!

SIEGFRIED:
(immer näher ihn betrachtend)

Doch darunter fehlt dir ein Auge!
Das schlug dir einer
gewiss schon aus,
dem du zu trotzig
den Weg vertratst?
Mach dich jetzt fort,
sonst könntest du leicht
das andere auch noch verlieren.
SIEGFRIED:
(observes him more closely)

But an eye underneath it you’re lacking?
No doubt some stranger
once struck it out
when you decided
to bar his way?
Out of my way,
or else you may lose
the other eye that is left you.

WANDERER:
Ich seh', mein Sohn,
wo du nichts weisst,
da weisst du dir leicht zu helfen.
Mit dem Auge,
das als andres mir fehlt,
erblickst du selber das eine,
das mir zum Sehen verblieb.
WANDERER:
I see, my son,
one thing you know
to get your way as you want it.
Yet be careful,
for with eyes quite as blind
as that eye I’ve lost, you are gazing
on the eye that is left me for sight.

SIEGFRIED:
(der sinnend zugehört hat,
bricht jetzt unwillkürlich
in helles Lachen aus)


Zum Lachen bist du mir lustig!
Doch hör', nun schwatz' ich nicht länger:
geschwind, zeig' mir den Weg,
deines Weges ziehe dann du;
zu nichts andrem
acht' ich dich nütz':
drum sprich, sonst spreng' ich dich fort!
SIEGFRIED:
(who has listened thoughtfully,
now involuntarily bursts
out laughing)


At least you’re good for a laugh, then!
But hear, I’m getting impatient;
at once, show me my path,
then your own way find for yourself.
What use
is a foolish old man?
So speak, or I’ll push you aside!

WANDERER:
(weich)

Kenntest du mich,
kühner Spross,
den Schimpf spartest du mir!
Dir so vertraut,
trifft mich schmerzlich dein Dräuen.
Liebt' ich von je
deine lichte Art,
Grauen auch zeugt' ihr
mein zürnender Grimm.
Dem ich so hold bin,
Allzuhehrer,
heut' nicht wecke mir Neid:
er vernichtete dich und mich!
WANDERER:
(softly)

Child, if you knew
who I am,
you’d then spare me your scorn!
Sad from one so dear
sounds such scornful defiance.
Dear to my heart
is your glorious race
though I was harsh
and they shrank from my rage.
You, whom I love so,
youthful hero!
do not waken that rage;
it would ruin both you and me!

SIEGFRIED:
Bleibst du mir stumm,
störrischer Wicht?
Weich' von der Stelle,
denn dorthin, ich weiss,
führt es zur schlafenden Frau.
So wies es mein Vöglein,
das hier erst flüchtig entfloh.

(Es wird schnell wieder ganz finster)
SIEGFRIED:
Still no reply,
stubborn old fool!
Out of my way then,
for that path, I know,
leads to the slumbering maid.
I learnt from the woodbird
who now has fluttered away.

(It quickly becomes quite dark again.)

WANDERER:
(in Zorn ausbrechend und
in gebieterischer Stellung)


Es floh dir zu seinem Heil!
Den Herrn der Raben
erriet es hier:
weh' ihm, holen sie's ein!
Den Weg, den es zeigte,
sollst du nicht ziehn!
WANDERER:
(breaking out in anger,
imperiously)


It left you to save its life!
The ravens’ ruler
it knew was here.
Ill fate follows its flight!
The path that it showed you
you shall not tread!

SIEGFRIED:
(tritt mit Verwunderung in
trotziger Stellung zurück)


Hoho! Du Verbieter!
Wer bist du denn,
dass du mir wehren willst?
SIEGFRIED:
(astonished, steps back in a defiant
attitude)


Ho! Ho! So you’d stop me!
Who are you then
to say I can’t go on?

WANDERER:
Fürchte des Felsens Hüter!
Verschlossen hält
meine Macht die schlafende Maid:
wer sie erweckte,
wer sie gewänne,
machtlos macht' er mich ewig!
Ein Feuermeer
umflutet die Frau,
glühende Lohe
umleckt den Fels:
wer die Braut begehrt,
dem brennt entgegen die Brunst.

(Er winkt mit dem Speere
nach der Felsenhöhe)


Blick' nach der Höh'!
Erlugst du das Licht?
Es wächst der Schein,
es schwillt die Glut;
sengende Wolken,
wabernde Lohe
wälzen sich brennend
und prasselnd herab:
ein Lichtmeer
umleuchtet dein Haupt:

(Mit wachsender Helle zeigt
sich von der Höhe des Felsens
her ein wabernder Feuerschein)


bald frisst und zehrt dich
zündendes Feuer.
Zurück denn, rasendes Kind!
WANDERER:
I am the rock’s defender!
And mine the spell
that enfolds the slumbering maid.
He who can wake her,
he who can win her,
makes me powerless for ever!
A sea of flame
now circles the maid,
burning and blazing
protects the rock.
He who seeks the bride
must brave that barrier of flame.

(He points with his spear to the rocky heights.)

Look, on the heights!
Can you see that light?
The splendour grows,
the flames leap high;
fire clouds are rolling,
lightnings are flashing,
raging and rearing
and coming this way.
A light-flood
now shines round your head;

(On the summit, a flickering fire becomes more and
more clearly visible.)


and soon that fire
will seize and destroy you.
Stand back, then, foolhardy boy!

SIEGFRIED:
Zurück, du Prahler, mit dir!

(Er schreitet weiter, der Wanderer
stellt sich ihm entgegen)


Dort, wo die Brünste brennen,
zu Brünnhilde muss ich dahin!
SIEGFRIED:
Stand back, old boaster, yourself!

(He advances;
the Wanderer bars his way.)


There, where the flames are burning,
to Brünnhilde now I shall go!

WANDERER:
Fürchtest das Feuer du nicht,

(den Speer vorhaltend)

so sperre mein Speer dir den Weg!
Noch hält meine Hand
der Herrschaft Haft:
das Schwert, das du schwingst,
zerschlug einst dieser Schaft:
noch einmal denn
zerspring' es am ew'gen Speer!

(Er streckt den Speer vor)
WANDERER:
If you’ve no fear of the fire,

(stretching out his spear)

the shaft of my spear bars your way!
I grasp in my hand
that mighty shaft:
the sword that you bear
was broken by this shaft;
and once again
I’ll break it on this my spear!

(He stretches out his spear.)

SIEGFRIED:
(das Schwert ziehend)

Meines Vaters Feind!
Find' ich dich hier?
Herrlich zur Rache
geriet mir das!
Schwing' deinen Speer:
in Stücken spalt' ihn mein Schwert!

(Er haut dem Wanderer mit einem Schlage den Speer
in zwei Stücken; ein Blitzstrahl fährt daraus nach der
Felsenhöhe zu, wo von nun an der bisher mattere Schein
in immer helleren Feuerflammen zu lodern beginnt. Starker
Donner, der schnell sich abschwächt, begleitet den Schlag.
Die Speerstücken rollen zu des Wanderers Füssen.
Er rafft sie ruhig auf)
SIEGFRIED:
(drawing his sword )

Then my father’s foe
faces me here?
Glorious vengeance
I’ve found at last!
Stretch out your spear:
and see it break on my sword!

(Siegfried with one blow strikes the Wanderer’s spear
in two: a flash of lightning darts from it towards the
summit, where the flames, glowing dully before, now
break out more and more brightly. The blow is
accompanied by violent thunder that quickly dies
away. The fragments of the spear fall at the
Wanderer’s feet. He quietly picks them up.)

WANDERER:
(zurückweichend)

Zieh hin! Ich kann dich nicht halten!

(Er verschwindet plötzlich
in völliger Finsternis)
WANDERER:
(falling back)

Pass on! I cannot prevent you!

(He suddenly disappears
in complete darkness.)

SIEGFRIED:
Mit zerfocht'ner Waffe
wich mir der Feige?

(Die wachsende Helle der immer
tiefer sich senkenden Feuerwolken
trifft Siegfrieds Blick)


Ha! Wonnige Glut!
Leuchtender Glanz!
Strahlend nun offen
steht mir die Strasse.
Im Feuer mich baden!
Im Feuer zu finden die Braut
Hoho! Hahei!
Jetzt lock' ich ein liebes Gesell!

(Siegfried setzt sein Horn an und stürzt, seine Lockweise
blasend, sich in das wogende Feuer, welches sich,
von der Höhe herabdringend, nun auch über den
Vordergrund ausbreitet. Siegfried, den man bald nicht mehr erblickt,
scheint sich nach der Höhe zu entfernen. Hellstes Leuchten
der Flammen. Danach beginnt die Glut zu erbleichen und
löst sich allmählich in ein immer feineres, wie durch
die Morgenröte beleuchtetes Gewölk auf)
SIEGFRIED:
With his spear in splinters,
he has escaped me!

(Siegfried’s attention is caught by the growing
brightness of the fire-clouds as they roll down the
mountain.)


Ha! Flame of delight!
Glorious blaze!
Shining, my pathway
opens before me.
In fire I should find her!
Through fire I shall make her mine!
Hoho! Hahi!
My comrade shall wake to my call!

(Siegfried raises his horn to his lips and, playing his
call, plunges into the sea of fire, which has swept
down from the heights and is spreading over the
foreground. Siegfried appears to be going towards
the heights; soon he is no longer visible. The flames
reach their brightest, and then begin to fade,
gradually dissolving into a finer and finer mist, lit
as if by the red of the dawn.)

Scene 3

Das immer zarter gewordene Gewölk hat sich in einen feinen Nebelschleier von rosiger Färbung aufgelöst und zerteilt sich nun in der Weise, dass der Duft sich gänzlich nach oben verzieht und endlich nur noch den heiteren, blauen Tageshimmel erblicken lässt, während am Saume der nun sichtbar werdenden Felsenhöhe - ganz die gleiche Szene wie im dritten Aufzug der "Walküre" - ein morgenrötlicher Nebelschleier haften bleibt, welcher zugleich an die in der Tiefe noch lodernde Zauberlohe erinnert. - Die Anordnung der Szene ist durchaus dieselbe wie am Schlusse der "Walküre": im Vordergrunde, unter der breitästigen Tanne, liegt Brünnhilde in vollständiger, glänzender Panzerrüstung, mit dem Helm auf dem Haupte, den langen Schild über sich gedeckt, in tiefem Schlafe The clouds, which have become increasingly thin, dissolve into a fine rosy mist, which now divides. The upper part drifts away altogether, revealing at last only the bright blue sky of day, while on the edge of the rocky height, which now becomes visible – exactly the same scene as in Act III of The Valkyrie – there hangs a veil of reddish morning mist, suggesting the magic fire that still rages below. The arrangement of the scene is precisely as at the end of The Valkyrie: in the foreground, under the wide-spreading fir-tree, lies Brünnhilde in full shining armour, her helmet on her head, and her long shield covering her. She is in a deep sleep.

SIEGFRIED:
(gelangt von aussen her auf den
felsigen Saum der Höhe und zeigt sich
dort zuerst nur mit dem Oberleibe: so
blickt er lange staunend um sich)


Selige Öde
auf sonniger Höh'!

(Er steigt vollends herauf und
betrachtet, auf einem Felsensteine
des hinteren Abhanges stehend,
mit Verwunderung die Szene.
Er blickt zur Seite in den Tann
und schreitet etwas vor)


Was ruht dort schlummernd
im schattigen Tann?
Ein Ross ist's,
rastend in tiefem Schlaf!

(Langsam näher kommend,
hält er verwundert an, als er noch
aus einiger Entfernung Brünnhildes
Gestalt wahrnimmt)


Was strahlt mir dort entgegen?
Welch glänzendes Stahlgeschmeid?
Blendet mir noch
die Lohe den Blick?

(Er tritt näher hinzu)

Helle Waffen!
Heb' ich sie auf?

(Er hebt den Schild ab und erblickt
Brünnhildes Gestalt, während ihr
Gesicht jedoch noch zum grossen
Teil vom Helm verdeckt ist)


Ha! In Waffen ein Mann:
wie mahnt mich wonnig sein Bild!
Das hehre Haupt
drückt wohl der Helm?
Leichter würd' ihm,
löst' ich den Schmuck.

(Vorsichtig löst er den Helm
und hebt ihn der Schlafenden
vom Haupte ab: langes lockiges
Haar bricht hervor. Siegfried erschrickt)


Ach! Wie schön!

(Er bleibt in den Anblick versunken)

Schimmernde Wolken
säumen in Wellen
den hellen Himmelssee;
leuchtender Sonne
lachendes Bild
strahlt durch das Wogengewölk!

(Er neigt sich tiefer zu der
Schlafenden hinab)


Von schwellendem Atem
schwingt sich die Brust:
brech' ich die engende Brünne?

(Er versucht mit grosser
Behutsamkeit die Brünne zu lösen)


Komm, mein Schwert,
schneide das Eisen!

(Er zieht sein Schwert, durchschneidet
mit zarter Vorsicht die Panzerringe zu
beiden Seiten der ganzen Rüstung
und hebt dann die Brünne und die
Schienen ab, so dass nun Brünnhilde
in einem weichen weiblichen Gewande
vor ihm liegt. Er fährt erschreckt
und staunend auf)


Das ist kein Mann!

(Er starrt mit höchster Aufgeregtheit
auf die Schlafende hin)


Brennender Zauber
zückt mir ins Herz;
feurige Angst
fasst meine Augen:
mir schwankt und schwindelt der Sinn!

(Er gerät in höchste Beklemmung)

Wen ruf' ich zum Heil,
dass er mir helfe?
Mutter! Mutter!
Gedenke mein!

(Er sinkt, wie ohnmächtig, an Brünnhildes
Busen. Langes Schweigen. Dann fährt er
seufzend auf)


Wie weck' ich die Maid,
dass sie ihr Auge mir öffne?
Das Auge mir öffne?
Blende mich auch noch der Blick?
Wagt' es mein Trotz?
Ertrüg' ich das Licht?
Mir schwebt und schwankt
und schwirrt es umher!
Sehrendes Sehnen
zehrt meine Sinne;
am zagenden Herzen
zittert die Hand!
Wie ist mir Feigem?
Ist dies das Fürchten?
O Mutter! Mutter!
Dein mutiges Kind!
Im Schlafe liegt eine Frau:
die hat ihn das Fürchten gelehrt!
Wie end' ich die Furcht?
Wie fass' ich Mut?
Dass ich selbst erwache,
muss die Maid mich erwecken!

(Indem er sich der Schlafenden von
neuem nähert, wird er wieder von
zarteren Empfindungen an ihren
Anblick gefesselt. Er neigt sich
tiefer hinab)


Süss erbebt mir
ihr blühender Mund.
Wie mild erzitternd
mich Zagen er reizt!
Ach! Dieses Atems
wonnig warmes Gedüft!

(wie in Verzweiflung)

Erwache! Erwache!
Heiliges Weib!

(Er starrt auf sie hin)

Sie hört mich nicht.

(gedehnt mit gepresstem,
drängendem Ausdruck)


So saug' ich mir Leben
aus süssesten Lippen,
sollt' ich auch sterbend vergeh'n!

(Er sinkt, wie ersterbend, auf die Schlafende und heftet mit geschlossenen Augen seine Lippen auf ihren Mund. - Brünnhilde schlägt die Augen auf. Siegfried fährt auf und bleibt vor ihr stehen. Brünnhilde richtet sich langsam zum Sitze auf. Sie begrüsst mit feierlichen Gebärden der erhobenen Arme ihre Rückkehr zur Wahrnehmung der Erde und des Himmels)
SIEGFRIED:
(reaches the rocky summit of the
cliff from the back. At first only the upper
part of his body is visible. He looks around
for a while in astonishment)


Here, in the sunlight,
a haven of calm!

(He climbs right to the top and,
standing on a rock at the edge of
the precipice at the pack, surveys the
scene with wonder. He looks
into the wood at the side and
takes a step or two towards it.)


What lies there sleeping
in the shade of the pines?
A horse there,
resting in deepest sleep.

(Coming forward slowly,
he pauses in astonishment
as he sees Brünnhilde’s form
some distance away.)


What flashes in the sunlight?
What glittering steel is there?
Is it the fire
still dazzling my eyes?

(He comes closer.)

Shining armour?
Let me approach!

(He raises the shield and
sees Brünnhilde’s form,
though her face is still largely
concealed by the helmet.)


Ha! in armour, a man.
My heart most strangely is stirred!
His noble head
pressed by the helm?
Shall I loose it,
easing his rest?

(He carefully loosens the helmet
and removes it from the sleeper;
long curling hair falls down.
Siegfried starts.)


Ah! How fair!

(He is rapt in the sight.)

Shimmering clouds
encircle in splendour,
a holy, heavenly sea;
glorious sunlight
streams from his face,
shines through the clouds all around!

(He bends lower
towards the sleeper.)


The weight of the armour
bears on his breast!
Shall I unfasten the breastplate?

(Carefully, he tries
to loosen the breastplate.)


Come, my sword!
Cut through the metal!

(He draws his sword, and gently
and carefully cuts through the rings
of mail on both sides of the armour.
Then he lifts off the breastplate and
the greaves; Brünnhilde lies before him
in soft woman’s drapery. He starts
back in astonishment and alarm.)


It’s not a man!

(He stares at the slumbering
form with wildest emotion.)


Burning enchantments
burn in my breast;
fiery spells
dazzle and blind me;
my heart grows feeble and faint!

(in desperation)

On whom shall I call?
Ah, who can help me?
Mother! Mother!
Remember me!

(He sinks, as if fainting,
on Brünnhilde’s breast.
Long silence. He rises with a sigh.)


How waken the maid,
and see her eyes gently open?
Her eyes gently open?
Will they not dazzle and blind?
How can I dare
to gaze on their light?
Beneath my feet
the ground seems to sway!
Anguish and yearning
conquer my courage;
on my heart, beating wildly,
trembles my hand!
Am I a coward?
Is this what fear is?
O mother! Mother!
Your bold fearless child!
A woman lies here in sleep,
and she now has taught me to fear!
How conquer my fear?
How steel my heart?
If I’m going to wake myself,
first the maid must awaken.

(As he approaches the sleeper
anew he is again filled
with tender emotion at
the sight of her. He bends
lower over her.)


Sweet and quivering
her lovely mouth.
A quaking madness
draws fear from my heart!
Ah! How enchanting
her ever warming breath!
Awaken! Awaken!
Holiest maid!

(He gazes upon her.)

She hears me not.

(slowly, with tense and urgent expression)

Then life I shall gather
from lips filled with sweetness;
what though I die by this kiss!

(He sinks, as if dying, on the sleeping figure, and
with closed eyes presses his lips on her mouth.
Brünnhilde opens her eyes. Siegfried starts up and
stands before her. Brünnhilde slowly rises to a sitting
position. She raises her arms in solemn gestures,
greeting the heaven and earth that now she sees again.)

BRÜNNHILDE:
Heil dir, Sonne!
Heil dir, Licht!
Heil dir, leuchtender Tag!
Lang war mein Schlaf;
ich bin erwacht.
Wer ist der Held,
der mich erweckt'?
BRUNNHILDE:
Hail, bright sunlight!
Hail, fair sky!
Hail, O radiant day!
Long was my sleep;
but now I wake:
Who is the man
wakes me to life?

SIEGFRIED:
(von ihrem Blicke und ihrer
Stimme feierlich ergriffen,
steht wie festgebannt)


Durch das Feuer drang ich,
das den Fels umbrann;
ich erbrach dir den festen Helm:
Siegfried bin ich,
der dich erweckt'.
SIEGFRIED:
(deeply moved by her look
and her voice, stands as if
rooted to the spot)


I have braved the dangers
baking around your rock;
from your head I unclasped the helm;
Siegfried wakes you,
brings you to life.

BRÜNNHILDE:
(hoch aufgerichtet sitzend)

Heil euch, Götter!
Heil dir, Welt!
Heil dir, prangende Erde!
Zu End' ist nun mein Schlaf;
erwacht, seh' ich:
Siegfried ist es,
der mich erweckt!
BRUNNHILDE:
(sitting straight up)

Wotan, hear me!
Hear me, world!
Hear me, glorious nature!
My sleep is at an end;
awake, I see
Siegfried! Siegfried
has brought me life!

SIEGFRIED:
(in erhabenste Verzückung
ausbrechend)


O Heil der Mutter,
die mich gebar;
Heil der Erde,
die mich genährt!
Dass ich das Aug' erschaut,
das jetzt mir Seligem lacht!
SIEGFRIED:
(breaking out
in ecstasy)


I bless my mother,
giving me birth!
bless the earth
that gave me my strength!
Now I behold those eyes,
bright stars which laugh on my joy!

BRÜNNHILDE:
(mit grösster Bewegtheit)

O Heil der Mutter,
die dich gebar!
Heil der Erde,
die dich genährt!
Nur dein Blick durfte mich schau'n,
erwachen durft' ich nur dir!

(Beide bleiben voll strahlenden Entzückens
in ihren gegenseitigen Anblick verloren)


O Siegfried! Siegfried!
Seliger Held!
Du Wecker des Lebens,
siegendes Licht!
O wüsstest du, Lust der Welt,
wie ich dich je geliebt!
Du warst mein Sinnen,
mein Sorgen du!
Dich Zarten nährt' ich,
noch eh' du gezeugt;
noch eh' du geboren,
barg dich mein Schild:
so lang' lieb' ich dich, Siegfried!
BRUNNHILDE:
(in impassioned accents)

I bless your mother,
giving you birth!
bless the earth
that gave you your strength!
Your eyes alone could behold me,
my heart to you alone wakes!

(Each remains lost in radiant, rapt contemplation
of the other.)


Siegfried! Siegfried!
Glorious hero!
Victorious conqueror,
conquering light!
O learn from me, joy of the world,
how I have always loved you!
You were my gladness,
my cares as well!
Your life I sheltered,
in Sieglinde’s womb;
before she had borne you,
I was your shield.
So long I have loved, Siegfried!

SIEGFRIED:
(leise und schüchtern)

So starb nicht meine Mutter?
Schlief die minnige nur?
SIEGFRIED:
(softly and shyly)

My mother is alive, then?
Sleep enfolded her here?

BRÜNNHILDE:
(lächelnd, freundlich die
Hand nach ihm ausstreckend)


Du wonniges Kind!
Deine Mutter kehrt dir nicht wieder.
Du selbst bin ich,
wenn du mich Selige liebst.
Was du nicht weisst,
weiss ich für dich;
doch wissend bin ich
nur - weil ich dich liebe!
O Siegfried! Siegfried!
Siegendes Licht!
Dich liebt' ich immer;
denn mir allein
erdünkte Wotans Gedanke
der Gedanke, den ich nie
nennen durfte;
den ich nicht dachte,
sondern nur fühlte;
für den ich focht,
kämpfte und stritt;
für den ich trotzte
dem, der ihn dachte;
für den ich büsste,
Strafe mich band,
weil ich nicht ihn dachte
und nur empfand!
Denn der Gedanke
dürftest du's lösen!
mir war er nur Liebe zu dir!
BRUNNHILDE:
(smiles, and stretching out her hand to
him affectionately)


O innocent child!
Nevermore you’ll look on your mother.
But we are one,
if you can grant me your love.
What you would learn,
learn it from me;
for wisdom fills my soul,
now that I love you!
O Siegfried! Siegfried!
conquering light!
I loved you always,
for I divined
the thought that Wotan had hidden,
guessed the secret thought
I dared not even whisper;
I did not shape it,
rather I felt it;
and so I fought,
urged by that deed,
when I defied the god
who conceived it;
and then I suffered,
slept on that rock,
for that thought still secret,
that thought I felt!
Know what that thought was;
ah, you can guess it!
That thought was my love for you!

SIEGFRIED:
Wie Wunder tönt,
was wonnig du singst;
doch dunkel dünkt mich der Sinn.
Deines Auges Leuchten
seh' ich licht;
deines Atems Wehen
fühl' ich warm;
deiner Stimme Singen
hör' ich süss:
doch was du singend mir sagst,
staunend versteh' ich's nicht.
Nicht kann ich das Ferne
sinnig erfassen,
wenn alle Sinne
dich nur sehen und fühlen!
Mit banger Furcht
fesselst du mich:
du Einz'ge hast
ihre Angst mich gelehrt.
Den du gebunden
in mächtigen Banden,
birg meinen Mut mir nicht mehr!

(Er verweilt in grosser Aufregung,
sehnsuchtsvollen Blick auf sie heftend)
SIEGFRIED:
Ah, glorious song,
enchanting to hear;
but yet the meaning is dark.
I can see your eyes
that shine so bright;
I can feel your warm
and fragrant breath;
I can hear your song
so clear and sweet:
but what your singing can mean,
how can I understand?
You sing of the past,
but how can I listen,
while I have you beside me,
see and feel you?
In bonds of fear
I have been bound:
from you alone
could I learn how to fear.
Since you have bound me
in powerful fetters,
give me my freedom again!

(He remains in profound agitation, directing on
her a look of yearning.)

BRÜNNHILDE:
(wendet sanft das Haupt zur Seite
und richtet ihren Blick nach dem Tann)


Dort seh' ich Grane,
mein selig Ross:
wie weidet er munter,
der mit mir schlief!
Mit mir hat ihn Siegfried erweckt.
BRUNNHILDE:
(gently turns her head aside and looks
towards the wood )


And there is Grane,
my sacred horse;
he grazes in gladness
where once he slept!
Like me, to Siegfried he wakes.

SIEGFRIED:
(in der vorigen Stellung verbleibend)

Auf wonnigem Munde
weidet mein Auge:
in brünstigem Durst
doch brennen die Lippen,
dass der Augen Weide sie labe!
SIEGFRIED:
(remaining in the same position)

My eyes are grazing
on pastures more lovely;
with passionate thirst
my lips too are burning,
for they long to graze where my glance does!

BRÜNNHILDE:
(deutet ihm mit der Hand nach
ihren Waffen, die sie gewahrt)


Dort seh' ich den Schild,
der Helden schirmte;
dort seh' ich den Helm,
der das Haupt mir barg:
er schirmt, er birgt mich nicht mehr!
BRUNNHILDE:
(points to her weapons, which she now
perceives)


And there is my shield
that sheltered heroes;
beside it the helmet
that hid my head.
They shield, they hide me no more!

SIEGFRIED:
Eine selige Maid
versehrte mein Herz;
Wunden dem Haupte
schlug mir ein Weib:
ich kam ohne Schild und Helm!
SIEGFRIED:
Now a glorious maid
has wounded my heart;
wounds in my head
were struck by that maid:
I came with no shield or helm!

BRÜNNHILDE:
(mit gesteigertem Wehmut)

Ich sehe der Brünne
prangenden Stahl:
ein scharfes Schwert
schnitt sie entzwei;
von dem maidlichen Leibe
löst' es die Wehr:
ich bin ohne Schutz und Schirm,
ohne Trutz ein trauriges Weib!
BRUNNHILDE:
(with increasing sadness)

And there is the steel
that guarded my breast.
A shining sword
cut it in two,
when the maid was stripped
of all her defence.
I have no defence, no shield;
quite unarmed, a sorrowing maid!

SIEGFRIED:
Durch brennendes Feuer
fuhr ich zu dir!
Nicht Brünne noch Panzer
barg meinen Leib:
nun brach die Lohe
mir in die Brust.
Es braust mein Blut
in blühender Brunst;
ein zehrendes Feuer
ist mir entzündet:
die Glut, die Brünnhilds
Felsen umbrann,
die brennt mir nun in der Brust!
O Weib, jetzt lösche den Brand!
Schweige die schäumende Glut!

(Er hat sie heftig umfasst: sie springt auf,
wehrt ihm mit der höchsten Kraft der Angst,
und entflieht nach der anderen Seite)
SIEGFRIED:
Through furious fire
I fared to your rock;
no breastplate, no armour
guarded my breast;
the flames have broken through
to my heart.
My blood’s ablaze
and burns in my breast;
a passionate fire
within me is kindled;
that blaze which guarded
Brünnhilde’s rock
now flames fiercely in my breast!
O maid, you started the fire!
You can extinguish the flame!

(He has embraced her ardently. She springs up,
repulses him with the utmost strength of terror, and
flies to the other side.)

BRÜNNHILDE:
Kein Gott nahte mir je!
Der Jungfrau neigten
scheu sich die Helden:
heilig schied sie aus Walhall!
Wehe! Wehe!
Wehe der Schmach,
der schmählichen Not!
Verwundet hat mich,
der mich erweckt!
Er erbrach mir Brünne und Helm:
Brünnhilde bin ich nicht mehr!
BRUNNHILDE:
No god dared to come near!
The heroes bowed
and knelt to the maiden:
holy came she from Walhall.
Sorrow! Sorrow!
Woe for my shame,
how keen my disgrace!
And he who wakes me
deals me the wound!
He has broken breastplate and helm:
Brünnhilde am I no more!

SIEGFRIED:
Noch bist du mir
die träumende Maid:
Brünnhildes Schlaf
brach ich noch nicht.
Erwache, sei mir ein Weib!
SIEGFRIED:
You’re still to me
that slumbering maid;
Brünnhilde’s sleep
still binds her fast.
Awaken, you are my bride!

BRÜNNHILDE:
(in Betäubung)

Mir schwirren die Sinne,
mein Wissen schweigt:
soll mir die Weisheit schwinden?
BRUNNHILDE:
(intoxicated)

My mind’s in confusion,
my reason sways:
must all my wisdom fail me?

SIEGFRIED:
Sangst du mir nicht,
dein Wissen sei
das Leuchten der Liebe zu mir?
SIEGFRIED:
You said
that all your wisdom came
by the light of your love for me.

BRÜNNHILDE:
(vor sich hinstarrend)

Trauriges Dunkel
trübt meinen Blick;
mein Auge dämmert,
das Licht verlischt:
Nacht wird's um mich.
Aus Nebel und Grau'n
windet sich wütend
ein Angstgewirr:
Schrecken schreitet
und bäumt sich empor!

(Sie birgt heftig die Augen
mit beiden Händen)
BRUNNHILDE:
(staring in front of her)

Shadows and darkness
close on me now.
My eyes are blinded,
my sight grows dim.
Night falls around.
From darkness and gloom
wildly my fears
seem to seize on me.
Dreadful horrors
arise in the dark!

(Impulsively she covers
her eyes with her hands.)

SIEGFRIED:
(indem er ihr sanft die Hände
von den Augen löst)


Nacht umfängt
gebund'ne Augen.
Mit den Fesseln schwindet
das finstre Grau'n.
Tauch' aus dem Dunkel und sieh:
sonnenhell leuchtet der Tag!
SIEGFRIED:
(gently removing
her hands from her eyes)


Night enfolds
those eyes you’ve hidden.
When I free them
all gloomy fears depart.
Rise from the darkness, and see:
bright as the sun, here shines the day!

BRÜNNHILDE:
(in höchster Ergriffenheit)

Sonnenhell
leuchtet der Tag meiner Schmach!
O Siegfried! Siegfried!
Sieh' meine Angst!

(Ihre Miene verrät, dass ihr ein
anmutiges Bild vor die Seele tritt,
von welchem ab sie den Blick mit
Sanftmut wieder auf Siegfried richtet)


Ewig war ich,
ewig bin ich,
ewig in süss
sehnender Wonne,
doch ewig zu deinem Heil!
O Siegfried! Herrlicher!
Hort der Welt!
Leben der Erde!
Lachender Held!
Lass, ach lass,
lasse von mir!
Nahe mir nicht
mit der wütenden Nähe!
Zwinge mich nicht
mit dem brechenden Zwang,
zertrümmre die Traute dir nicht!
Sahst du dein Bild
im klaren Bach?
Hat es dich Frohen erfreut?
Rührtest zur Woge
das Wasser du auf,
zerflösse die klare
Fläche des Bachs:
dein Bild sähst du nicht mehr,
nur der Welle schwankend Gewog'!
So berühre mich nicht,
trübe mich nicht!
Ewig licht
lachst du selig dann
aus mir dir entgegen,
froh und heiter ein Held!
O Siegfried!
Leuchtender Spross!
Liebe dich,
und lasse von mir:
vernichte dein Eigen nicht!
BRUNNHILDE:
(profoundly agitated )

Bright as the sun
shines but the day of my shame!
O Siegfried! Siegfried!
See my dismay!

(Brünnhilde’s expression reveals
that a pleasing idea has come to
her mind, and at this she turns again
and looks tenderly at Siegfried.)


Oh! I cared always.
Oh! I shall always
care with sweet,
warm, tender longing
yes, always for your dear life!
O Siegfried,
glorious hero!
Wealth of the world!
Fair, laughing hero!
Light of the earth!
Leave, ah, leave,
leave me in peace!
Do not come near me
with passionate frenzy,
do not pursue me
with masterful might,
or else you’ll destroy all our love!
You’ve seen your face
in the shining stream?
And it delighted your eyes?
But when that water
is stirred by a wave,
your smiling reflection
breaks and is gone;
your face greets you no more
when that shining stream is disturbed!
So disturb me no more,
trouble me not!
Ever bright,
may you ever see
in me your reflection,
brave and smiling and fair!
O Siegfried!
Laughing youth!
Love yourself,
and leave me in peace;
destroy not this maid who’s yours!

SIEGFRIED:
Dich lieb' ich:
o liebtest mich du!
Nicht hab' ich mehr mich:
o, hätte ich dich!
Ein herrlich Gewässer
wogt vor mir;
mit allen Sinnen
seh' ich nur sie,
die wonnig wogende Welle:
Brach sie mein Bild,
so brenn' ich nun selbst,
sengende Glut
in der Flut zu kühlen;
ich selbst, wie ich bin,
spring' in den Bach:
o, dass seine Wogen
mich selig verschlängen,
mein Sehnen schwänd' in der Flut!
Erwache, Brünnhilde!
Wache, du Maid!
Lache und lebe,
süsseste Lust!
Sei mein! Sei mein! Sei mein!
SIEGFRIED:
I love you:
did you but love me!
Mine I am no more:
were you but mine!
A sea of enchantment
flows around;
with all my senses
I see alone
those surging, glorious billows.
Though in the deep
I may not see my face,
burning, I long
for those cooling waters;
and now, as I am,
leap in the stream
if only those waves
could engulf me forever,
my yearning would fade in the flood!
Awaken, Brünnhilde!
Waken, O maid!
Live in laughter,
sweetest delight.
Be mine! Be mine! Be mine!

BRÜNNHILDE:
(sehr innig)

O Siegfried! Dein
war ich von je!
BRUNNHILDE:
(with intensity)

O Siegfried! Yours
I’ve always been!

SIEGFRIED:
(feurig)

Warst du's von je,
so sei es jetzt!
SIEGFRIED:
(ardently)

If you were mine,
be mine again!

BRÜNNHILDE:
Dein werd' ich
ewig sein!
BRUNNHILDE:
Yours ever
I shall be!

SIEGFRIED:
Was du sein wirst,
sei es mir heut'!
Fasst dich mein Arm,
umschling' ich dich fest;
schlägt meine Brust
brünstig die deine;
zünden die Blicke,
zehren die Atem sich;
Aug' in Auge,
Mund an Mund:
dann bist du mir,
was bang du mir warst und wirst!
Dann brach sich die brennende Sorge,
ob jetzt Brünnhilde mein?

(Er hat sie umfasst)
SIEGFRIED:
If you’ll be mine,
be so today!
When in my arms
I hold you embraced,
feeling your glance,
hearing beside me,
joining our glances,
sharing one single breath,
eyes together,
mouth to mouth:
then I shall know
that you are truly mine!
End my doubts, let me now be sure
that now Brünnhilde’s mine!

(He has embraced her.)

BRÜNNHILDE:
Ob jetzt ich dein?
Göttliche Ruhe
rast mir in Wogen;
keuschestes Licht
lodert in Gluten:
himmlisches Wissen
stürmt mir dahin,
Jauchzen der Liebe
jagt es davon!
Ob jetzt ich dein?
Siegfried! Siegfried!
Siehst du mich nicht?
Wie mein Blick dich verzehrt,
erblindest du nicht?
Wie mein Arm dich presst,
entbrennst du mir nicht?
Wie in Strömen mein Blut
entgegen dir stürmt,
das wilde Feuer,
fühlst du es nicht?
Fürchtest du, Siegfried,
fürchtest du nicht
das wild wütende Weib?

(Sie umfasst ihn heftig)
BRUNNHILDE:
That I am yours?
Godly composure
change into wildness;
virginal light
flare into frenzy;
heavenly wisdom
fly to the winds:
love, and love alone
inspires all my heart!
That I am yours?
Siegfried! Siegfried!
Can you not see?
When my eyes blaze on you,
then are you not blind?
When my arm’s embrace
not set you on fire?
By the heat of my blood
in its passionate surge,
a fire is kindled
can you not feel?
Tell me then, Siegfried,
do you not fear
this wild, passionate maid?

(She embraces him passionately.)

SIEGFRIED:
(in freudigem Schreck)

Ha!
Wie des Blutes Ströme sich zünden,
wie der Blicke Strahlen sich zehren,
Wie die Arme brünstig sich pressen,
kehrt mir zurück
mein kühner Mut,
und das Fürchten, ach!
Das ich nie gelernt,
das Fürchten, das du
mich kaum gelehrt:
das Fürchten, mich dünkt
ich Dummer vergass es nun ganz!

(Er hat bei den letzten Worten
Brünnhilde unwillkürlich losgelassen)
SIEGFRIED:
(in joyous terror)

Ha!
In the fire our blood has kindled,
in the flames that glow from our glances,
in our burning, ardent enchantments,
I find again
my boldness of heart,
and what fear is, ah!
I have failed to learn;
what fear is, not even
you can teach!
My fear, I find,
has faded and gone like a dream!

(At the last words he has involuntarily released
Brünnhilde.)

BRÜNNHILDE:
(im höchsten Liebesjubel
wild auflachend)


O kindischer Held!
O herrlicher Knabe!
Du hehrster Taten
töriger Hort!
Lachend muss ich dich lieben,
lachend will ich erblinden,
lachend lass uns verderben
lachend zu Grunde gehn!
Fahr' hin, Walhalls
leuchtende Welt!
Zerfall in Staub
deine stolze Burg!
Leb' wohl, prangende
Götterpracht!
End' in Wonne,
du ewig Geschlecht!
Zerreisst, ihr Nornen,
das Runenseil!
Götterdämm'rung,
dunkle herauf!
Nacht der Vernichtung,
neble herein!
Mir strahlt zur Stunde
Siegfrieds Stern;
er ist mir ewig,
ist mir immer,
Erb' und Eigen,
ein' und all':
leuchtende Liebe,
lachender Tod!
BRUNNHILDE:
(laughing wildly in an outburst of
extreme joy)


O radiant youth!
O glorious hero!
My proudly fearless,
brave, noble boy!
Laughing I shall love you,
laughing, welcome my blindness,
laughing, let us be lost together,
with laughter die!
Farewell, Walhall’s
bright glittering world!
Your glorious halls
now may fall to dust!
Farewell, proud, radiant,
godly race!
End in joy,
you eternal clan!
And rend, O Norns,
that rope you weave!
Gods may sink
to eternal night!
Twilight and darkness
seize all the clan!
I live by the light
of Siegfried’s bright star!
He’s mine forever,
he is my joy,
my wealth, my world,
my one and all!
Light of our loving,
laughter in death!

SIEGFRIED:
Lachend erwachst
du Wonnige mir:
Brünnhilde lebt,
Brünnhilde lacht!
Heil dem Tage,
der uns umleuchtet!
Heil der Sonne,
die uns bescheint!
Heil dem Licht,
das ser Nacht enttaucht!
Heil der Welt,
der Brünnhilde lebt!
Sie wacht, sie lebt,
sie lacht mir entgegen.
Prangend strahlt
mir Brünnhildes Stern!
Sie ist mir ewig,
ist mir immer,
Erb' und Eigen,
ein' und all':
leuchtende Liebe,
lachender Tod!

(Brünnhilde stürzt sich in Siegfrieds Arme.
Der Vorhang fällt.)
SIEGFRIED:
Laughing, you wake
in gladness to me!
Brünnhilde lives,
Brünnhilde laughs!
Blessed the days
that shines around us!
Blessed the sun
that lights our way!
Blessed the light
that dispels the night!
Blessed the world
where Brünnhilde lives!
She wakes, she lives,
she greets me with laughter.
All my light
in Brünnhilde’s star!
She’s mine forever,
she is my joy,
my wealth, my world,
my one and all!
Light of our loving,
laughter in death!

(Brünnhilde throws herself into Siegfried’s arms.
The curtain falls.)